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Dolce,
Czu-lo.
Anmerkung zum Lanzi I. 214, so erscheint-n sie uns doch sehr
liebenswürdig. Dolce war auch schon anfangs ausserordenllich ge-
schätzt, nach Lanzi nicht so sehr wegen seiner Schönheit, als we-
gen seines Fleisses, womit er alles ausliihrle, und wegen des wah-
ren Ausdruckes zarter Regungen: wie des geduldigen Schmerzes
Christi und Mariens, der lieue eines biissenden Heiligen, der
Freude eine; Martyrers. Er hatte Sinn l'in- Schönheit und An-
muth, liebliche Zeichnung und eine Färbung von sanftem Ein-
klange, aber ihm fehlte die tiefere Empfindung, (lerSinn desHöch-
sten, Göttlichen, wie wir ihn in Rafael bewundern; denn diesen
kann auch die vollkummenste Technik, die Dolce besass, nicht
geben, sondern nur das angeborne Genie.
Grosse Bilder findet man von Carlo Dolce wenig, er bewegte
sich gerne im engeren Iireise. In Florenz sind noch mehrere sei-
ner Wcrhe und gepriesen das Bild der Poesie des Pallastes
Corsini.
In der k. Galleric zu Dresden sind drei vorzügliche Gemälde von
Dolce: Herodias mit dem Iiaupte des Johannes; Christus Brud und
Wein segnend, und das Lieblingsbild der orgelspielenden Cäeilia,
in höchster Andachtsstimnxung und mit grosster Delikatesse und
Schmelz des Pinsels vollendet. Iiiliaxi hat dieses Bild gestochen
und Zöllner selbes lithographirt.
In der G-iustiniaixischen Sammlung zu Berlin ist der geliebte Jün-
ger des Herrn, in dem Augenblicke (largestellt, wie er die Offen-
barung aufzuzeichnen beginnt; ein siisses Bild, voll Amnuth.
Ganz herrlich hat Dolce auch die Magdalena dargestellt, in dem
Augenblicke, wo sie zu dem Einschluss gekommen ihren bisheri-
gen Lebenswandel zu verlassen und das köstliche Oel ihrem himm-
lischen Auserwählten zu weihen. Die reuige Siinderin ist im Brust-
bilde zu sehen, wie sie mit gegen Himmel gerichteten Blick, das
Salbengefäss an den Busen presst. Giovita Garavaglia hat dieses
liebliche Bild schön in Kupfer gestochen und ein Blatt geliefert,
das mit dem Christus von R. Nlorghen und derMadonna von Hess
zu den besten Stichen nach Dolce ehört.
Auch in der k. Gallerie zu Nliintäien sind mehrere schöne Ge-
mälde von Dolcc und acht solche in der Eremitage zu St. Peters-
burg. Unter letzteren nimmt eine orgelspielende Ciicilia die erste
Stelle ein und dieses Bild wetteifert mit jenem in Dresden. Bei
Labenslsy ist es Nro. 35 im Umriss gegeben. Eine zweite Ciicilia
in derselben Gallerie war früher in Cassel, hierauf in Malmaison.
Die Heilige hat hier ein Notenblatt in der Hand und ein Engel
brinvt einen Lilienstrauss. In Petersburg ist auch der Johannes
aus ilougtunhall, ein Meisterstiick in Hellduilkel, bei Boydell ge-
stochen. Die k. Gallerie in München besitzt ein gleiches Bild.
Eines von Dolce's schönsten Bildern ist auch die heil. Catharina
in der Schönbordschen Gallerie zu Wien, und eines seiner aus-
gezeichnetsten ist in Blenheim die zum Himmel sehende Madonna
mit einem Sternenkranz, halbe lebensgrosse Figur. Berühmt ist
auch sein Bild in Burghleigh-House zu Lincolnshire und auch in
Straton sind drei äehte Bilder von Dolce, der überhaupt der Lieb-
lin der Engländer ist.
6er St. Marcus aus der Gallerie des Lucian Bonaparte ist jetzt
in der k. Gallerie zu Brüssel.
Ein Bild von ausserordentlicher Schönheit ist der Narcissus in
einer trefflichen Landschaft, 1820 im Besitz des Herrn Metier in
"Carlsruhe. -Riihrt dieses Bild wirklich von Dolce her, so gebührt
ihm eine hohe Stelle und er muss zu verschiedenen Zeiten ein fast
entgegengesetztes Verfahren befolgt haben.