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Dürer ,
Albrecht.
Dürerk Nachfolgern in Farben ausgeführt, und daher finden sich in
verschiedenen Gallcricn Bilder dieser Art, welche Dürefs Namen
führen.
Mit dem Jahre 1511 sind noch einige andere Holzschnitte Dii-
rer's bezeichnet; darunter auch die grandiose Composition der hl.
Dreifaltigkeit, mehrere heil. Familien u. a.
Zwischen den Jahren 1507 und 1513 ist eine Reihenfolge ltleiner
Iiupferstiche entstanden, welche eine dritte Darstellung der Passion
enthalten. Der grösste Theil derselben fällt in das Jahr 1512 und
viele Blätter sind noch um so interessanter, als sich hier überall
die eigenhändige zarte Durchführung des Meisters zeigt.
Interessant sind auch verschiedene andere in Kupfer gestochen:
Blätter und darunter ist der berühmte Iiupferstich mit Ritter,
Tod und Teufel, 1513 gcfertiget, vor allen zu nennen. Dieses
Blatt glaubt Professor Kugler für die bedeutendste Produktion er-
klären zu dürfen, welche die gcsannnte phantastische Richtung der
deutschen Iiunst hervorgebracht hat. Die Phantasie bildethier und
zunächst ohne alle weitere Beziehung und Symbolik, die" ei ent-
liche Grundlage des wvundersamen Gedichtes, aber sie ist zugiieich
überwunden und einer höheren liraft, der Kraft des männlichen
Willens, unterworfen, und somit in ihrer wahren Bedeutung dar-
cstellt.
g Neben der Jahrzalil des Bildes steht ein S. und daher hat Dürer
wahrscheinlich in dem Ritter ein Portrait des Franz von Sicltingen
dargestellt, nur istles nach Dr. lingler in diesem Bezuge für Si-
chingen ein Ehrenbild, und nicht, wie man angibt, eine Allegorie auf
die ihm vorgeworfene hartnäckige Bosheit. Von andern wird er
insgemein als der "christliche" liitter bezeichnet; aber auch diese
Angabe passt nach Iiuglers richtiger Behauptung nicht; denn es
ist nichts vorhanden. was einen speziellen Bezug auf christliche
Beligionsübung andeutete.
Im Jahre 1514 fertigte Diirer ebexifalls mehrere vorzügliche Hu-
fferstiche: die allegorische Gestalt der Melancholie von eigenthüm-
ichexn Reiz, das personifizirte Grübeln und Briitcn über unver-
standene Gedanken charakteristisch dargestellt. Den Gegensatz bil-
det das gleichzeitige Blatt mit St. Hieronymus in der Studierstube,
eine in tiefen Gedanken versunkene Gestalt, um sie herum die man-
nigfachsten Apparate, aber über das Ganze ist eine Anniuth und
Heiterkeit ausgegossen, welche alle Träume, alle wesenlosen Ge-
stalten der Einbildungskraft fern hält, und uns das wirkliche Le-
ben einfacher Häuslichlieit in seiner liebenswürdigen Gestalt zeigt.
Vom Jahre 1514 bis in die 20ziger Jahre erschienen auch verschic-
dene Iiupfersticlie von Madonnen und Aposteln, und 1515 das
grüsste Holzschnittwerltb die Ehrenpforte des Kaisers Maximilian ,
ein Werk mit einer unendlichen Fülle historischer Darstellungen,
Portraitfiguren und bunten Ornamenten. Die Architektur ist ba-
rock und phantastisch in der Form, doch sind die Ornamente im
Einzelnen eschmacltvoll, merhwiirtlig aber ist die Reihe von Bild-
nissen, wdlche die Vorgänger und die Vorfahren des Kaisers von
Julius Cäsar und dem Merovinger Chloclivig an, und seine gesammte
Verwandtschaft darstellen. Der Iiiinstler konnte hier nicht nach
vorhandenen Bildnissen arbeiten, und doch ist die Manigfalti keit
charakteristischer Köpfe ausserordentlich. Die historischen im"-
stellungen enthalten Glanzmomente im Leben des Kaisers, in wel-
chen jedoch mehr der Ilistoriograph, als der liünstler hervor-tritt.
Aber auch letzterer hat in glänzender Weise die ungemcinc Be-
vyeglichkeit seines Geistes gezeigt.