Dughül,
Nicolans.
563
verliess er endlich gegen 1615 Paris, und begriisste sein geliebtes
Italien. Er lebte noch 25 Jahre in Ilonngeliebt und geachtet, und
sah nie mehr seinVaterland. Dieses verlor in ihm seinen grössten
und gelehrtcsten Iiiinstler.
Poussiifs Aufenthalt in Rom fiel in die Zeit der Oberherrsehaft
der Carraccikchen Schule; er folgte aber nicht dem Style (lerselben,
sondern suchte sich, vornehmlich durch das Studium der Antike,
einen eigenen Weg in der Iiunst zu bahnen. Er ist der erste,
der sich bestrebte Form, und Aeusserlichlaeiten von den Denhmii-
lerii der alten Iiunst zu entnehmen, allein er blieb auch so zu sa-
gen allein in seiner Richtung; denn er fand keine unmittelbaren
Nachfolger, weil der zunehmende, conventionelle und ausgearlete
Geschmack selbst das Ansehen jener Kunstwerke mehr oder minder
verdrängte. Nach ihm wurde die Malerei, anstatt wie in der schö-
nen Zeit in den verschiedenen Ländern auch verschiedene und
eigenthiimliche Friichte zu tragen , in dem Umkreis von ganz Eu-
ropa nach denselben allgemeinen Regeln betrieben, so dass auch
die Bilder dieser Art aus allen Iäintlern sich ungemein ähnlich
sind. _Die glückliche Reformation, die gegen das Ende des töten
Jahrhunderts die Dlalcrci durch die elilelitische iWIethude der Gar-
racci, so wie durch den Realismus des lYlichcl Angclo da Carra-
vaggio erfuhr, hatte im folgenden Jahrhundert ihren Einfluss ver-
loren und die Iiuhst begnügte sich mit erburgtcm Pomp ohne in-
nern Gehalt.
Poussin hat in den meisten seiner VVerhe die Landschaft mit
dem Historischen vereiniget, beide Gattungen zugleich in grosser
Bedeutung hervorgehoben, um ein Ganzes der liunst in vollem
Umfange zu geben. In einigen Bildern ist die Hauptwirkung auf
die Figuren , in andern auf die Landschaft berechnet, aber immßf
stehen beide in dem schönsten Einlalange. In landschaftlichen Ge-
mälden werden Nicolaus und Caspar leicht und oft verwechselt;
doch der erstere macht seine Landschaften durch Architekturwerke,
Strassen, Tempel n. d, g]. zu geschichtlichen. Auch in der Dar-
stellung der Naturlsörpei- selbst, der Baumgruppen, der Blätter und
Stammformen verfolgt er das Eigenthiiinliche so, dass man Incl-
ncn möchte, das vor Augen Gestellte habe nur einmal und gleich-
sam fiir einen gewissen Zweck existirt. Ihm kommt in Betrelfder
Landschaft eine eigene Stelle zu, indem er den heroischen Stylm
diesem Fache, wozu der Saainen freilich schon in llafaefs Lugglßfl
ausgestreut lag, welchen Annibale Carracci und Dominichino mit
lliicksicht auf das Titiaxiische Colorit zum Iieini gebracht hatten,
durch eine gelehrtere Betrachtung des Costüins und des Clmias,
besonders in Rücksicht aufArehitelitur, einen klassischen Ernst er-
thcilte, und hiebei wurde er der Vater des Styls in der Landschaft,
den wir in den Werken seines Schwagers und Schülers Caspar
Poussin bewundern. Dieser Zeitpunkt ist derjenige, in ffVClChem
die Landschaftsmalerei in Rom zu ihrer gliinzenclsten Hohe gü-
langte. Es bliihten damals neben den beiden Poussni auch Clillldß
Lorrain, H. Swaneveltl und S. Rosa. Paul Brill ist der ülfere
Künstler, der zur Abtheilnng der Landschaftsmalerei in ein eigß-
nes Fach den VVeg gebahnt, die bezeichneten Iiunstler über haben
derselben die Grlinzen eines eigenen Gebietes bestimmt.
Unter seinen Zeitgenossen schützte Poussiu vornehmlich denDü-
minichiiio. mit dem er auch durch sein Streben _nach ausdructlts;
voller Composition die meiste Verwandtschaft zeigt. _Er
jenen an Reiehthuin der Erfindung, besass aber weniger ß "als:
als derselbe. Seine Werke sind vielmehr Produlilß des Ventil" c
3G l"