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Albrecht.
Dürer ,
Demselben Jahre verdanken wir auch das Bildniss Wvohlgemntlfs,
ein seltsam scharfes, knochiges, strenges Gesicht, in der k. Galle-
rie zu Schleissheim, mit folgenden WVorten Diirers:
„Dies hat Albrecht Diirer abkontretet nach seinem Lehrmeister
Inichll wulgemuth im Jare 1515 Ynd er was {Z2 Jar vnd hat ge-
lebt pis mag zelet 1519 Jar, du ist er fcrschiden an St. endres
dag fri ee ie sun awlf gyng."
Die lebensgrosse nackte Lucretia von 1518 in der Schleissheimer
Gallerie ist nur Aktfigur, aber merkwürdig ist das gleichzeitige Ge-
mälde des ägodcs der Maria in der griillich Frieefschen Gallerie
zu Wien. ie ieil. Jungfrau ist das Bild der Maria von Bur-
gund, _der ersten Gemahlin des Kaisers Maximilian, und alle an-
ern Figuren sincbßildnisse merkwürdiger Zeitgenossen. darunter
auch jßIlßSvdeSblialßßrä.1131652? innig empfundene Gemälde ist gut
gfhällßlhgßlrl ledäultrelnqler Vän-läingl und auch durch hraft der
ar e un curci c on neit (er eic inung anziehend.
Im Jahre 151g fertigte Dürer ein bortrait des Kaisers Maximilian,
Bruätbßld mit dem Granatapfel. Es 1st im Belvedere zu Wien und,
nac r. Iiug er nicht ausgezeichnet. _
Auch mehrere-schöne Iinpferstiche brachte Dürer in dieser Zeit
zu Stande, und der Formschnitt war nicht minder reich an Ver-
vielfältigung von Compositionen dieses Meisters.
Vom Jahre 1510 sind besonders ein Paar treifliche Holzschnitte
zu erwähnen: Der Büssende vor dem Altare, wie er sich mit der
Geissel auf den entblössten Bücken schlägt und das Blatt mit dem
geriisteten Kriegsmann", den der Tod erfasst.
"lin Jahre 1511 gab Dürer drei Reihefolgen in Holz geschnittener
Blatter heraus, welche in den beiden vorangegangenen Jahren ent-
standen sind: die grosse und die kleine Passion, und das Leben
der Maria. Diese Werke erhliirtDr. Iiugler als das Vorzüglichste, was
von Diirefs künstlerischen Arbeiten auf unsere Zeit gekommen ist.
iIn ihnen treten fast mehr denn irgendwo die Andeutungen eines le-
betädiigenlgtlieliihlts Schönhäit, Adäl und einfache Vyiilrdc lliieräor,
un ie emen e p antastisc er un gemein urgeric ier u as-
siilm? nehmen eine mehr untergeordnete Stelle ein. Der leidende
eiand auf dem Titelblatte der grossen Passion, nackt mit der
Dornenkrone auf einem Steine sitzend, wie ihm einer der Kriegs-
knechte das Rohr reicht, ist eine Gestalt voll höchsten Adels und
von schöner Fülle. Auch der Krieger, im Costiini des Mittelalters,
höhnend und eifernd ist in trefflicher Entfaltung schöner Formen.
Christus ringt die Häinde und wendet das majestätische Haupt voll
göttlichen Erbarmens zum Beschauer. Das Titelblatt hat hier die
DarStßllung symbolischer Beziehung, es ist, nach Kugler, nicht
jener geschichtliche Moment der Verhöhnung, "sondern die fort-
dauernde Schmach, die dem Erlöser von dem Sunder vciderfiihrt-
äahfrt auclä bereits cäie ähbfltnßiilß aufdliiinällgen ulndl Bnge-
e_u ß Sln 1. 11 C1." TCUZ {Tagung CFSC. C11 'O ge Yl Lllfel"
mit der gleichen Darstellung Ralaefs (Spasuno di Sicilia) in Ver-
gleich, aber der cleutscheMeister steht vor dem gcreifteren Italic-
ner keineswegs im Schatten. Dur-er's figurenreiche Composition ge-
ävahitl ebenfalls (11191 vollklonnnenste UGbEFälCgllillällH-Slli dels Inhaltls],
ie arste Entwici ung (er lIandlunfr un ie esta t Ciristi stc t
sich bei Diirer noch bedeutsamer, würdevoller und als der eigent-
liche Mittelpunkt der Handlung dar. Von grosscr Majestät ist
auch der Heiland in dcr Hüllenfahrt, und trefflich gezeichnet die
nackten Gestalten der Erlöstcn; ilawe cn aber herrscht die aben-
a g