Dürer ,
Albrecht.
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wagen des Kaisers, wie unter den Händen eines der geschihtesten
Technikers die Zeichnung verändert und umgestaltet wurde. Die
meisten Risse zu diesem Werke schnitt Hieronymus llösch wie
Neudörifer (Nachrichten etc. S. 47) benachrichtet. Die präcxse,
methodische, doch etwas kalte Manier, in welcher dieses grosse
Werk ausgeführt ist, wäre demnach, nach Bumohr. das Eigen-
thüniliche des berühmtesten unter den Formschneidern, 391'911
Dürer zur Ausführung seines Entwurfes sich bedient hat. Es drückt
sich überhaupt in den Holzschnitten, die nicht von Üürers eigener
Hand herrühren, mehr oder weniger die Schule desFormschneiders
aus. Jeder hat. den Contour und die Schraiiirnngen so gehalten,
als es seiner Hand am bequemsten war.
Die Vorzeichnung erscheint bei ihnen nicht in ihrer strengen
Eigenthümlichkeit, obgleich Üngßf und einige andere es behauptet
haben. Wäre eine solche Meinung gegründet, so dürften wir in
den Holzschnitten, welche die Meister selbst auf den Stock ge-
zeichnet haben, eben so viele unschätzbare Originalzeichnungen
besitzen und der Autheil der Formschneider wäre dann, wie n-
mohr (l. c. S. 6) bemerkt, an der Entstehung des Werkes nicht
grösser, als der des Aezwassers in den eigenhändigen Radirungen
der Meister.
Dass Dürer selbst in Holz geschnitten habe, geht aus seinen ei-
genen Worten hervor, die er auf den Beheimschen Holzschnitt bei
Wiederüberschichung desselben schrieb und welche zuerst gegen
Unger in Murr's Journal IX. 55 bekannt gemacht wurden. Hier
heisst es:
„Liber Her Michell beheim. Ich schick ewech dis Wapen wider,
bit lats also beleiben es würt ewchs so keiner verbessern den ich
habs mit Fleiss künstlich gemacht" etc.
Dürer redete hier sicher nur von der Heizplatte, die er selbst
mit Fleiss künstlich gemacht, und daher wollte er sie nicht mehr
verbessern, was man von ihm verlangte. Es haben sich auch in
neueren Tagen einige entschieden gegen Bartsch ausgesprochen, in-
dem sie annehmen, dass Dürer und andere Künstler, wie Holbein,
Burgkmair, Schäufelin etc. selbst in Holz geschnitten haben. Schon
Sandrart (Akademie I. 101.) gibt dieses zu und auch H. C. Arend
(gedeehtniss der ehren Albrecht Dürens, Gosslar 1728. ß- 6-, ferner
Heinecke (Nachrichten von Künstlern I. 150); Emeric David
(Musee Tran. par Robillard Ilk); die Biographie universelle VI.
515), W. Young Ottley An inquiry into the origin of engraving,
ll. Q. 8. 756); Heller Geschichte der Holzsch. S. 161 und Rumohr
spricht diese Meinung in seinem VVerke über Hans Holbein dem
Jiingern in seinen Verhältnissen zum deutschen Formschnittwcißn
nicht nur von seinem Meister, sondern auch von Dürer aus. Ei-
ner andern Ansicht ist jedoch der Reccrnscnt dieses Werkes: im
Iiunstblatt 1856, Nr. 1. der dieses nicht recht zugeben Will-
Ausgcmachte 'l'hatsache ist es, dass Dürer in Iiupfer gestochen
habe und zwar schon frühe; denn er hat bereits in derllvßrhstättc
seines Vaters als Silberarbeiter den Grabstichel handhaben gelernt,
Wir möchten fast glauben, dass er auch im Niello sich versucht
habe. Es existiren nämlich auf der k. Bibliothek zu Paris und im
Wfoodburn solche Werke (H. 2 Z. 2 L., ßr. 1 Z- 8 Weh
ehe der künstlerischen Composition nach Dürerin angehören.
Es ist dieses eine zu jener Zeit beliebte Dartellung der drei Got-
tinnen mit der Zwietracht, die im Begriile ist, den Apfel unlißl: S":
zu werfen. Die eine der Göttinnen trägt das Fiillhorn, vielleicht
die Venus; die andere charakterisirt die Ptauenfeder als Junm und
in der dritten mit dem Spiegel erkennen wir die Miucrvß-