Dossi,
Dosso.
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aber nicht dem Bruder, was letzterer jedoch nicht einsehen wollte.
Als Grottesken- und Landschaftsmaler aber ist dieser besonders zu
rühmen.
Diese beiden Briider erscheinen am Hofe Alfons, der friiher Ti-
tian beschäftigte, immer in gemeinschaftlicher Arbeit; denn der
Herzog zwang sie beide mit einander zu malen, obgleich sie im
beständigen Iiriege lebten.
Giovanni Battista war trotzig und sein Inneres, sagt Lanzi, war
seinem verwachsenen und ungestalteten Körper aufgepriigl. Immer
misswillig schrieb er dem Bruder dasNiithige, wenn dieses die ge-
meinsame Arbeit erheischte; mit einem Worte beehrte er ihn nie.
Diese beiden Briider arbeiteten im Gesandtenpzillast, wo Lanzi
noch unversehrte Verzierungen von Giovanni sah, und von ande-
ren erhaltenen Arbeiten dieser Iiiiustler, die sich im Landhause
Belriguardr) befinden, spricht Baruflaldi. Sie machten auch die
Cartons zu den Thzppichen für den Dom zu Ferrara und zu denen in
Modena, theils in S. Francesco, theils im herzoglichen Pallast.
Diese Teppiche stellen mehrere Unternehmungen der Estenser
dar, doch laniipft sich daran keine für die Dossi riihmliche Er-
innerung, wenn nämlich Vasari Glauben verdient, indem er berich-
tet, Ercolc d'Este habe zur Zeichnung der Cartons den Yordenone
eingeladen, weil er in Ferrara für Iiriegsgegenstlinde keine guten
Zeichner gehabt. Pordenone starb bald nach seiner Ankunft: an
Gift und Vasari hat die Dossi im Verdachte der That. Lanzi glaubt,
die Ferrarer Schriftsteller mögen diese Stelle Vasari's nicht beach-
tet haben , sonst hätten sie die Iiiinstler wohl vertheidiget, da sie
dieses auch mit einer andern Stelle desselben Schriftstellers gethan,
wo er sagt, dass ihre Arbeiten in einem Zimmer derlmperiale, ei-
nes Landhauses des Herzogs von Urbino, auf Befehl desFrancesco
Maria wegen der lächerlichen Manier vernichtet worden, und dass
die liiinstlcr mit Schande vom Herzoge geschieden seien. Man er-
widerte, dass blos der Bosheit der Nebenbuhler dieses Einschlagen
beizumessen sei; Lanzi aber glaubt, dass die Arbeit wirklich nicht
gut gelungen sei, und zwar durch G. Battistefs Schuld, der sich
hier als Figurenmaler zei en wollte, weil er auch in einem Hin-
tcrhause zu Ferrara dem äDossQ zum Trotz sich dieses beigeben
liess, sich dabei aber sehr linkisch benahm.
Indessen ist die Geschicklichkeit der Iiiinstler allgemein aner-
kannt und Ariosto hat ihren Namen nicht der Freundschaft, son-
dern der Verdienste wegen der Unsterblichkeit übergeben. Sie mal-
ten den Dichter und die Bilder zu dessen rasenden: Roland.
Von Oelgemälden Dusso's sieht man im Vaterlande ausser dem
Johannes auf Pathmos, ein Wunder des Ausdruckes, in St. Maria
del Yado zu Ferrara, jetzt wenig mehr. Lanzi sagt III. 207, dass
Dresden sieben und wohl die besten Bilder von ihm besitze; allein
diese sind verschiedenartig und ungleichen Werths, wesshalb nach
Quandt (Anmerk. zum Lanzi) Irrungen bei der Naxnenangabe zu
vermuthen sind.
Das kleine Bild, wo Christus als Knabe im Tempel lehrt, schreibt
Hirt (Iiunstbemerkungen auf einer Reise nach Dresden und Prag
S. 43) der Erfindung nach dem Ludovico Mazzolini zu, was Dr.
WVaagexl (I-Iofrath Hirt als Forscher S. 279) nicht zugibt, indem er
das Bild für das Original eines Ferraresers hält.
Ein Prachtstück der Dresdner Sammlung ist Dossds sogenann-
ter Streit der vier Iiirchenlehrer, oder die Betrachtung derselben
über das Geheimniss der unbeflecktenEmpfiingniss der Maria; Qhen,
in der Glorie, von Engeln umgeben kniet die heil. Jungfrau de-
muthsvoll, über deren Haupt der ewige Vater die Hände segnend