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Daehling ,
Heinrich.
Iiinde auf den Stufen des Altares vor einem Marinorbild der Ma-
donna kniet, während sich ein Knabe und ein Mädchen ängstlich
an sie sehliessen. Dieses Bild ist wohlgelnngen in Zeichnung und
Farbe, schön und harmonisch. Ein früheres Bild, der Fischer und
sein Sohn, ist im Besitz des Königs von Preußen und ein ande.
res, die Erfindung der Malerei vcrstellencl, bßtellte 1351 der
Kunstverein zu Berlin-
Diige ist ein Iiimstler von bedeutendem Talente.
Daehlmg, Helnrlch; Historienmaler und Professor zu Berlin, wurde
1775 zu Harmmfer geboren. Sein Vater, ein Kaufmann, gehörte
zu dem burgerlichen Mittelstande, in welchem zur damalieen Zeit
die Bildung nicht eben iiber das Gewöhnliche hlllüllßglllgzilyul da.
her kam in Daehlings Iireis auch nicht viel von Kunst und was
ihr angehoret zur Sprache. Auch trat bei ihm, obgleich er von
Jugend auf eine Vorliebe zur Hunst iiusserte, erst dann der Ent-
schluss Künstler zu werden klar hervor, als er in seinem zehn-
ten oder eilften Jahre Gelegenheit hatte, die schöne Privatsamni-
lung von Gemälden des Grafen Brabeek in Hildesheim zu sehen.
Der Eindruck, den diese griissteiitheils aus sehr guten niederländi-
schen Gemälden bestehende Sammlung auf ihn machte, war starli
und bleibend und er hatte fortan nur den Wunsch die Iiiinstler-
laufbahn wählen zu dürfen. Seine Eltern stellten ihm nicht nur
keine Irliiiileriiisse entgegen, sondern sie suchten auch nach ihren
Kräften und Einsichten seinen Entschluss zu fördern. Zu dem
Ende erhielt er im töten Jahre Unterricht von gewöhnlichen Zei-
chenlehrern, von denen der eine ein sehr untergeordneter Künst-
ler war und der andere, ein gewisser Müller, 'l'alcnt, aber ausser
manchen praktischen Kenntnissen wenig Begriff von der höhern
Tendenz der Kunst und ihren darauf sich gründenden Bedürfnis-
sen hatte; auch beschränkte sich seine Iiunstausiihung meistens
nur auf Sliizziren. Bei dem Unterrichte eines solchen Mannes
kann an kein gründliches und umfassendes Studium zu denken
seyn und Daehling sah schon damals ein, dass _er zur Erreichung
einer höheren Stufe eines anderen NIGlStOYS bedürfe. Später ver-
schalTte ihm die Iiupferstichsammlung der öffentlichen Bibliothek
wesentlichen Nutzen, namentlich die ausgcmalten Blätter Volpatifs
nach den rafaelischen Loggien, und jetzt wurde der VVunsch in
ihm rege, eine Akademie besuchen zu lionnen. Seine Eltern wa-
ren nicht im Stande, ihn einige Jahre in einer solchen Anstalt er-
halten zu können und der junge Iillllßilßl" suchte daher sich von
Seite der hanriover'schen Regierung Unterstützung zn verschaffen.
Dieser Versuch misslang durch seine eigene Schuld, indem er, dem
Bathe seiner Freunde zuwider, nicht eine bereits fertige Cupie alS
Probe seiner Fähigkeiten vorlegen wollte, sondern keine eigene
Coinposition dazu wählte, die er ohne fremde Hiilfe in Oelfarbeil
ausfiihrte. Das Bild war bei aller Unvollkommenheit der Zeichnung,
der Farbe und Behandlung doch nicht verwerflich, allein dieser
Vorfall wies den Künstler auf seine eigene Hülle. Erst 1795 wurde
es ihm miiglich Berlin und die dortige Akademie zu besuchen, WO
er nach damaligen bei derselben wundcriieh strengen Begriffen
als njiihriger Jüngling in der nntersten Klasse seine Studien an-
fangen musste. Doelr wurde ihm schon im nächsten Jahre ver-
gönnt nach den dbgiisseii der Antiken zu zeichnen und auch der
Zutritt zu dem übrigen nothigen Unterrichte stand ihm offen, s0_
im nächsten Winter das Zeichnen nach dem lebenden lViodelle. Auf
diese Weise war zwar ein grosser Theil seiner Wunsche realisirl;
doch war seine Stellung als ausübender Künstler dieselbe, wie sie