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Denou ,
Dominique Vivant.
matische Laufbahn. Er hatte seine Neigung zum Vergnügen mit
nach Yetersburg gebracht; man fand ihn dort eben so angenehm
in der guten Gesellschaft; er erfuhr mitten unter den Festlichkei-
um alles, was der französischen Regierung über die Anorclnnngell
der russischen zu wissen interessant seyn konnte, und wurde bald
mit der Correspondenz der Gesandtschaft beauftragt. Nach dem
Tode Ludwig? XV- folgte Denon dem Grafen von Vergennes, dßf
den schwedischen Gesandtschaftsposten verliess, um in {Frankreich
das Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten zu übernehmen-
Dieser neue Gönner beauftragte ihn mit einer Sendung an die
schweizerische Eitlgenossßnschaft; er war damals 28 Jahre alt. Er
ging nach Ferney. um Voltaire zu besuchen, fand Zutritt bei dic-
sein Patriarchen der französischen Literatur, zeichnete sein Bild-
niss, das nachher von St. Aubin gestochen wurde, und gab späte?
eine Coinposition heraus, die man unter dem Namen le dejeuner
de Ferney kennt. Diese beiden Blätter veranlassten eine Corrcspon-
denz, worin Voltaire sich geistreich beklagte, dass Denon ihn viel
hässlicher gemacht, als er wirklich" sei. Denon folgte hierauf der
Gesandtschaft des Grafen von Clermont d'Amboise nach Neapel,
veriveilte daselbst sieben Jahre und versah zuletzt die Funktionen
eines Geschäftsträgers. Der schöne Himmel Italiens, der Anblick
der bewunderungstviirdigen Monumente erweckten aufs Neue in ihm
den Wunsch, die Iiünste zu studieren. Er ergab sich diesem Stu-
dium mit Eifer und beschäftigte sich besonders mit der Iiupferstc-
chcrkunst. Ein unerwarteter Umstand bot ihm Gelegenheit, sicll
seiner Neigung für die Iiunst zu überlassen. Der Abbc St. Nun
hatte eine Reihe von Ansichten aus Rom, in 60 Blättern heraus-
egeben; dieser folgten mehrere ähnliche Sammlungen und der
geifall, den sie fanden, bewog den Abbc die Beschreibung von
Grossgriechenland zu unternehmen. So entstand die Voyage pitto-
resque de Naples et de Sicile. Denon übernahm die Aufsicht und
schrieb das Tagebuch der Reise, lieferte jedoch selbst keine Zeich-
nungen. 'Der Abbe St. Non liess lIl Paris die Zeichnungen stechen
und gab sie mit einem Text begleitet heraus, der aus Denorfs Ta-
gebuch oft wörtlich geschöpft war. Denon scheint unzufrieden
mit den Veränderungen und Abkürzungen gewesen zu scyn, und
daher wurde der 'I'heil, welcher Italien betraf, ganz in die Anmer-
kungen zu der Reise von Swinburne eingerückt. Der übrige Theil
von Denon's Tagebuch, Sicilien und Malta betreffend, erschien
einzeln (1788), zehn Jahre nachdem die Reise war unternommen
worden. Das Werk ist jetzt äusserst selten.
Von Neapel ging Denon nach Rom, wo der Cardinal Bernis,
französischer Gesandte, einen glänzenden (Zirkel um sich vereinigte.
Der Tod des Herrn Vergennes machte Denozfs diplomatischer Lauf-
bahn ein Ende. Aber er war in Italien Iiünstler geworden und
der Rest seines Lebens blieb der Kunst gewidmet. Er kam nach
Paris zurück, verlangte in die Malerakademie einzutreten, übergab
sein Aufnahmestück (1787): die Anbetung der Hirten, nach Luca
Giordano , und ward aufgenommen. Dieses radirte Blatt, in wel-
chem er Rembrandt xiacliahrnen wollte, ist merkwürdig, weil es
den Zustand der Iiunst in jener Zeit bezeichnet; in unsern Tagen
würde gewiss kein Iiupferstecher sich durch ein solches Werk Ein-
gang in die Akademie verschaffen können. Ucbrigens hat er nach-
her Besseres geliefert.
Nachdem Denon Mitglied der Akademie geworden war, kehrte
er auPs Neue nach Italien zurück. Fünf Jahre war er bereits in
Venedig und wollte noch länger dort bleiben, als die französische