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Dnwe ,
Georg.
DEITVG, GGOPg, Maler und Kupferstecher, geb. zu London um
1731 oder 82, gest. 1829. Er widmete sich schon früh der liupfer-
stecherkunst und stach in einem Alter- von 14 Jahren die Portraits
der-Elisabeth und llllaria von Schottland nach Graham und im 20-
nach seiner eigenen Zeichnung das Monument des Dlarquis Corn-
wallis. Auch beschäftigte er sich mit dein Studium der Anatomie
und hatte sich so bedeutende Kenntnisse in dieser Wissenschaft er-
worben, dass man ihn als Chirurgus hätte berufen können.
Dawe hatte eine ausserurdentliche Liebe für die Studien. Virgil
war sein liebster Schriftsteller und er übersetzte einen grossieil
Theil der Werke dieSßSdJichtei-s; später lernte er auch französisch,
deutsch, russisch und italienisch. Sein erstes Gemälde, welches
den Achilles rasend iiber den Tod des Pati-olalus vorstelltc, erhielt
den Preis von der kdnigl. Akademie der schönen I-iüngte zu Lun-
doii. Dann malte er lflaemi und ihre beiden Schwiegertochter und
eine Scene aus Cllllllellllß." Dieses letzte Bild hat M. Hupe an sich
gebracht, dessen Familie uherhaupt viel zu Dawiäs Bckannljwgy-
dung beigetragen hat. Thomas Hupe kautte sein Gemälde der
Antlromache und liess von ihin das Portrait seiner Gattin fertigen,
welches später auch gestochen wurde. Von dieser Zeit an wollten
alle Reiche von Dawe gemalt seyn, und es würde ein langes Ver-
zeichniss geben, wollte man alle von ihm gefertigten Portraits an-
führen. Es befinden sich darunter die Bildnisse der Schauspielerin
Miss 0' Neil in der liolle der Julia, des Prinzen Leopold und
der Prinzessin Charlotte, des Ilerzogs von Wellington u. s. w.
Der Herzog von Iient nahm Dawe mit nach Brüssel; von da be-
gab er sich auf den Congress nach Aachen und malte daselbst meh-
rere fausgezeichnete Männer.
Hier bewog ihn der Iiaiser Alexander nach Petersburg zu kom-
mßiyllln eine Reihe von Gemälden zu verfertigen, wozu Alexan-
der selbst den Plan entworfen hatte. Er sollte alle die tapfern
Russen malen, welche sich in den letzten Iiriegen ausgezeichnet
hatten.
Dawe ging, nachdem er noch in Brüssel die Bildnisse des Prin-
zen und der Prinzessin von Oranien vollendet hatte, iin Jahre 1819
nach Russland. Er kann auf diesem KVege durch Deutschland und
fertigte überall Bildnisse der ausgezeichnetsten Personen; so musste
er in Coburg den regierenden Herzog und in VVeimar Giithe und
die Grossherzogin, Schwester des Kaisers Alexander, malen.
Dawe war neun Jahre mit Ausführung der vom Kaiser Alexander
ihni aufgetragenen Gemälde beschiiftiget. Die Gallerie, welche auf
dlesß Weise entstand, ist einzig in ihrer Art; sie beläuft sich auf
vierhundert Portraits, umgerechnet die drei in lebensgrossen Figu-
ren gemalten Bildnisse der Heerfiihrer Wellington, liutusoli" und
Bare ay de Tolly und das 20 Fuss hohe Bildniss Kaiser Alexan-
der's zu Pferd. Die Sammlung wurde in einer Gallerie im XVinter-
pallast zu Petersburg aufgestellt. Alexander ernannte Dawe zu sei-
nen Maler und die Akademie der Iiunste zu Petersburg nahm den
englischen Künstler unter die _Zahl ihrer Mitglieder auf. Man er-
zählt, dass Dawe wwihrend seiner grossen Arbeit mit unzählieen
Mühseliglieiten zu kämpfen gehabt, dass er tausendmal auf dem
Punkte gestanden, sein Unternehmen aufzugeben, dass aber Alexan-
der's Güte ihiu immer von neuem lVIuth gemacht habe.
Die ganze kaiserliche Familie liess sich von ihm malen, über-
diess musste er Copien von vielen Gemälden aus der Gallerie für
reiche Russen machen. Dawe gewann so viel Geld, als er nur
wollte und kam 1828 in sein Vaterland zurück. Einige Dlonaw
später ging er wieder auf den Continent, um die dort erhaltenen