Coxcie,
(Coxcis,
Coxein,
Coxis) ,
Blicke!
Michiel. 165
oder
In neuester Zeit haben Iiunstkenner die beiden Seitenflügel dßi
grossen Gemäldes am Hauptaltart: in der Iiirche St. Veit zu Prag,
von B. v. Orlay, als sein VVei-lt bezeichnet. S. Orlay.
Mit leichtem feinen Pinsel wusste Michael Coxcie seinen Gestal-
ten etwas hiichstGeftilliqes und Heiteres zu verleihen, und obgleiCll
man das kräftige, naturgetreue Colorit seiner grossen Vorgällgef
wohl zuweilen vermissen könnte, so ist es doch unmöglich, dem
Zaubci" seiner leicht aufgetragenen schönen hellen Farben zu W1-
derstehen. VVie unbeschreiblich reizend er seine weiblichen Gestal-
ten darzustellen , wie köstlich er sie zu schmücken wusste, bewei-
Sen zwei Gemälde, in der Boisserceschen, jetzt k. b. Sammlung,
die Abbildung der heil. Katharina und die der heil. Barbara.
Nichts kann lieblicher seyn, als diese beiden jugendlichen Iiöpll
chen.
Eigene Erfindung bei der Darstellung bedeutenden Momente In
Seinen grössern Compositionen war indessen nicht die glauzendste
Seite dieses sonst so treFflichen Meisters. Oft bei der Zusammen-
Stßllllng seiner Gruppen in Verlegenheit, half er sich mit seinen
als Italien gebrachten Studien, mit Erinnerung aus den Werken
seiner dortigen berühmten Iiunstgenossen. Desshalb war er hochst
unzufrieden, als Hieronymus Cock eine Sammlung von Iiupfersti-
chen nach Rafaefs Werlien herausgab, weil claillilirch oclfenbar gvuiäde,
wie sehr er diese, besonders bei seiner Darste ung er ster en en
Maria, benutzt hatte.
Bei seinem grosseu Ileichthum ward M. Coxcie dennoch nicht
lässig im Erwerb, und verschiniihte ihn selbst im Kleinen nicht.
So hatte er eine ihm eigene Art, eine weisse Wandvon oben bis un-
ten mit allerlei artigen Verzierungen zu bedecken, die er sehr be-
hende mit der liohle hin zu zeichnen wusste. Er liess sich dazu
durch kleine ihm angenehme Geschenke leicht bewegen. G] l
M. Coxcie erreichte in ununterbrochener Thäitidieit, in iiCt.
und VVohllebcn, die äusserste Grenze des menschlichen Lebens.
Als gesunder und riistiger Greis arbeitete er im gästen Jahre an
einem Gemälde im Stadthause zu Antwerpen, hatte aber das Un-
glück um diese Zeit eine Treppe herunter zu fallen, und starb an
den Folgen davon.
Coxcie zeichnete auch die 52 Blätter aus der Fabel der P5533410,
die Aufrustin von Venedig gestochen hat, in Verbindung mit arC
Antonrwie Einige glauben. Diese Blätter wurden von vielen der
Erfindung nach, aber wahrscheinlich nur aus Verwechslung mit
den verwandten Darstellungen in der Ifarnesäa, dem Riifaelllzuge-
schrieben, namentlich von Bottari, um von enoir in cr istnire
de la peinture sur verre; denn diese Zeichnungen wurden auch
zum Muster einer Reihe von Glasinalereien. Vasari sagt aber deut-
lich, dass Michael Coxcie diese Zeichnungen gefertiget habe,_ und
eben diese gehören zu des Künstlers besten Erzeugnissen. Sie cr-
innern an RataePs Weise, doch sind sie für diesen Meister zu ge-
rinne.
äoxcie und Bernhard von Orlay studirten beide den groisfn Rafael
beiihrei" Anwesenheit in Rom und während derselben hatten sie beson-
ders die sanften graziösen Motive aufgefasst. Jene clrjlßlllenllllüßll
und naiven Unregelinässiglteiten, welche die ältere I1unst_sich ner-
läubtß, musste daher verschwinden, wie Schnaasß In den nledßflilll-
dischen Briefen S. äig bemerkt, die Gestalten wlurtierL grölsswlerh,
schöner und richti er zuvleich die Gru im mc ir- ii ersicitic
und zierlich, und das lGanäe nahm einen Pniiilden freundlichen Geist
an. Allein der ernste, fromme, mystische Sinn, den die ältere
Schule in den van Eyekä und in Hemrnling gehabt hatte, war ver-