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Falo on et,
Stephan
Moritz.
suchte sich überhaupt in den Besitz jedes Mittels zu setzen, das
zu seiner intellektuellen Bildung erspriesslich war, und sie ging
mit der künstlerischen Hand in Hand. Mittlerweile wurde Falco-
net auch Professor an der Pariser Akademie und endlich Rektor.
Unter seinen Werken, welche er nach Vollendung des Crotonaten
ausfiihrte, sind besonders die Figuren von Pygmalion und einer
Badenden zu erwähnen. Diese Gestalten fand man so schön und
graciüs, dass sie häufig in Gyps abgegossen werden mussten, um
m ganz Europa den Blick an diesen Modellen weiden zu können.
Gleiches Lob erhielt auch sein drohender Amor. Indessen stellte
er nicht allein mythische Gestalten dar; er fertigte auch religiöse
Gebilde. Für St. Roc fertigte er einen hinscheidendenChristus und
für den Altar der Frauenkapellc in derselben Iiirche stellte er die
Verkiindigte und Moses und David dar. In die Invalidenkirche
kam sein St. Ainbros, der dem Theodosius den Eintritt in die Ca-
thedrale zu Mailand irerweigcrte, weil er so eben seine Hände in
das Blut von siebentausend Thessaloiiikern getaucht hatte. Alle
diese Figuren erhielten wegen des bezeichnenden Ausdruckes Lob.
Im Jahre 1766 wurde Falconet an den Hof der Catliariua II. von
Russland eingeladen, um die Reiterstatue Peter des Grossen zu fer-
tigen. Dieser berühmte Coloss, welcher den Czar zu Pferde vor-
stellt, wie er über eine sich windende Schlange hinreitet, nimmt
unter den plastischen Werken, welche Catharina aufstellte, die
erste Stelle ein, und wurde vielfach besprochen. Der Künstler
nahm die junge Bildhauerin Maria Collot mit sich nach St. Peters-
burg, und diese modellirte den Kopf der grossen Statue. Falco-
net blieb drei Jahre in Petersburg bis der Guss vollendet war, aber
er arbeitete hier wenig mit dem Meissel. Zu dieser Zeit beschäf-
tigten ihn verschiedene Schriften über die Theorie der Iiunst, als
Einwendungen gegen die Critik seiner Werke, und um das Sy-
stem Vviiickelmannß, Mengä, Caylus, Jaucurfs u. a. über die Ma-
lerei der Alten zu bekämpfen. Catharina fand Gefallen an seinem
Unigange, denn Falconet war geistreich, und daher lud sie ihii
oft in die Eremitage ein. Sie beehrte ihn auch oft mit Briefen
und auf den Hofbiillen unterhielt sie sich häufig mit ihm , wobei
sie ihn ihren Gevatter und Beichtvater naiiiite. Diese Harmonie
dauerte fast bis zur Vollendung der Biesenstatue in Bronze, dann
wurde die Kaiserin für den Künstler unsichtbar, und selbst bei
seiner Abreise fand ei- nicht Gelegenheit, ihr seine Dankbarkeit zu
bezeugen. Die Ursache dieser ngnade ist nicht bekannt; man
glaubt aber die Böswilliglieit eines Höflings habe sie ihm zugezo-
en. Auch dürfte der etwas verunglückte Guss der Iieiterstatue
dazu beigetragen haben.
Im Jahr 1778 kam Falcoiiet nach Paris zurück, doch beschloss
er seine liiinstlerlaufbahn, da er genug Ruhm geärndtet zu haben
glaubte. Er weihte jetzt seine Zeit der Ordnung seiner literari-
schen Werke, beschloss aber noch eine Reise nach Italien, wo er
bisher noch nicht gewesen war. Schon war der Tag der Abreise
bestimmt, als ihn 1735 ein heftiger Schlaganfall für immer davon
abhielt. Doch starb er erst 1791. S0 berichtet die Biographie uni-
verselle, und es scheint daher die Angabe in der Bibliothek der
redeiiden und bildenden Iiünste I. 207 irrig zu seyii, wenn es
heisst, dass Falconet selbst in RUDI für einen der ersten Bildhauer
egoltcn habe. Es wird dieses bei Gelegenheit eines Gescheiikes
des Künstlers an die Bibliotiiekzii Bern gesagt, und der Referent
scheint veriiiuthot zu haben, (lass Falcoiiet wirklich in Rom gewe-
sen sei. Das Geschenk Falconefs bestand in einer verkleinerten
Abbildung der Gruppe des Laukoon.