Cornelius ,
Peter ,
Bitter
TOD.
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aus dem Leben des Giotto , die uns von seinem und dem Ansehen
der Iiunst in jenen Tagen Zeugniss geben. Links malt er im Nonw
neukloster S. Chiara zu Neapel, und hinter seinem Stuhle steht
König Robert, der Erbauer des Klosters. Auf der rechten Seite ist
Giotto vorgestellt, wie er, die Mappe unter dem Arme, mit dem
Pabste Clemens V. an dessen Hof nach Avignon zieht. Cardiniile
und andere Hofleute bilden das Gefolge.
_Die ruhig liegende weibliche Gestaltimit Pinsel und Palette, in
einer kleinen Liinette, bedeutet die Iiunst der lYIalerei, an welcher
der Geist des Lebens mit mahnendem Zuruf vuriiberiliegt. Sein
Zuruf gilt der Iiunst Giottds, noch mehr der seiner Nachfolger,
von denen wir wissen, dass sie fast ein Jahrhundert lang auf den
Lorbeeren ihres grossen Ahnherrn ausgeruht, bis ein neuer Tag, ein
neues Leben begann, in welches uns die fünfte Lilggia führt.
Hier erblicken wir in der Mitte der Kuppel die Verklärung des
seligen Iilosterbruders Angelico da Fiesole, in dem Christenthum
und Kunst zu einem Begriffe verschmelzen. Von harfenspielenden
Engeln und Cherubim umgeben empfängt er kniend die ihm er-
tbeilte Gnade mit ausgebreiteten Armen und nach oben gwandtem
Blicke. Auf das ihm zuerkannte Bciwort il beato beziehen sich
auch die vier Bilder, welche unter den vier evangelischen Zeichen,
im Kreuz sich gegenüber, die Kuppel schmucken, und worinnen
auf eine neue sinureiche VVeise die acht Seligpreisungen Christi
immer eine jede durch eine männliche oder weibliche Figur mit
einem Engel dargestellt sind. Ausser den vier Iiirehenviitern sind
nun noch vier Momente aus dem Leben des frommen Üruders an
der Kuppel abgebildet. Zunächst sehen wir seine Einkleidung als
lYlönch des Predicanten-Dominicaner-Ordens; im zweiten Bilde
sieht man ihn die Iilosterzellen S. iWIzirco ausmalen, im dritten ist
das Verhiiltniss des Herzogs Cosmus von Medici zu diesem Iiiinst-,
ler dargestellt, und auf dem vierten malt er im Dienste des Pabstes
Nicolaus V. die vatikzuiisclie Kapelle aus.
Das Hauptbild der Liiuette zeigt uns ihn wieder in Verbindung
mit dem Pabste. Dieser trügt ihm das erledigte Erzbisthuxn Florenz
an, allein Angelico weist die Ehre von sich, und bringt seinen
Mitbruder Antonio in Vorschlag. Rings um dieses Bild sehen wir
einen Bliithengarten, den Garten der liunst unsers frommen
Meisters, voll blühender Lilien und lllosen, sorgsam von Engeln
gepflegt. Eine Laube von Frucht- und Blumengcwintlen wird von
Engelsknaben aufgerichtet, und oben erscheint Christus.
Mit dem Zeitalter des Fiesole beginnt in der Iiunst ein neuer
Tag; aber nur der gleichzeitige Masaccio hat mit grosser Itiraft der
Objektivität die Iiuust als solche so gefördert, dass seine VVerlse
der Quell wurden, aus dem Rafael, Michel Angelo und Leo-
nardo ihren ersten Labetrunk scböpften. Dem Masaccio ist also
die sechste Loggia geweiht. In der Mitte der Kuppel sehen
wir dds glänzende Dreigestirn der Iiunst, deren Namen so ehen'
genannt wurden. In zwei Bildern deuten Tag und Nacht auf die
neu eingetretene Epoche; die zwölf Apostel, liegende Figuren, be-
zeichnen die Weitgegend der Anschauungen Masacciifs, und Zwei
Bilder sind aus seinem Leben. Auf dem ersten sieht man ihn die
Entwürfe seiner Fresken für die liirche S. Clemente in Rom dem
(Jardinal derselben überreichen; das andere stellt ihn vor, wie er
in S. Carmine in Florenz malt, im Angesichte frommer Mönche.
Die Zeichnungen zu den Gemälden, welche den übrigen Raum
und jenen der siebenten und achten Loggia ausfüllen werden, sind
noch nicht vollendet, und wir können daher nur im Allgemeinen
Diuglerls Iiüns tZcr-Lex. III. Bd. 8