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Fescle, Melchior.
kannt, obgleich er der Oberdeutschen Kunst Ehre macht, und
von Mannlich stellt in seinex-"Beschreibung der churpfäilzischeu
Gemäldesammlung 180a nur seine Unkunde dar, wenn er sagt,
dass der um 1550 arbeitende unbekannte Maler Martin Fesele ei-
nen Begriff von den) gebe, was die Iiunst in ihrer Iiindheit ohne
Hiilfsmittcl und grilncllichen Unterricht seyn konnte. Zu jener
HZeit lag die IIunSt in Deutschland keineswegs in ihrer liindheit,
sie hatte vielmehr eine hohe, eigenthiimliche Stufe erreicht. Siehe
Dr. Iiuglefs Skizze, Albrecht Dürer, seine Vorgänger und Nach-
fblger- in dessen Museum von 1836. Mannlich nennt ihn Martin;
dieses tbat, Wahrscheinlich auf dessen Autorität, auch Lipowsliy
im bayrischen Iiiinstler-Lexicon, und beiden folgt Fiorillo in der
Geschichte der zeicbnenden Iiiinste in Deutschland. DißSßr Künst-
ler hiess Melchior, wie aus der Inschrift seines Grabsteines in der
IFranZiscaner-Iiirche zu Ingolstadt erhellct. Auf diese Inschrift
machte der geistliche Iäath und Professor Mcilinger in München
"aufmerksam, und daher findet man in der neuen Auflage des Ver-
zeichnisses der kiinigl. Gallerie zu München von 182g den Tauf-
inamen Martin in Melchior abgeändert. Dieses hat auch Brulliot
in der neuen Auflage des Dict. des monogr. I. 1992 gethan, und
"da, so wie in den bayrischen Annalen 1855 S. 151 , in Meilingcfs
'Bericht über diesen Künstler, ist die Grabschrift abgedruckt. Sie
lautet: Anno 1558 den 10ten Tag Aprilis starb der Erber und
kunstreich Maister, _Melcher Fcsclen Mahler. Dem Got Gnad.
Das Alter dieses Künstlers ist nicht angegeben, und auch seinen
Geburtsort kennen wir nicht, doch wissen wir mit Sicherheit das
Sterbjahr, und Lipovvskfs Angabe, dass der liiiustler um 1550
gearbeitet habe, wollen wir als Druckfehler erklären.
Die königl. bayrischen Sammlungen bewahren Gemälde von der
Hand dieses Künstlers, unter denen die Belagerung der Stadt Rom
unter Porsena, in der königl. Gallerie zu München, das bedeu-
tendste, ist. Auf demselben Bilde ist auch die Clelia vorgestellt,
wie sie mit ihrem Gefolge nach der Rettung aus dem Lager vor
wdem jrömischeu Consul erscheint, und es sind daher die Angaben
Fiorillds und Lipowsky's zu berichtigen, da letzterer aus Einem
Gemälde zwei macht. Dieses Gemälde trägt das Monogramm des
Iiiinstlers und die Jahrzahl 1529, die wir auch auf dem berühmten
Bilde Altdorferhs lesen, welches den Sieg Alexander's über Darius
vorstellt, und dadurch angeregt, malte Fesele vermuthlich sein
'Gemälde. iWir finden darin denselben Reichthum, und eben so
fein und geschmackvoll behandelte ßGestalten, wie in Altdorfefs
Meisterwerk. Nur dem poetischen Scbwunge seines Vorbildes
konnte Fesele nicht folgen.
Der geistliche Bath Meilinger in München besitzt eine merk-'
würdige altdeutsche Originalzeichnung, welche denselben Gegen-
itand darstellt, nur weicht- sie von dem Bilde in der Composition
ab- Die Umrisse sind mit der Feder gezeichnet und die Sßbilttell
mit Tusch angegeben. Der Reichthum der Figuren ist unermess-
lich, die Köpfe "sind charakteristisch und bedeutungsvoll, und die
Gestaltexnanatomisch richtig bezeichnet. Auch von der Luftpcr-
spektive ist ein verständiger Gebrauch gßnlilcht- Der Name oder
das Monogramm des liiinstlers findet sich auf diesem Folioblatte
nicht, sie gehört aber nach dem Urtheile von Kennern in Geist
und Styl dem Fesele an.
In der laönigl. (Eallerie zu Schleissheiln ist von ihm ebenfalls
ein grosses Bild mit der Eroberung der Stadt Alesia oder Alexil
durch Cäsar in Gallia Lugdunensi, mit der Aufschrift: