Eyck ,
Johann
und
Hubert
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ein eigenes Lnhgedicht, das an einem Pfeiler gegenüber angehef.
tet wurde.
Ueber den Stifter dieses Bildes brachte C. v. Mander eine ir.
rige Meinung in Umlauf. Dieser Schriftsteller sagt nämllüh, Iihilipp
der Gute habe das Gemälde gestiftet, allein dieses ist unbegrundet,
denn es hat sich in neuester Zeit, durch die ehedem abermal-
ten, jetzt sichtbaren, Inschriften der Bilder erwiesen, daSS Judo-
cus von Vyd in Gent, ein Mitglied der Familie der Pameler fler
Stifter des Bildes sei. Van Mander dagegen sagt, dass Philipp
der Gute, der 1420 als Herzog von Burgund und Graf von Flan-
dern zur Regierung ltam, dem Johann van Eyck wegen seiner An-
muth der Sitten, und seines klaren Verstandes willen in Freund-
chhaft gewogen war, und dass er den Künstler an seinen glänzenden
Hof gezogen habe. Auch sollte er ihn mit seinem Bruder Hubert,
der Traditionedes van Mander zufolge, 1434 oder 1435 aufgefor-
dert haben, ein Kunstwerk zu liefern, dessengleichen an Bedeut-
samkeit und Umfang noch nie gesehen worden war. Es sollte die-
ses die Anbetung des Lammes scyn, deren Vollendung Hubert nicht
mehr erlebteßund erst nach seinem 'I'ode wurde das Gemälde am
Altare der Familienkapelle des J. Vyd aufgestellt.
Beschreibungen von diesem Werke findet man mehrere, beson-
ders von Dr. G. F. VVaagen im Iiunstblatte 182-1 Nro. 25 27.
Passavant gab in seinem Werke S. 372 eine schöne Abbildung im
Umriss.
Dieses Altarbild bestand ehedem aus 12 Tafeln, die dem Bilder-
sturme glücklich entgingen, und das Ganze war bis zur Zeit der
allgemeinen französischen Iiunstpliindernng beisammen; 17911. aber
mussten die vier Mittelbilder nach Paris wandern, die acht übri-
gen wurden von den Domherren der St. Kairo-Kirche dem Späher-
blicke entzogen. Sechs davon jedoch wurden 1817, zu einer Zeit, wo
die Hauptbilder schon wieder in Gent Waren, unbefugter Weise
in Abwesenheit des Bischofs an den Gemäldehändler Neuwenhuys
um 6000 Fr. verkauft, und dieser iiberliess sie neben einigen an-
dernalten Bildern an Hrn. Solly um 100,000 Fr. In neuester Zeit
wurde die Scillfsche Sammlung ein Besitzthum des Königs von
Preussen, und daher sind sechs dieser Tafeln im königl. Museum
zu Berlin zu suchen. In Gent sieht man noch das Hauptbild mit
der Anbetung des Lammes, die einzelnen Gestalten des ewigen Va-
ters, der Jungfrau lVIaria und des Täufers Johannes, vier Bilder,
die _zusammen die ganze Mitte des innern Altars bilden. Sie sind
jetzt wieder an ihrem alten Platze aufgestellt, die zwei äussßfßll
Theile des Altars aber, die Gestalten von Adam und Eva, bewahrt
die Geistlichkeit der Kirche.
Der mittlere Theil dieses Altars, zeigt in der untern, dem Prie-
ster am nächsten gelegenen Region, die Anbetung des Lammes,
das in einer reichen Taandächatt von der grössten Frische und Iilar-
heit auf einem Altarsteine stehtfwie das Blut aus seiner Brust in
den Kelch strömt. Der Altar ist zunächst von Engeln umgeben
und im Grunde nahen, vom himmlischen Jerusalem her, auf der ei-
nen Seite die männlichen, auf der andern die weiblichen Märtyrer
mit der SiegessPalme. Im Vordergrunde erblickt man zur Rechten
vom Lamme den geistlichen, zur Linken den weltlichen Stand in
Anbetung. In der Mitte ergiessen sich aus der Säule des Brunnens
sieben Wasser-strahlen. '
Dieses Gßmälde hat schon vor Alters an den untern Theilen ger-
litfen, 59 dass 1550 Lancelot Blondeei von Brügge und Johann
Schoreel VOII Utrecht zur Ausbesserung berufen wurden. Diese
beiden lYIßiSlßF gingen sehr sorgfältig zu Werke, und sie liessell