Corrardo
auch
Corradi
oder
Bigardi ,
Domenico.
welche das auf dem Sarge sitzende Kind umgeben, den Schmerz
über den Tod und die Freude über die Auferstehung, wie Vasari
sagt; auf das natürlichste sind die Mönche abgebildet und so an-
dere Figuren, die sich über das Ereigniss wundern, darunter die
Bildnisse angesehener Bürger. Vorzüglich wahr und voll Ausdruck
sind die beiden kiiienden Geistlichen und die Kinder, die zur Fa-
milie des Francesco Sasetti, Stifters der Isiapelle, gehören. Ueber
diesem Bilde stellte er den heil. Franciscus vor, wie er zu Ruin
vom Pabste Honorius Seine Regel bestätigen lässt; an der rechten
Wand unten ist das Begriibniss des Heiligen abgebildet. Grogs-
artige Festigkeit der Zeichnung und seine Drapirung der Gewün-
der geben dem Ganzen Ruhe und Kraft, und wie vollendet das Cu-
lurit mag gewesen seyn,_lässt sich noch aus den zwei kiiienden
Figuren, Francesco Sasetti und Nera seiner Gattin, erkennen, die
zu beiden Seiten des marmornen Sarliophags gemalt sind, der an
die Stelle des Hauptaltares gekommen ist. Das Altarblatt, eine An-
betung der Hirten, War gleichfalls von Doiiieiiico a 'l'enipera ge-
malt; es befindet sich jetzt in der Akademie. Gliirlandajißs 'l'aleiit
sprach sich in der breitern Fresconialerei besser aus; er ist in die-
sem Bilde weniger grossartig und frei; bewuiidcrllngswiirclig dage-
gen ist die Stärke seines Colorits. In der Art der Auiiassung hat
der Florentiner hier ungemeine Aehnliclikeit mit Johann van Eycls,
nur dass dieser der Madonna einen heiligern Typus und den Ge-
wändern und Umgebungen mehr Pracht und Feierlichkeit zu ge-
ben pflegte. Das Gemälde trägt die Jahreszahl 1485, in welcher
Zeit wohl auch die Fresken der Kapelle vollendet sind. Ein frii-
heres Bild, der heil. Hieronymus in der Kirche Ognissanti, den er
dem Aiigustinus von Sandro Botticelli gegenüber a Fresco malte,
ist noch etwas mager und hart in der Zeichnung , aber von leben-
digstem Ausdrucke, überaus grossartig und einfach, mit der Jah-
reszahl 1480 bezeichnet. Dieses Bild ist ein Document für die Ent-
ivickelungsgeschichte des Künstlers. Die Aehnlichkein mit den
Werken des Eyck ist darin noch aulTallender als im vorigen, und
dieses berechtigt wohl zu der Verinuthung, Ghirlandajo habe in
seiner frühern Zeit selbst Werke von Eyck und aus seiner Schule
nachgeahmt. Denn es wäre nicht zu erklären, wie er von freien
Stücken auf diese Eigenheiten des niederländischen Styls hätte ge.
rathen können, da seine Vorgänger Masaccio und Fra Filippo
Lippi in einer ganz andern breitern Art malten, die er auch in
seinen spätem VVerken annahin. Um diese Zeit mag er auch das
von Vasari nur flüchtig erwähnte, und noch wohl erhaltene Ccna-
colo in der Forestiera oder dem kleinen Ilefelitoriuin des Coiivcnls
von S. Marco genial: haben. Die Lebendigkeit, der Charakter und
Ausdruck der Köpfe, die jedoch nicht ganz das Edle seiner späte-
sten Werke haben, machen dieses Bild desiautinerksaincn Studiums
der Künstler und einer genauen Abbildung würdig.
Das Hauptwerk_Ghirlandajtfs, worin er die ganze Kraft seiner
Ei-findnngsgabe wie seiner Lebensauliassung dargelegt hat, ist die
Kapelle des Hoehaltars in Sta. Maria Novelle. Dieses grosse Werk
ist leider jetzt in den obern Theilen fast unkenntlich durch Staub
und Verderbnis; der Farben, und es ist desshalb um so mehr zu
bedauern, dass nicht früher gute Kupfersticlie davon erschienen
sind. Lasinio gab 1824 ewige Blätter llßrällls- Am Gewölbe sind
die vier Evangelisten über Lebensgrösse, und an der Rückwand
über den grossen mit prächtigen Glasgeiuälden gezierten Fenstern
oben viele Heilige, Schutzpatrone von Florenz, kniend im Himmel
der Seeligen. Dann zu beiden Seiten die Geschichten des lil. Do-
minicus und St. Petrus Martyr, S. Johannes in der Wüste und die