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Cornelius,
lfeter ,
VOU.
Ritter
In der Mitte der Kuppel sieht man sein Bildniss, wie es Vasari
nach einem Gemälde des Simon von Siena überliefert. Die b iden
Bilder aus dem Leben dieses Künstlers sind aus seinen Iiniiben-
jahren genommen. Er war den Wlvisseiischaften gewidmet, die Bü-
cher unter dem, Arm, kommt er nach St. Maria Novella in Flo-
renz, wo griechische Maler die YVand mit heiligen Gestalten be-
malen, und hier einplinclet er die erste Ahndung seiner ßestim-
mutig. Die Bücher hat er bald weggeworfen, und gerne geht er
mit Sßiltßlli Yrüi-QF, einem Fl0rentiiiei' Bürger, als dieser ihnuin die
Lehre zu den Griechen zu thun sich entschliesst, was auf dem ge-
genüberstehenden Felgl aligebilclet ist. Zwischen beiden Bilderulin
der DrIitte ist ein wun er mres l rittes: Zu beiden Seiten eines Tein-
pels, in welchem die ewige Flamme der Kunst auf hohem Cande-
laber brennt, sehen wir phantastische Gestalten auf AFilbÜSlÄQIlgQ-
winden sich wiegen. Auf dem Nacken eines Unthiers, das ein xiiicht-
licher Genius leicht lenkt, sitzen ein geflügelter Jüngling und ein
Mädchen, unter einem Schleier sich brünstig umfangencl; eine
Nachteule und ein zweiter nächtlicher Genius, tief in Sehlnf ver-
senkt, sagen uns von dem Dunkel und der Stille ringsumher. Auf
der andern Seite bliliint sich clds Unthier, das der Genius, dein
Tagesschwingen gewachsen, kaum mehr bändigen kann; gewaltsam
reisst sich das Mädchen aus den Armen des geflügelten Jiiiigliiigs,
der sie fest zu halten sucht, und will den Schwalben nach, die
nun statt der Eulen durch die Luft ziehen. Der Genius der Hunst
empfindet von dem Sturm und derLeidenschaft um ihn her noch
wenig"; es dämmert ihm noch vor dem Angesichte, das er mit der
Hand gestützt hält. In der Idinette ist der feierliche Zug abgebil-
det, wie, nach Vasari's Erzählung, die Bürger und die Geistlich-
keit von Florenz das grosse Madnnneilbild von Cimabue, das erste,
in welchem sich neues, eigenthüinliches Leben zeigt, im TYiumph
nach S. Maria Novelle tragen. Voraus zieht Aurora, blurnenspen-
dend dem kommenden Tag, und hinter dem Zuge sieht man die
Nacht mit dem Schlaf, und den Tod mit den Träumen entweichen.
Mit Cimabue und seinem Zeitgenossen hatte sich das kdmrnende
Frühjahr angekündigt; zum völligen Durchbruch aller Blätter und
Blüthcn kam es mit Giotto, vor dessen erleuchtetem Auge der
Iieichthum der Natur und deren Bedeutung für die Kunst sich auf-
that. Die Fülle von Bliitterschmuck an der Kuppel, die Lauben
und Kränze, die Anioretten, die fröhlichen Iiiiiiiiil'ei' und die ganze
heitere Sinnlichkeit sagen uns, dass die vierte Loggia dem Giouo
geweiht ist; aber wir sehen auch mitten unter den bunten Verzie-
rungen die Gestalt der noch nicht ganz erwachsenen Iiunst von
einem starken Genius getragen, den wir als den der Zeit erkennen,
in welche jener Frühling fiel.
Zwei Bilder geben uns Momentebaus dem Leben Gi0tto's. Auf
dem ersten sehen wir ihn als Iina en ein Schaf nach der Natur
in den Sand zeichnen, {las ihm von andern Hirtenknaben gehalten
wird. Cimabue, der des Wegs geritten, sieht,_ an sein Pferd ge-
lehnt, aufmerksam der Scene zu. Auf dem zweiten Bilde ist Pabst
Benedikt IX. abgebildet, umgeben von Hofleuten, wie ihm seine
Abgesandten die Arbeiten verschiedenerjuskanischer Meister vor-
legen und er für Giotto entscheidet, der ihm freilich nichts gezeich-
net, als aus freier Hand einen Kreis.
In der reich verzierten Lünette sehen wir zu beiden Seiten eines
von Delphinen, und Satyrn getragenen Blumentempels, durch wel-
chen die lris ihren farbigen Bogen zieht, und _in dem Glaube,
Liebe und Elolinung eng verschlungen stehen, zwei Darstellungen