Denon ,
Dominique
Vivant.
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R evolution einen Charakter der YVuth und Gewyaltlhiitiglteit entwickel-
10, die leider von allen grussen bürgerlichen Unruhen unzertrenn-
lich ist. Er flüchtete sich von Wleiiedig nach; Florenz, ging von
da nach der Schweiz, wo er ruhig zu- leben holftei. Uuisvllst-
Während seiner Abwesenheit waren seine Güter sequestrirt, und
cr selbst auf die Liste der Emigranten gesetzt Wordenß, Er hatte
den Muth der drohenden Gefahrjzu trotzen, undhehrte nach Pa-
ris zuriiclt. Hier befand er sich ohne Hiilfsinittel und ohne Freunde.
David, welcher damals grossen Einfluss hatte, zog ihn aus deraVer-
legenheit; dieser war beauftragt, die Zeichnungen, zu den republika-
nischen Costiimen zu machen, die man der Nation geben wollte; er
liess also Denen aus der Liste der Emigrirtcn streichen und-wirkte
einen Befehl aus, der ihm Liber-trtlg, diese Zeichnungen in Kupfer
zu stechen. Denon hatte, den Bleistift in der Hand, die schreck-
lichsten Epochen der Revolution durchlebt; ein unvorhergesehener
Umstand bot ihm. lVIittel dar, sein Talent zudauernclem, Ruhm
und Verdienst anzuwendem- Er hatte Bonaparte bei. Frau von
Beauharnois kennen gelernt undßsichvihmangeschlossen." Die ägyp-
tische Expedition wurde vorbereitet; er zögerte nicht daran Theil
zu nehmen, obgleich er damals schon im Alter von beinahe 50 Jah-
ren war. Der Muth und Eifer, den er vor dem aus jungen Leu-
ten voll Enthusiasmus bestehenden Heere zeigte, erwarb ihm all-
gemeine Achtung. Er machte den Feldzug in Oberägypten mit dem
General Dessaix. VViihrentl man sich schlug, nahm er Ansichten
auf und befestigte so das Andenken der Begebenheiten, deren
Zeuge er war. In diesem ganzen Feldzuge zeigte er eine ausscr-
nrdcntlichei Thiitigkeit; die Zahl der von ihm gefertigten Zeich-
nungen geht ins Unglaubliche. Mit Bonaparte nach Frankreich
zuriicligelaehrt, beeilte er sich sie herauszugeben. Das Werk hatte
hohes Interesse.
Etwa zwei Jahre nach seiner Ptiiclsltehr aus Aegypten ww'ard De-
nun von Napoleon zum General-Direktor der Museen ernannt,
und dieser Eroberer, der seinen mächtigen Scepter ganz Europa
fühlen liess, trug seinem Generaldirektor die Auswahl und Weg-
fiihrung der Iiunstschiitze aus den besiegten Ländern, und die Bil-
dung eines Centralmuseums in Paris auf. Dein Späherblick des
scharfsinnigen Renners entging auch nicht leicht ein Werlc von
Bedeutung. Doch der Zufall fiigte es, dass die beraubten Vdllter
die schmerzlich verlernen Schätze wieder grösstentheils an gewohn-
ter Stelle erblickten.
Als General-Direktor hatte er einen sehr wichtigen Einfluss auf
Iiunst und Iiiinstler. Ob Denon wohl seinen Beruf richtig aufge-
fasst und zur allgemeinen Zufriedenheit erfüllt habe? Einige sind
der Meinung, er habe die Iiiinste zu sehr zur persönlichen
Schmeichelei gegen den Kaiser angehalten und zu viele Gemälde
nur zu Gelegenheitsstüclten gemacht. Wie man übrigens von De-
non's Verwaltung urtheilen möge, so muss man doch allgemein als
wahr anerkennen, dass er mitten unter entgegengesetzten Interes-
sen und Eitelkeiten sehr wenig Feinde hatte, und man glaubt ver-
sichern zu können, dass er auch keines Menschen Feind war, _ob-
gleich er nicht immer die allgemeine PvIeinung über ausgezeichnete
Künstler theilte, z. B. über Girodet, dessen Unabhängigkeits-
Liebe die Rathschläge zuriichvviess, die der General-Direktor gerne
gab und durch deren Aufsuchung man sicher war, sich seine
Gunst zu erwerben. Unter Denon's Verwaltung und Leitung wur-
den zahlreiche und wichtige Monumente ausgeführt. Das bedeu-
tendste ist ohne Widerrede die zu Ehren der grosseil Armee auf
dem Vandomeplatz errichtete TK-iumphsäule. Diese Säule ist zwei-