Corrardo
auch
Corradi
oder
Bigardi ,
Domenico.
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Verkündigung (die ersteren fast unkenntlich). Ganz unten zur Bech-
ten ist das Bildniss des Stifters dieser Malereien, des Giovanni
'l'ornabuzmi, und zur Linken das seiner Gattin. Die VVand zur Lin-
ken des Eintretenden enthält die Geschichte der heiligen Jungfrau,
die 2111" Rechten das Leben des Tiiufers. In beiden sieht man das
Horentinische Leben aufs Sprechendste dargestellt. Gleich auf dem
ersten Bilde der Geschichte der Maria, wo Joachim wegen seiner
Kinderlosigkeit aus dem Tempel gejagt wird , hat Ghirlandajo sich
Selbst, seinen Meister Alessio Baldovinetti, (nach Andern ist diess
Tommaso, Vater des DOlDßHlCO und der, welchen Vasari David
nennt, Mico aus derselben Familie) seinen Schwager Sebastian da
S. Gimignano und seinen Bruder David abgebildet. Unter diesen
Darstellungen sind der Iiinderlnord und die heiligen drei Könige
fast nicht mehr zu erkennen. Auf dem ersten Bilde der VVand ge-
genüber, wo Zacharias im Tempel opfert, finden sich viele Bild-
nisse angesehener Florentiner und berühmter Gelehrten; des Mar-
silius Ficinus, Christoph Landinus, Dexnetrius Chalcondylas (nach
Andern des Bischofs Gentile von Arezzo und des Angelus Politia-
nusl. Unter den florentinischen Frauen ist die schöne Ginevra
Benei abgebildet.
Domenico vollendete diese Gemälde im Jahre 1490 und es ist
nicht zu verwundern, dass er sich dadurch ausserordentlichen
Ruhm erwarb. Die Figuren sind in Iiebensgrösse, die Zeichnung
grandios und correkt, die Beleuchtung und Farbe kräftig, die
Gruppirung reich, aber weder gezwungen noch überladen, die
Iiüpfe voll Ausdruck und innern Lebens , die feinsten Regungen
des Gfeistes und Gemüthes schweben auf allen Zügen und die Per-
spektive in den Räumen istäusserst glücklich angewandt. Vasari
fuhrt noch eine Menge grösstentheils umfassender Werke an, die
Ghirlandajo in Rom, in Rimini, zu Pisa, bei den Camoldolensern
zu Volterra und an andern Orten allein oder mit seinen Brüdern
und Schülern vollendete. (Iiunstblatt von Dr. Scliorn 1824).
Die vormals zahlreichen Altartafeln dieses Malers sind in den
neueren Zeiten durch Vernachlässigung und Verstreuung seltener
geworden. Das Altarblatt der Kirche S. Maria Novella ist mit ei-
nigen Seitenstiicken in die k. Pinakothek nach München gelangt.
Dieses Capitalbild musste einer gleichen Darstellung des L. Saha-
telli weichen. Es stellt die Madonna mit dem Iiinde auf Wolken
vor, in einem Iireis von Engelküpfen, zu jeder Seite ein fliegen-
der Engel. Rechts ist der Erzengel Michael und links Johann der
Täufer, jenem St. Domenico, diesem ein anderer Heiliger kniend
zur Seite in einer Landschaft.
Zwei Seitenstiicke dieser Altartafel, so wie die Rückseite (letzte,
nach Angabe des Vasari, Arbeit seiner minder begabten Brüder
David und ßenedetto) kamen in den Besitz des Königs von Preus-
sen. Das ehemalige Altargemiilde der abgctragenen Kirche S. Giusto
gelangte in die kleine Kirche S.Giovannino detta la Calza zuFlorenz.
Ein drittes Altargeniälde, die Anbetung der Iiönigzgbefindet sich noch
immer, obwohl verputztuntl erneuert in der Iiirche des Findelhauses
derselben Stadt. Dieses mochte nach Bumohr (ital. Forsch. II. 278)das
VOYZÜgliChSte gewesen seyn, da sein Gegenstand dem Talente des Dome-
nico mehr entspricht, als jene damals für Altargemälde hergebrachten
Heiligenversamiultingen. Sein derber und klarer Sinn für das
Wirkliche, sagt Runiohr, vermochte sich nicht der Zartheit der
neuchristlichen Idee der Madonna, so ganz wie es begehrt wird,
anzuschmiegen; seine Jungfrau, seine Heiligen sind daher wohl
gutartig und freundlich, erreichen aber, was den Ausdruck ihrer
Idee betrifft, nicht einmal die Arbeiten seines Zeitgenossen Peter's