Volltext: Dumet - Gallimard (Bd. 4)

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Johann 
und 
van. 
Hubärt 
die Hände reichen, welche die Treue zusammengab. Endlich malte 
er nach C. v. Mandefs _leugniss__auch viele Bildnisse, welche alle 
höchst mühsam und fleissig ausgefuhrt sind, und sehr häufig schöne 
landschaftliche Hintergründe haben. (Vcngl. Dr. Waagen über Hu- 
bert und Johann van Eyck, S. 15g ff.) 
In der Anordnung verfuhr Johann van Evck symmetrisch, und 
Göthe (liunst und Alterthum-I. 17. 175.) ist iin_ Irrthum, wenn er 
sagt, dass er sich des Begriffes der symmetrischen Coinposition 
entäussert habe. Nur später, nach Huberfs Tod, der wahrschein- 
lich absichtlich noch mehr der alten Weise huldigte, tritt bei grös- 
serer Mannigfaltigkeit die Symmetrie zurück, immer aber ist aus 
dem frühern symmetrischen Verhalten etwas zurückgeblieben, was 
den härtern individuellen Ausdruck mildert, und fast überall iin- 
det sich noch ein Anklang an das mystische zurückführen des Gan- 
zen auf einen Mittelpunkt, der spiiterhin freilich nicht mehr durch 
die Anordnung, wohl aber durch die Farbenharmonie und durch 
einen leuchtenden Gegenstand, in dem sich das Entferntcre spie- 
gelt, und der mehr oder weniger wirklich die Mitte des Bildes 
einnimmt, bezeichnet ist. Die Symmetrie trug neben der naiven 
Auffassung der Natur sehr viel bei, um jene Schönheit und Grazie 
zu erhalten, die 11115 bei Van Eyclfs Bildern anzieht. (S. Schnaa? 
se's nieder]. Briefe S. 317.)  
In J. v. Eyck's Bildern sind mehrere Köpfe erweislich Bildnisse, 
und die meisten haben wenigstens ein portraitartiges, individuel- 
les Ansehen und sie sind von ausserorclentlicher Mannigfaltigkeit 
der Züge, was sich vornehmlich an dem Genterbilde zeigt, wo 
von ungefähr 550 Köpfen, jeder von allen übrigen verschieden ist. 
Auch hat jeder seinen bestimmten Charakter, viele sind zugleich 
von sehr schönen Zügen. Nur die höchsten Ideale der christlichen 
Religion haben in der Regel nicht jenes individuelle Gepräge, es 
findet sich aber doch solches. So hat z. B. die Madonna der Bois- 
seröäschen Sammlung ein gänzlich portraitartiges Ansehen, und sie 
ist keineswegs schön zu nennen, iwiihrend der Künstler im Kopfe 
der lYIaria zu Gent eine ldealiti-it des Charakters und eine Reinheit 
in der Form erreicht hat, wie man diese selbst nur bei den be- 
sten Meistern aus der florentinischen und römischen Schule zu se- 
hen gewohnt ist. Nur in der Darstellung des Christus und des 
augenscheinlich bei ihm nach demselben gebildeten Gott Vaters, 
hä-lt er sich durchgängig, was den Kopf anbelangt, streng an den 
überlieferten Typus, wie seine Cliristusköpfe zu lBriigge und Ber- 
lin, und sein Gott Vater zu Gent beweisen. 
Was von dem Individuellen seiner meisten Köpfe in Formen und 
Charakter gilt, das gilt auch von ihrem Ausdruck. Wenn derselbe 
in einer Rücksicht nach den verschiedenen Charakteren auf das Ge- 
naueste moililicirt ist, so ist er es in einer andern nach der Weise 
und in dem lVIaasse, in welcheiu Jedes an der vorgestellten Hand- 
lung Theil nimmt. Von den Hauptpersonen, deren Seele auf das 
lebhafteste afficirt ist, bis zu den geringsten Nebenliguren, welche 
eigentlich nur körperlich zugegen zu seyn scheinen, fühlt man, 
dass er fiast jedesinal das erreicht hat, was er wollte. Diese; ist 
nur bei einer sichern und richtigen Zeichnung möglich und eine 
solche finden wir bei seinen Hüpfen Last durchgängiin 
 Mit der hohen Vollendung derselben stehen die iibrigen Theile 
des Leibes, besonders die Extremitäten in einem grellen Ggiren- 
Satze, denn wenn die Iiürper schon in ihren Haupgvel-hältnizsen 
richtig, ja zuweilen edel zu nennen. sind sie doch durchaus zu 
dürftig und mager und in Einzelnheiten selbst nicht ohne Fehler 
in der Zeichnung". Am unangenchinsten fällt dieser Uebelstand bei
	        
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