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Eyck ,
Johann
und
Hubert
Rosen von einer andern, blau gekleideten, heil. Jungfrau empfängt.
Hinter ihnen stehen liebliche Engel, die Instrumente spielen und
ein vierter hält unter einem Strahl Wasser eine Schüssel mit
Iiirschen. Den Hintergrund füllt grüsstentheils die Facade einer
dem heiligen Michael geweihten Kirche. Innen ist die Iiirehe hell
beleuchtet, während dichtbelaubte Biiulne einen dichten Schatten
auf die äusserc Umgebung werfen. Das linke Flügelhild zeigt
die heil. Agnes, mit einer andern Heiligen auf grüner Wiese wan-
delnd, im andern Flügel kniet vorn Johannes der Evangelist mit
dem Kelche, hinter ihm pflückt ein Engel Rosen, und noch weiter
sieht man unter Orangenbämnen einen Jünger Früchte pflücken,
die eine Jungfrau in ihr Kleid aufnimmt.
Dieses reizende Bild ist auf das sorgfältigste ausgeführt; die
Farbe ist mehr mild als kräftig, die Schatten sind bräunlich, in
den Formen und Bewegungen ist öfters eine gewisse Grazie, 0b-
gleich die Gesichtsbildun en vielmehr etwas Eigenes, denn Schönes
haben. Die einzelnen Tieile sind zu gross gehalten, und die Au-
gen sehen etwas starr. Passavant sagt, dass dieses Bild unbezwci-
felt den Charakter habe, welchen das Gemüth und die Hand ei-
ner Frau zu bezeichnen pflegt.
Aders besitzt auch eine alte Copie des Genter-Altares mit dem
mystischen Larnme, von welchen wir unten handeln werden.
.In der Sammlung des Grafen von Shrewsbury zu Alten Tower
bei Ashbourn ist ein kleines Bild mit Flügeln, von Johann van
Eyck gemalt. Im Mittelbilde ist Maria mit dem liinde, welches
in einen dunklen Wams und Bock gekleidet ist, auf dem rechten
Flügel die heil. Agnes, auf dem linken St. Johannes.
Ein anderes Madonnenbild dieses Künstlers ist im Corsham l-Iouse
bei Bath. Maria in einem blauen Mantel sitzt mit dem Christus-
kinde auf dem Sclioosse in der Mitte, St, Anna ihr zur Rechten,
St. Catharina zur Linken, letztere wie eine Königin gekleidet, in
einem herrlich wallenden Gewande. Joseph steht hinter der Ma-
Iria, auf die Gruppe schauend. Spiker spricht in seiner Reise durch
England 1818 II. 168 mit der grössten Bewunderung von diesem
Werke. Es ist 2 Sch. 5 Z. hoch und 5 Sch. 5 Z. breit.
In der Sammlung der Handzeichnungen des brittischen Museums
ist die halbe Figur der heil. Barbara in runder Kopfbedeckung.
Diese Zeichnung dürfte nach Passavant den Namen mit Recht
tra en.
Iäi der Akademie zu Brügge sind drei köstliche Bilder von Jo-
hann van Eyck._ Das erste zeigt Maria auf dem Throne sitzend
mit dem Christkind auf dem Schosse, welches einen grünen Papa-
gei bei sieh hat, und Blumen in der Hand hiilt. Links steht der
heil. Donatus in einem grünblauen mit Gold (gelb) durchvvirliten
Gewande, rechts steht St. Georg in goldner Rüstung, und vor ihm
kniet der Canonicus van der Paele (de Pala), der Stifter des Bil-
des. Er hat ein weisses Iileid an mit einem grossen Pelze, der
auf den linken Arm hcrabfällt; in seiner Rechten hält er ein Ge-
hethnch und eine Brille. Dieser ältliche Mannust so vortrefflich
gemalt, und so lebendig, dass nach Passavant dann das Leben selbst
scheint übertroffen zu seyn. Den Grund bildet der Chor einer
Kirche im Baustyl des zwölften Jahrhunderts. Die Färbung ist sehr
kräftig, die Schatten etwas braun und das Ganze mit einer Liebe
und Treue behandelt, welche die höchste Bewunderung verdienen.
Das Iiind ist etwas mager, denn den nackten Formen fehlt die ge-
hörige Fülle und Rundung; sonst sind die Proportionen richtig.
{Die Figuren haben halbe Lebcnsgrösse. Auf dem Rahmen sind