Volltext: Dumet - Gallimard (Bd. 4)

mit Oelfarbe übergehen könne. Dieses Verfahren war langweilig, 
und daher ist es wahrscheinlich, dass eine wenig anwendbare Ar; 
der Malerei nach und nach wieder in Vergessenheit gerieth, oder 
dass sie vor der viel beqnemeren Tempera in ihrer Unvollkommen- 
heit nicht aufkommen konnte. Indessen fuhren einzelne Männer 
mit Versuchen fort, und gelungener waren diese schon zur Zeit 
des Cennino Cennini di Drea, der schon 1437 seinen Trattato della 
pittura schrieb, wenigstens könnte diese am Ende der laurentiani- 
sehen und vatikanischen Handschrift stehende Jahreszahl auf die 
Vollendung der Schrift deuten. Diesen Codex gab Cnv. Tambrom 
im Druck heraus; er bediente sich aber der unvollkommenen Hand- 
schrift des Vatikans, und daher wurde er getadelt, dass er den lau- 
rcntianischen Codex nicht damit verglichen habe. (S. liunstblatt 
1321 Nr. 45 , 55; Anthologia di Firenze 1821, 567 Hi). Das Auto- 
graphutn ist verloren, und die älteste Abschrift, wahrscheinlich um 
1500 entstanden, 1st in der Riccardianischen Bihliotheck zu Florenz. 
Dieser Cennino di Drea war ein Zeitgenosse des van Eyck, aber es 
ist nicht anzunehmen, dass letzterer, angereizt durch seine Vorschrif- 
ten, auf dieErfintlung der wahren Oelmalerei gerathen sei. In Italien 
machte man, wie Vasari im Leben des Agnolo Gaddi, des Mei- 
sters von Cennini, benachrichtet, noch ein Geheimniss daraus, 
welches in seinen Folgen durchaus von keiner so grossen Bedeu- 
tung hätte seyn können , wie später in Italien das Verfahren 
des van Eyck geworden. Die Verbreitung der Oelmalerei kann aus 
den Niederlanden nach Italien, und dort finden wir diese Weise 
zu malen zuerst in glücklicher Anwendung, nämlich in der VVerk- 
stäitte der Brüder van Eyclt, und daher ist Vasari nicht zu sehr zu 
tadeln, wenn er den Johann van Eyck den Erfinder der Oelmalerei 
nennt. Doch ist dieses nicht von der Mischung der Farben mit 
Oel zu verstehen, denn diese kam schon früher in Anwendung, son- 
dern von der wahren Behandlune der Oelmalerei. Somit 
ist van Eyck der Gründer des guten aolorits für ganz Europa e- 
worden, und darauf gründet sich die Sage von seiner Erfindung der 
Oelmalerei. Doch war es sicher nicht Johann ganz allein, der die 
Sache zum glücklichen Resultate führte, es wirkten wahrscheinlich 
beide Brüder mit vereinten liriifteil zum Gelingen derselben, und 
nur Johann, der iVeltberLihmte, sollte allein die Ehre der Erfin- 
dung davon tragen. Dass die Versuche der van Eyck mannigfaltig 
waren, können wir auch aus Vasari abnehmen; denn er sagt, dass 
(lohann Versuche mit verschiedenen Farben angestellt, und als ein 
in der Chemie erfahrnei: Mann auch mit der Bereitung verschiedener 
Oele sich beschiiftiget habe, um Firnisse undandere Dinge zu machen- 
Des Firnisses bediente er sich schon frühe, aber dieser, musste sehr 
langsam trocknen, denn der Künstler sah sich genöthigt, die Bil- 
der an die Sonne zu stellen, und wie es scheint lange; denn ein- 
xnal riss ihm die Hitze sogar das bemalte Bret auf. Dieser Um- 
stand soll ihn bewogen haben, auf ein Mittel zu sinnen, das ihn 
des Firnisses und des 'I'roeknens an der Sonne enlhebe. Das Re- 
sultat seiner Bemühung war die Erfindung der wahren Mischung 
der Farben mit Oel, die er im Verlaufe seiner Uebung zu immer 
grösserer Vollkommenheit brachte, und schon vor der Zeit. in 
welcher Cennini di Drea seinen 'l"raktat über die Malerei schrieb. 
Er hat das Verdienst, die Zubereitung und Anwendung der Farben 
zu einer Vollkommenheit gebracht zu haben, worin man ihm un- 
geachtet der Fortschritte der chemischen Wissenschaften bis auf 
unsere T4159 kaum nahe gekommen ist.  
Man sagt, dass die Brüder van Eyck fortwährend ihre Erfindung 
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