Dies ,
Albert.
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mer gab, trat er im Friihjalire 1775 seine Reise an. Er war an
den Herrn von Pigage in Mannheim empfohlen, sah die Gallerie
Schwetzingen, und lernte den alten Verschaffeldt und F. Iiobbll ken-
nen. Dieser schlug ihm vor, einige Jahre in Zürich bei seinem
Freunde Wüst zu studieren und empfahl ihn an denselben. Pigage
empfahl ihn an G. de Meclleln in Basel, in dessen Hause er drei
Dllonate zubrachte, wo er denn auch Gemälde von Wüst sah, in
welchen er aber nichts als eine mühsame Nachahmung der Natur
erkannte, und vor denen er Leere empfand, indess Poussirsfs freier
Geist seine Empfindung mächtig hob.
In jugendlicher Verwegcnheit trat er 1775 ohne Kenntnisse der
italienischen Sprache, ohne andere Unterstützung als die 30 Du-
katen, die Reise nach Rom an und vollendete sie glücklich in den!
heissen Sommermonaten-
Indessen bemerkte er bald, wie unvorsichtig er gehandelt. Er
sollte sich nähren von der Landschaftsmalerei (bisher hatte er vor-
züglich den Menschen zum Ziel seines Strebens gemacht) und
musste sie selbst erst lernen. Aber er hielt den Muth aufrecht,
copirte mehrersfberühmte Gemälde, versäumte auch das Studium
der Figur nicht und zeichnete des Abends nach dem lYIodell. Drei
Jahre trieb er mit gleichgesinnten Freuden dieses Studium. Die
Gopie eines Gemäldes des Salvator Rosa, ursprünglich der schlech-
ten Beleuchtung wegen, worin das Original hing, nach einer Ha-
ckerfschen Copie gemacht, missiiel; nun übermalte er sie noch cin-
mal vor dem Originale selbst mit breiten und kühnen Strichen und
nun fand er an Piranesi einen so enthusiastischenBewunderer, dass der
bekannte Lord Bristol bald in den Ton einstimmte und nach sei-
ner bekannten Einseitigkeit nun durchaus einen Maler im Ge-
schmack Salvator Rosa's aus ihm machen wollte und es sehr,iibe1
nahm, an Dies so wenig Lust zu dem Ruf eines Nachahmers zu
finden. Dies schützte seine Genügsamkeit vor der Nothwendig-
keit häufiger Copien, dem Verderben so vieler junger Künstler.
S0 oft er 20 - 50 Dukaten beisammen hatte, lag er an der rei-
chen Isisbrust der Natur in den reizenden Gegenden von Alhano
und seinem geliebten Tivoli.
Seine grosse Fertigkeit in Aquarell zu zeichnen verband ihn ei-
nige Jahre mit dem redlichen Volpato, dem er bei seinem colorir-
ten Zeichnungswerk des Ducros und Volpato Hülfe leistete. Doch
eine schwere Krankheit und der innere Vorwurf, dass derlei Fa-
brikarbeiten, statt Künstler zu bilden, das Genie ersticken und
der wahren Kunst nur schaden, löste die Verbindung auf, aber
nicht die gegenseitige Freundschaft beider. Eine ungeschickte Be-
handlung einer Krankheit legte den Grund zu seiner nachherigen
Nervenschwäche. Genesen besuchte er Neapel, um eine dortige
Gegend zu malen. David malte zu dieser Zeit in Korn seine H0-
ratier und suchte Dies zu bereden, sich nach Paris zu. wenden; er
dankte es aber nachher der Vorsehung, den Axitrag ausgeschlagen
zu haben, denn kurz darauf folgten die Griiuelscenen der Revolution.
Nachdem er von einer zweiten Reise nach Neapel zurückgekehrtwar,
vereinigten er und seine Freunde Mcchau und Reinhard sich mit
Frauenholz, und gaben eine bekannte treffliche Sammlung male-
risch radirter Blätter heraus. Etwa in seinem 52sten Jahre hatte er
das Unglück, von zwei Flaschen im Dunkeln die unrechte zu er-
greifen und statt einer Medizin an ä Loth aufgelösten Bleizucker
zu trinken. Da keine Bleikolik folgte und desshalh ein unwissen-
der Wundarzt ihn versicherte, die Sache sei nicht mehr gefährlich,
so wurden alle zeitigen Gegenmittel versäumt, bis ein deutscher
Arzt ihn ein Jahr später mit der Gefahr seines Zustandes bekannt