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Crana ch ,
Lucas
etc.
Granach, Lucas, auch Hranach, Müller und Sundcr
genanntn Maler, Kupferstechefwincl angeblich auch Formschneitler,
wurde 1472 zu Cronach im Bambergischen, nicht in Westphalen,
wie Basan und Strutt sagen, geboren. Mehrere Schriftsteller geben
irrig sein Geburtsjahr auf 1470 an; sie berufen sich auf Christ,
welcher in einer Abschrift von handschriftlichen Urkunden, die er
von einem Nachkommen des Lncas C. erhalten hatte, diese Jahres-
zahl vorgefunden haben soll. Dass dieses falsch sei, bezeugt seine
Grabschrift bei St. Jakob in Weimar, auf welcher angegeben, dass
Cranach 1555 im 81sten Jahre gestorben.
Den Namen Cranach hatte er nach der Gewohnheit damaliqei
Zeiten von seinem Gehurtsorte entlehnt, (leun sein eigentlicher Fa-
milienname war Sunder. Er wurde von seinen Zeitgenossen ge-
wöhnlich Meister Lucas, oder Lucas Maler genannt, und wahr-
scheinlich hat dieses die Irrung hervorgebracht, (lass er mit seinem
Familiennamen Miiller hiess.
Von Lucas ersten Lebensumständen ist uns wenig bekannt. Eben
so liegt noch im Dunkeln, ob er ausser der ersten Anweisung sei-
nes Vaters noch von einem andern berühmten lYleister unterwiesen
wurde. Dass er jedoch grosse Fortschritte in dieser Iiunst ge-
macht haben musste, erhellet daraus, dass er schon vor seinem
23sten Jahre zum sächsischen Hofmaler ernannt wurde. {In dieser
ehrenvollen Stelle diente er dem Churfiirsten Friedrich dem VVei-
sen, dessen Bruder Johann dem Bestiindigen und endlich Johann
Friedrich dem Grossmiithigen.
Aus diesen Ursachen ging er beinahe ganz fiir Franken verloren,
aber einen desto grösseren und wohlthätigerexi Einfluss hatte er auf
Sachsen, und man kann ihn als den Stifter der sächsischen Schule
mit Recht betrachten, denn vor ihm sah es in diesem Lande mit
der Iiunst noch sehr kiinnnerlich aus, und man kennt nur noch
die wenigen Namen: Strassburg, Albrecht Moller, Jorge Lewter und
Arnold, welche letztere selbst Zeitgenossen von ihm waren.
Im Jahre 1493 begleitete er den Churfiirsten Friedrich den Wei-
sen auf seiner Reise nach Palästina und zeichnete die merkwürdig-
sten Gegenstände, welche er auf dem YVege traf; es soll sich so-
gar in der Schlosskirche zu Wittenberg ein Gemälde befunden ha-
ben, welches die Städte, Schlösser und Gegenden darstellte, durch
welche die Reise ging. Dieses Gemälde ging zu Grunde. Nach
seiner Riicklaehr erhielt er den Auftrag, die neue Collegiatkirche
zu Wittenberg mit Bildern zu schmücken, wo er Gelegenheit hatte,
mit den beriihnuesten Künstlern in WVettstreit zu treten. Leider
wurde diese liirchc im siebenjährigen Kriege ein Raub der Flammen.
Nach Beendigung dieser Arbeit bekam er von seinem Churfiir-
sten den Auftrag, eine Reihe Bildnisse seiner sälnmtlichen Vorfah-
ren zu malen und die Heiligthiimer in der Stiftskirche zu Witten-
berg zu zeichnen, damit man sie in Holz schneiden könnte, die
dann 1509 in einem Buche erschienen. Zum Beweise seiner Zu-
friedenheit ertheilte ihm der Churfiirst einen Wappenbrief.
Cfanach wi-ihlte Vvittenberg zu seinem Aufenthalte, weil auch
Friedrich der Weise grösstentheils daselbst wohnte; "er verehelichtß
sich daselbst auch mit Barbara Brengbier, und verlebte [16 Jahre
in dieser Stadt. Durch die Rechtlichkeit seines Charakters, und
durch sein gutmüthiges sanftes Wesen erwarb er sich die allge"
meine Achtung seiner [VIithiii-ger, denen er von 1537 44 als
Bürgermeister Vorstand. Auch war er für seine Zeit ein sehr w0hl'
habender Mann, der mehrere Häuscr und andere Besitzungen
hatte.