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Erhard ,
Johann
Christoph.
und den Gebrüdern Beinhold eine Fussreise nach Salzburg und
Berchtesgaden, verfertigte_ dort neben sehr vielen Bleistiftzeichnun-
gen auch mehrere geistreiche Studien in Wasserfarben und führte
nachher zu WVien 1819 vier Platten in grossenl Format nach den
Studien aus, welche er sich in jenen Gegenden gesammelt hatte.
In demselben Jahre folgte er auch seinem treuen Freunde Beinhold
nach Rom. Hier befand sich E. auf dem Felde, das seinem Talente
eine unerschöpfliche Ernte versprach. Er fasste die herrlichen Rui-
nen und Ansichten von Rom und der Umgcgend, besonders aber
die Campagna in ihren manniglaltigen Linien und Formen vor-
trclilich auf, und sammelte eine Menge Studien, welche dafür
sprechen. _Aber leider war auch dies schöne Land der Schauplatz,
wo ihn sein trauriges Schicksal ereilte. Der hcisse Sommer 1820
und das, römische Clima, vereint mit der allzugrosscn Anstrengung
seines Geisies, wirkten naehtheilig auf seine Gesundheit. Er wurde
zurückgezogen und düster und verfiel in eine gefährliche Gexnüths-
kraukheit. Er glaubte seine Arbeiten gefielen nicht mehr, eine ins Stu-
cken gerathene Unternehmung, bei welcher er auf längere Zeit be-
schiifftigt zu seyn gehofft hatte, schlug ihn nieder und mit tiefem
Schmerze sahen seine beiden Freunde den trefflichen Jüngling
in den beitlagenswvürdigcim Zustand mehr und mehr versinken.
Der Kronprinz von Baiern, der sich damals in Rom aufhielt,
interessirte sich sehr für den Kranken und nur durch die unermü-
detc Thätigkeit des hiedizinalralhes Dr. Bingseis, der als Leibarzt
den Kronprinzen begleitete, ward er endlich so weit hergestellt,
dass er um der Hitze auszuweichen mit seinen Freunden 1821 sich
in die Gebirge von Olevano begeben konnte. Er fing auch daselbst
wieder zu zeichnen an, die Gegenstände aber waren nur mit zit-
ternder Hand ausgeführt. Seine beiden Freunde kehrten jetzt nach
Deutschland zurück, ohne Erhard zur Mitreise bewegen zu kün-
nen. In diese Periode fallen die sieben Stationen in Jerusalem, die
er nach den Zeichnungen des Architekten Gau in Oktavform zu
dessen malerischer Reise nach Aegypten und Nubien radirte und
zwei griissere Platten zu dem nämlichen bei Cutta in Stuttgart er-
schienenen Werke. Später noch radirte er zwei Platten nach ei-
genen Zeichnungen aus der Gegend von Olevano.
Die Anfälle seiner Melancholie kehrten wieder und erreichten
einen solchen Grad, dass er denselben unterlag. Er konnte sich
von seinen trüben Ideen nicht mehr losringen und endete am Mor-
gen des 18- Januars 1822 durch einen Pistolenschuss.
Er hiuterliess neben mehren Platten auch eine grosse Anzahl
Zeichnungen von Rum und der Umgegend, von Salzburg, Wien
und Nürnberg, wvelchc sich im Besitze seines Bruders, des Arztes
Dr. J, B, Erhard befinden.
Erhard war kein sklavischer Nachahmer der Natur, so treu
er ihr blieb; er wusste sie in höherem Geiste aufzufassen und
die Gegenstände mit einem wahrhaft poetischen und idyllischen
Charakter zu bekleiden. Seine Radirnadel ist frei und leicht, sie
ist nicht wild, sondern so zart und weich mit der kalten Nadel
und dem Stiche] verciniget, dass seine Blätter wirklich zu dem Ge-
fühltcsten und Wahrsten gehören, was die malerische lYIanier aus
den neuesten Zeiten aufweisen kann, so wie sie auch gegen iil-
tere Kadirungen mit Ehre gehalten werden dürfen, Die Welt ver-
lor an ihm nicht nur einen trefflichen Künstler, sondern auch einen
edlen Menschen, der sich bis an sein Ende rechtlich und untadclhaft
bewies und sich ein bleibendes Denkmal, durch seine Werke ge-
stiftet hat.