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Cosmatcn
oder
Cosimaten ,
die.
obigen Inschriften zu Folge, auf drei Grabmiiler, unter denen das
in S. Maria maggiore das bedeutendste ist. Johannes ist vermutli-
lich auch der Urheber des Grabmales eines Gaetani in der Iiirche
S. Magno von Anagni, und des Tabernackels über der Seitenthür
derselben Iiirche. Ebenfalls dem Denkmale in S. Maria maggiore
und noch mehr in Anagni auffallend ähnlich, und (lesshalb mit
VVahrscheinlichkeit diesem Künstler zuzuschreiben, ist das Grabmahl
P. Honorius IV. von 1296 in S. Alessio in Rom- D'Aginccurt legt
auch vorzüglichen Werth auf der Cosimaten musivische Geschick-
lichkeit, und so meint er denn auch, sie seien die Erfinder der Mo-
saik in Form eines Sterns (ötoiläe); jedoch haben die Cusiinateu
diesen Gebrauch vorgefunden und von den ältesten Zeiten an, wie
in Santa Saba, und vorzüglich in der Sakristei von Civitä Castel-
Iana, angewandt. Nach Cicognards Behauptung (I. 531. 33; wä-
ren das Grabmal der Iiönigin Jolnnta von Cypern, in der untern
Iiirche des Sagro Convento von Assisi (S. Cicognara XIX. 4) und
das des Palastes Bonifaz VIIL, in den vatikanischen Grotten (Ci-
cognara XXII. 3.) Arbeiten der Cosirnaten, und diese wieder dem
Grabmal Benedikt IX. in San Domcnico von Perugia (Cicug. XXI.)
und andern Werken des Giovanni Pisano so entschieden verwandt,
dass man die einen und die andern wenigstens derselben Schule
zuschreiben müsste; zunächst das Grabmal Bonifaz VIIL, das Va-
sari mit Entschiedenheit dem Arnolfo di Lapo zuschreiht. Was die
Ausführung des Grabmals der Königin von Cypern betrifft, so fin-
det man keineswegs die Eigenthümlichkeit der Cosirnaten, und so
bleibt noch immer übrig, nach dem Urheber des Monumentes zu
fragen. Vasari gibt dafür den Florentiner Fuccio an.
Cicognara, und nach ihm v. d. Hagen, behauptet, dass die Co-
simaten nur Schüler und Nachahmer der beiden Pisaner Niccola
und Giovanni gewesen seien, was nothwendig falsch seyn muss.
Denn da die Jahreszahlen der Gosimaten bis in den ersten Anfang
des 15ten Jahrhunderts hinnufreichen, die frühesten Arbeiten des
iiltern Pisaxiers aber erst in das Jahr 1225 fallen, so erscheinen
nach den genannten Autoren die Schüler älter als die Lehrer.
Dieser Zeitvergleich zeigt nun, dass von den _drei ältesten Mit-
gliedern dieser Familie, von den Architekten, keiner füglich in die
Schule der Pisaner habe gehen können. Auch Cosnias, der Enkel
des Laurentius, erscheint schon 1210 als Künstler, während Nie.
cola Pisano erst 1250 einen bedeutenden Namen gewinnen konnte.
Auch der spätere Sprössling dieses I-iünstlerstamrnes konnte sich
nicht nach Niccola gebildet haben; denn der Pisnner ahmt die An-
tike nach, und brachte es hier zur vollendeten Ausführung, wäh-
rend er in eigenen Vorwürfen schiilerhaft bleibt; der Cosirnatc hin-
gegen schloss sich wohl in manchen Stücken den Deutschen an,
war aber auch, vorzüglich in den Figuren, mit Einfachheit und
Geschick Sßlbstständig- Die Richtung des Cosimaten hat zwar mit
der des Pisaners Giovanni in mancher Hinsicht Aehnlichkeit, ohne
jedoch annehmen zu müssen, dass einer des andern Schüler gewe-
sen sei. Die Bildung beider wurzelte auf antikem Boden, den der
eine in den Werken seines Vaters, der andere in den gewaltigen
Denkmalen seiner Heimath fand; auf beide übte das durch ganz
Italien sich erstreckende Wohlgefallen an deutscher Bau- undl bil.
dender Kunst entscheidenden Einfluss aus. Ein Gegenbeweis 1315;:
sich sehr wohl aus einer etwas sorgfältigen Vergleichung des Kunst-
styls des Giovanui Pisano und des Johannes cOimag entscheidend
herleiten. Während es nämlich dem letzten an den inannigfach be-
wegten Stellungen, an den reichen und liiihngescliwungenen Ge-
wändern, an den kleinen Naturziigen, wie z. B. der Fleischlalten,