Johann
und Hubert
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war ehedem in der Capelle des Stadtbauses zu Gent. Im Jahre 1796
wurden diese Bilder mit vielen andern Gegenständen durch die
Franzosen verkauft; I0 kamen sie in die Hiinde des H. Higette.
und von ihm erstand sie Hr. Aders in London, der jetzige Besi-
tzer. Diese Bilder sind von grossem Interesse, da sie uns alle
Cümpositionen des innern Altarbildes zusammengeben, Wälffßlld
sich die des Originals sowohl, als die der Copie von Coxcie in
verschiedenen Händen befinden.
Im liönigl. "Museum zu Berlin, sind, wie bereits erwähnt, Studie
von dem Hauptwerlte der Briider van Eyck, nämlich von dem großg-
sen Altare in Gent: die gerechten Richter, die Streiter ChYiSl],
die singenden und musicirenden Engel, die heil. Einsiedler, die
heil. Pilger.
Ausserdem findet sich in dieser Sammlung noch ein Christusläßpf,
der mit den bezeichneten Fliigelbildern ehedem in der Sollfschßn
Sammlung war. Er ist durchaus typisch, mit gescheiteltem Haare
und gespaltenem Barte, von einem Heiligenschein in Gestalt einee
Iireuzes umgeben. Man liest auf dem Gemälde: Juhes de Eyck m8
fecit et appleviit anno 1458.
Hohe Werke vonJohann van Eyck bewahrte die Boisseresäsche
Sammlung, die jetzt ein Besitzthum des König Ludwig von Bayern
ist. ln dieser Sammlung war das jetzt im Bildersaal der St. Mo-
rizkapelle zu Nürnberg befindliche Bildniss des Cardinals Carl von
Buurbon, Erzbischofs von Lyon, und Nelienk Philipp des Guten
von Burgund. Der Cardinal, ein Mann von mittleren Jahren, mit
diinnem Hauptliaar und geschurenem Barte, kniet in einem schön
mit Holzwerk gezierten Betstnhl. Hinter ihm ist ein griiner, gold-
gestickter Teppich und das bourbonische Wappen. Er hat den pur-
purgefiitterten Hernielinltragen iiber die Brust, und die lsliinde sind
zum Gebete zusammengelegt. In diesem Bilde sind die Umrisse
scharf angegeben, aber ausserordentlich wahr und lebendig. Bei
strenger Zeichnung herrscht grosse Freiheit in der Ausführung,
Helle der Farben, und doch grosse Rundung und Transparenz, be-
wirkt durch die sorgftiltigsten Lasuren. Wir erkennen in diesem
Bilde den vollendeten Meister.
Drei andere Gemälde derselben Satmnlung stellen ebenso viele freu-
dige Momente aus dem Leben Mama's dar: die Erscheinung des
Engels, ein Bild von wundervoller Anmutli; die Anbetung der Kö-
nige und die Darstellung iin Tempel. Das Hauptbild, die Anbe-
tung der Könige, zu welchem die andern als Flügel gehören, ist
[i Scb. 5 Z. hoch. Es zeigt die Maria mit dem Iiinde unter den
Ruinen eines mit Strqh gedeckten und zum Stall eingerichteten
'l'einpels, wie links die liönige nahen, von denen der _Aelteste
schon kniend dem Iiinde andachtsvoll die Hand küsst. Seln Kopf
ist das Bildniss Philipp des Guten von Burgunä- De? letzte der
liiinige ist statt des Mohrenkönigs, der bräunliche, trotzige Held
Iiarl der Iiiiline. Ihn beseelt nicht Andacht, wie die beiden iibri-
gen, und er nimmt den Turban ab, ohne noch recht. zur Anbe-
tung entschlossen zu seyn. In den Kleidern dieser Könige herrscht
verschwenderische Pracht. Die Maria hat der Künstler in diesen
drei Darstellungen verschieden aufgefasst. Auf dem Flii elbildc
der Verkündigung erscheint sie als fromme Jungfrau, auf der An-
betung derliönige als Mutter eines Iiindes und in der Darstel-
lung im Tempel als Matrone.
Eill anderes Bild der Boissereäschen Sammlung stellt unter der
Gestalt Hllbßrfs van Eycli den Evangelisten St. Lucas dar, wie 91'
zufolge der Legende die Heilige malt.
Die Bilder dieser Sammlung prangen noch in den schönsten Für-
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