Volltext: Cleomenes - Dumesnil (Bd. 3)

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Cranach, 
Lucas 
etc. 
bayerischen Hause bediente, erweiset; Dieser liess einen Theil der 
Blätter mit Bandzeichnungen von Dürer versehen, und Cranach 
sollte den andern ausschiniicken. Letzterer wählte die Landschaft, 
weil er sich wahrscheinlich im historischen Fache dem Diirer nicht 
gewachsen fiihlte. 
Seine vorziigliehstc Stärlse als Maler hatte er in Bildnissen; spre- 
chende Aehnlichl-ieit und ausserordentlicher Fleiss sind hervor-stre- 
bende Eigenschaften in denselbenz Auch in Darstellung von Thie- 
rcn war er vorzüglich; er tiiuschte niil; einem gemalten Hirsch, so 
wie mit einem Wildschweine die Hunde; seine Hasen, Fasanen, 
Pfauen, Enten, Ilebhiihner u. s. w. schienen zu leben. 
Seine Zeitgenossen riihmten auch von ihm, dass er eine beson- 
dere Fertigkeit gehabt hatte, die Gegenstände aufzufassen und zu 
entwerfen, wozu er nur lYIinuten bedurfte, Darauf hezieht sich 
das VVort: Celerrinius auf seinem Grabsteine, und es ist uffenbar 
falsch, dass es eelcberrinius heissen soll. 
In seinen Wladonzien gibt sich die Unerschöpflichkeit der christ- 
lichen Kunst recht auffallend kund. Er hatte fiir jedes seiner vie- 
len lYI-arlonnenbiltier immer neue Gedanken, fand immer neuen 
Ausdruck und fiihrte sie mit gleicher Liebe aus. Besonders treff- 
lich ist sein Farbenauftrag, und daher sind seine Gemälde noch 
jetztso frisch, als wiiren sie erst gemalt, und dadurch zeichnen 
sie sich vor denen seiner Zeitgenossen aus. Ueberhaixptniachtsich 
Cranach in seinen WVei-hen durch N1liY'CIäi1 in der Auffassung, ein 
häufig nicht tingliiclsliches Bestreben nach Grazie, ungemeine Iiraft 
und Klarheit der Färbung, und eine sehr sorgfältige Ausführung 
geltend. 
An Erfindnngsverinögexi war Cranach nicht arm , es gebrach ihm 
aber an poetischcin Schwnngc der (Bedanken, wie auch an fein aus- 
gebildetem (jeschmacke in seinen Darstellungen. Die Umrisse in 
seinen Bildern sind mehr streng als pünktlich, als überhaupt rich- 
tig; denn der liiinstler scheint seine Aufmerksamkeit mehr auf je- 
des Einzelnc , als auf Darstellung des Ganzen in harmonischer Zu- 
sammenwirkung der Theile gerichtet. zu haben. Dhruui findet sich 
auch höchst selten ein von ihm gemaltes Gesicht, welches ganz um. 
verschoben wäre; weil aber jeder Theil, einzeln betrachtet, mit 
niusterhafter Treue nachgebildet ist, so wird auch der Blick des 
Beschauers vom Ganzen aufs Einzelne iibergeleitet, und die besag- 
ten Versehen stören nicht im Genuss des Werkes. 
Als treuer Nachahmer der Natur liisstlCranach uns in seinen 
Werken nicht allein Mannigfaltigkeit und NVahi-heit erblicken, sou- 
dern er hat auch den Charakter rein und kräftigauszudrücken ver- 
standen, wu dieser auf dem Wege der Nachahmung zu gewinnen 
war- Einen Beweis dazu liefert das Bildniss Luthers und das des 
Künstlers, aus denen lebendige Wahrheit spricht. 
Beispiele vun gelungener Andeutung heftiger Leidenschaften koni- 
rnen uns in Cranch's Bildern nirgends vor, aber oft scheinen ru- 
hige Geiniithszustäntle uniiheistrerflieh, voll innern Lebens vorge- 
stellt, dass man heinahmdas Kunstwerk vergisst und sich mit em- 
pfindenden Wesen gegenüber glaubt. 
Riicksiehtlieh auf die Form des Naehdenkenden scheint C. kein 
ferneres _Wollen oder Streben gehabt zu haben, als mit möglich- 
ster Treue die Natur nachzuahmen. Oft verliel er ins Magere, 
weil wahrscheinlich Seine Nlodelle mager waren, falls aber diese 
Wohlgestalten hatten, dann erhielten verhI-iltnissmiissig auch seine 
Figuren im Ganzen, oder auch in einzelnen Theilen, gute Farmen- 
Seixi Colorit ist in Betracht der grossen Wahrheit, welche in den 
Lukaltinten des Fleisches herrscht, vortrefflich, mannigfaltig ab"
	        
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