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Dnednlus.
noch in ihrer alten VVeise, selbst bei der Darstellung. eines Men-
SChCn, bei denen BildwI-s die liiiclisichten nicht eiiilritten, welche
verhindern konnten, an den Gestalten der Götter etwas zu ändern.
Ist aber dieses, so folgt, dass jenes feste Gepräge nicht nur bei
einzelnen Gattungen, sondern dass es damals das Allgemeine der
Plißllli War und zwar noch i" der 55- 01-, Wo dem Arrhacliioii
der Unfall geschah, nur hundert Jahre vor Phidias, 560 vor unse-
rer Zeitrechnung. In derselben Zeit lebten die letzten jener alten
Meister, welche, Schiiler des Dädalus genannt, iladupqh den ßc.
stand seiner nrt und Weise in noch so später Zeit bestätigen. Bis
dahin war seit den ältesten Zeiten, d. h. seit wenigstens tausend
Jahren, die Iiunst in Griechenland dem alten Gepräge treu ge-
blieben, dem durch Glaube und Alterthiiin geheiligten Tlypiis der
bildenden Kunst. Aus 'l'hiersch Epochen der bildenden Iiunst un-
ter den Griechen S. 55 ff. gezogen.
Pausanias sagt, dass alle alten Bilder doziöaÄa genannt wurden,
und schon vor der Geburt des Diidalus, der daher seinen Namen
bekommen haben solle. Der bezeichnete Perieäet und Diudur von
Sicilien lassen ihn in Attika das Licht der Wet erblicken, Anso-
nius und Eustathius nennen ihn einen Cretanser, was nur daher
kommt, dass Dädaliis lange in Creta lebte. Thescus nennt ihn bei
Plutarch seinen Vetter, den Sohn der Merope, der Tochter des
Erechtheus und daher verleiht ihn Diodor der Familie der Erech-
tiden ein. Auch der Name seines Vaters wird verschieden angege-
ben; Plato und Dioclor nennen ihn lVIetion und daher bezeichnet
ihn Pausanias als Sprössling der Familie der lyletioniden, andere
nennen ihn Eupalamiis, dessen Enkel er nachDiodor's Angabe ge-
wesen, und Pausziuias gibt ihm den Beinamen des Palamaoniden,
lauter Namen, die einen verständigen, launstcrfahrneu Mann be-
zeichnen.
Dlidalus verliess der Sage nach Attika eines Mordes wegen, den
er an einem seiner Verwandten begangen, und floh nach Creta,
wo damals Minus herrschte. Dieser nahm den angeblichen atti-
schon Dädalus auf und nuri erscheint eine Verbindung der Kunst-
schulen von Attica und Creta unter einem gemeinsamen Urheber.
Dieses deutet auch auf einen gemeinsamen Ursprung derselben hin,
und was in der cretischen Sage denn Diidalus tritt jetzt in den
creterisischen Fabelcyclus vom Labyrinth, in der Gesetzgebung
des Minus und in andern Dingen auf Creta ägyptisch ist, bekräf-
tiget nach Thiersch S. 136 jene Stammverwandtschaft der bilden-
den Kunst in beiden Ländern. Auf Creta erbaute Diidalus das La-
byrinth aus phönizisehen Bergwerken und Stollengäxigeii und auch
den Moloch-Apis in demselben fertigte er, wovon die Sage von
der Pasiphae und dem Minotaur entstand.
Auf Creta erbaute er auch den Tempel der Britomartis , und in
Sicilien auf Befehl des Königs Cocalus Colyinbethra bei Agrigent,
bei Selinunt das Badhaus, und in Sardinien führte er fiir den Kö-
nig Jolaus prächtige Werke aus, die zu Diodofs Zeiten noch vor-
banden waren. Zu Capua und Cumä errichtete er dem Apollo
Tempel.
Von seinen Statuen erwähnen die alten Schriftsteller den Herku-
leg in Thebä, den er beim Tode seines Sohnes Icarus weihte; in
Labadea war von seiner Hand Trüphonius, zu Olus auf Creta die
Britomartis. zu Cnosus die Minefvß, in Delos die Venus, welche
Dädalus der Ariadne, letztere dem Theseus und, dieser den De-
liern weihte; lauter Holzbilder, die Pausanias noch erhalten sah;
andere aber waren schon damals untergegangen. In Cnosus zeigte
man einen Chortanz, den Dädalus nach Homer für Ariadne ge-