Volltext: Cleomenes - Dumesnil (Bd. 3)

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D i ircr , 
Albrecht. 
Dieses Niello ist von dem Stiche Diirers, den er 1494 verfer- 
tigte sowohl in der Grösse als in den Beiwerhen verschieden. 
Die bezeichnete Jahrzahl steht auf der Plattte, aber sie wurde we- 
gen der Aehnlichkeit der alten Zeichen [i und 7 von Bartsch 
P. gr. I. 90.) und andere für 149? genommen. Der Gegenstand 
dieses Blattes, das uns zugleich beweiset, dass Dürer schon lrii- 
he die Stecllßrliflllät geübt habe, wurde verschieden angegeben; 
denn im Stiche sind die Gottheiten nicht durch Attribute charakte- 
risirt. Einige erkannten nach Sandrart hier die drei Grazien , an- 
dere die Hexen am Sabbath, denn man sieht am Boden des Zimmers 
einen Todtenkopf und Knochen, im Grunde linhs den Teufel, eine 
Umgebung, die nicht für die Grazien stimmt, und wieder andere 
wollen in den vier nackten Gestalten Weiber erkennen, welche 
Gott antlehen , sie vor den Versuchungen des Bösen zu bewahren, 
denn man sieht auf dem Blatte die drei Buchstaben, O. G. 11., 
was „O Gott hilf" bedeuten könnte. 
Im Niello ist die Composition reducirt, die Göttinnen sind 
durch Attribute charahterisirt und dieses könnte von Dürer selbst 
bewerlistelliget worden seyn. Man hat niimlich ein Niello mit die- 
ser Darstellung ohne Datum und Namen, das von Diirer selbst 
herrühren möchte, und vielleicht war es gerade das Graviren in 
Gold und Silber und das Nielliren, was den deutschen Meister zur 
Uebung der Hupferstecherkunst gebracht hat, denn man weiss von 
keinem Künstler, bei welchem er diese liunst erlernt. Die C0- 
pie des anonymen Niello in derselben Grösse, mit der Jahrzahl 
1500, ist von Nicolaus Ilosex, der auch Nicoletto da Modena ge- 
nannt wird. Diirer fand schon frilhc Copisten seiner VVerke; 
denn das bezeichnete Blatt cnpirte auch Wenzel von Olmiitz, 
Israel von Meken und ein unbekannter Monograminist. Dass Dii- 
rer selbst niellirt habe, kann, obgleich nur Vermuthung, nicht uns 
bedingt verneint werden, denn ihm konnte als Silberarbeiter diese 
Kunst nicht unbekannt seyn. und daher möchte er sich hierin 
allerdings selbst versucht haben. Den Grabstichel führte er 150.1 
bereits mit Meisterschaft, wie dieses seine Darstellung von Adam 
und Eva beweiset, eines seiner vorziiglichsten IBliittcr, in dem 
bezeichneten Jahre entstanden. Im Formschnittc könnte Dürer 
schon 1498 schöne Proben gegeben haben, nämlich in der Offenba- 
rung des Johannes, die er in Compositioilc-n von hoher eigen- 
thiimlicher Vollendung in diesem Jahre herausgab. 
Zu Anfang des Jahres 1506 finden wir Diirer in Venedig, doch 
ist die Veranlassung der Reise nicht sicher zu bestimmen; denn die 
Behauptung, dass er hier den Marc Anton wegen des Nachstiehes 
seiner Passion verklagt habe, ist Fabel. 
Dürer erwähnt diiscs Umstandes in seinen an Pirlaheimer von 
Venedig aus geschriebenen Briefen mit keiner Sylbe, was auch nicht 
seyn konnte, denn Marc Antons Copien erschienen erst mehrere 
Jahre nach, Diirers Heimkehr , und zum zvveitcnmale sah er Vene- 
dig nicht. Auch ist die Sage unrichtig, dass Raymondi gezwungen 
worden sei, die Copien eigens als solche zu bezeichnen. Er hat 
dieses schon anfangs gethan, indem er sein ihm eigenthümliches 
Täfelchen darauf setzte, und nicht Diirers Monograxnm. Für die 
angeblich durch Marc Anton eigens bezeichnete Cupic galt sicher 
die sogenannte VVaesbergeNsehe Nachahmung, auf welcher das A 
Ditrers auf jeder Seite zwei Schenkel hat. 
In Venedig malte Dürer für das deutsche Haus die Marter des 
heil. Iiartolomiius, ein Bild, das später Kaiser Rudolph erwarb,
	        
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