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Cranach,
Lucas
etc.
bayerischen Hause bediente, erweiset; Dieser liess einen Theil der
Blätter mit Bandzeichnungen von Dürer versehen, und Cranach
sollte den andern ausschiniicken. Letzterer wählte die Landschaft,
weil er sich wahrscheinlich im historischen Fache dem Diirer nicht
gewachsen fiihlte.
Seine vorziigliehstc Stärlse als Maler hatte er in Bildnissen; spre-
chende Aehnlichl-ieit und ausserordentlicher Fleiss sind hervor-stre-
bende Eigenschaften in denselbenz Auch in Darstellung von Thie-
rcn war er vorzüglich; er tiiuschte niil; einem gemalten Hirsch, so
wie mit einem Wildschweine die Hunde; seine Hasen, Fasanen,
Pfauen, Enten, Ilebhiihner u. s. w. schienen zu leben.
Seine Zeitgenossen riihmten auch von ihm, dass er eine beson-
dere Fertigkeit gehabt hatte, die Gegenstände aufzufassen und zu
entwerfen, wozu er nur lYIinuten bedurfte, Darauf hezieht sich
das VVort: Celerrinius auf seinem Grabsteine, und es ist uffenbar
falsch, dass es eelcberrinius heissen soll.
In seinen Wladonzien gibt sich die Unerschöpflichkeit der christ-
lichen Kunst recht auffallend kund. Er hatte fiir jedes seiner vie-
len lYI-arlonnenbiltier immer neue Gedanken, fand immer neuen
Ausdruck und fiihrte sie mit gleicher Liebe aus. Besonders treff-
lich ist sein Farbenauftrag, und daher sind seine Gemälde noch
jetztso frisch, als wiiren sie erst gemalt, und dadurch zeichnen
sie sich vor denen seiner Zeitgenossen aus. Ueberhaixptniachtsich
Cranach in seinen WVei-hen durch N1liY'CIäi1 in der Auffassung, ein
häufig nicht tingliiclsliches Bestreben nach Grazie, ungemeine Iiraft
und Klarheit der Färbung, und eine sehr sorgfältige Ausführung
geltend.
An Erfindnngsverinögexi war Cranach nicht arm , es gebrach ihm
aber an poetischcin Schwnngc der (Bedanken, wie auch an fein aus-
gebildetem (jeschmacke in seinen Darstellungen. Die Umrisse in
seinen Bildern sind mehr streng als pünktlich, als überhaupt rich-
tig; denn der liiinstler scheint seine Aufmerksamkeit mehr auf je-
des Einzelnc , als auf Darstellung des Ganzen in harmonischer Zu-
sammenwirkung der Theile gerichtet. zu haben. Dhruui findet sich
auch höchst selten ein von ihm gemaltes Gesicht, welches ganz um.
verschoben wäre; weil aber jeder Theil, einzeln betrachtet, mit
niusterhafter Treue nachgebildet ist, so wird auch der Blick des
Beschauers vom Ganzen aufs Einzelne iibergeleitet, und die besag-
ten Versehen stören nicht im Genuss des Werkes.
Als treuer Nachahmer der Natur liisstlCranach uns in seinen
Werken nicht allein Mannigfaltigkeit und NVahi-heit erblicken, sou-
dern er hat auch den Charakter rein und kräftigauszudrücken ver-
standen, wu dieser auf dem Wege der Nachahmung zu gewinnen
war- Einen Beweis dazu liefert das Bildniss Luthers und das des
Künstlers, aus denen lebendige Wahrheit spricht.
Beispiele vun gelungener Andeutung heftiger Leidenschaften koni-
rnen uns in Cranch's Bildern nirgends vor, aber oft scheinen ru-
hige Geiniithszustäntle uniiheistrerflieh, voll innern Lebens vorge-
stellt, dass man heinahmdas Kunstwerk vergisst und sich mit em-
pfindenden Wesen gegenüber glaubt.
Riicksiehtlieh auf die Form des Naehdenkenden scheint C. kein
ferneres _Wollen oder Streben gehabt zu haben, als mit möglich-
ster Treue die Natur nachzuahmen. Oft verliel er ins Magere,
weil wahrscheinlich Seine Nlodelle mager waren, falls aber diese
Wohlgestalten hatten, dann erhielten verhI-iltnissmiissig auch seine
Figuren im Ganzen, oder auch in einzelnen Theilen, gute Farmen-
Seixi Colorit ist in Betracht der grossen Wahrheit, welche in den
Lukaltinten des Fleisches herrscht, vortrefflich, mannigfaltig ab"