Cornelius ,
Peter ,
Bitter
VOII.
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das Reich des Herrn. Am Fusse des Kreuzes oFfenbaret sich der
Glaube in gen Freunden und Jiingern Christi, die Gemeinde des
Erlösers; a er Unvlauben, Hohn S ott Gleichviiltiekeit in den
Saddueäern, Pharisl-iiern und Riimerfi, drie lVlissachtuiiig diir göttlichen
Lehren, die Gewalt der Sünde symbolisch bezeichnend, deren
lieinl mit der Kreuzigung noch nicht vertilgt ist. Sie hält den Ver-
stochten zur Linken des Heilandes in der Gestalt des Ruchlosen
noch gefangen, gegen ihre Gewalt dauert der liampfjn ferne un-
bestimmte Zeiten und im vollendeten Siege über dieselbe liegt das
Ende des irdischen verborgen und der Eingang in das Reich des
ewigen Lichtes. Die beiden symbolischen Gestalten des Engels
und des Teufels deuten auf das Weltgericht, den Triumph des
Guten über die Macht des Bösen, die endliche Vernichtung der
Herrschaft der Finsterniss durch das Lieht, welches uns aufgegan?
en mit dem Kreuze.
g Um das Kreuz gedrängt stehen die Frauen und im bittersteil
Schmerz die Mutter Christi; Mawdalena kniet, vom Schuldbe-
wusstsein xiiedergesvorfen, am Iireiixz und Johannesisteht in from-
mer edler Dahingebung in den letzten VVillen des Meisters. Links
von ihnen sind die jüdischen Spötter, rechts die uiigliiubigen Bö-
mer und an beide Gruppen schliessen sich zuletzt Freunde Christi
oder Bekehrte an, so dass in diesen Gruppen die drei grossen Be-
ziehungen der damaligen Dflenscheit zu Christo ausgesprochen sind,
die Gemeinde der Heiligen, die berufenen Heiden und die verwor-
fenen Juden. Indess sind die zwei letzten Beziehun ren noch weiter
ausgeführt in den zwei vorderen Gruppen, in denen Siiott und Gleich-
giiltigheit zu Hohn und Frevelmuth, wie zu Gefühllosigkeit sich
steigern.
Mit auf dem Rücken liegenden Händen und halt aufgeworfenem
Iiople fragt einer der Saddticiier mit aller Herzlosigkeit eines Got-
tesliiugners den Gehreuzigten um seine himmlische Abhunft. Rechts
wiirfeln die liriegslsnechte um die Iileider Christi, völli verloren
in den Gedanken des Spiels. Neben beiden steht ein wohiigestalteter
Jüngling, dessen Haltung und Ausdruck zwar ebenfalls sichtbar be-
weisen, dass er die Frage der Gliiehswiirfel zu seinen Fiissen mit den
Augen des verschlossenen Böniersinns abwägt, wobei er aber zu-
gleich Spuren einer edlern Ablaunft verräth, die aus der gegemviir-
tigen Enge seines Bewusstseins auf die Möglichkeit einer spätem
Erleuchtung hinweisen. Diesen Reiz dcs Scheins hat Cornelius
mit oder ohne Absicht in den Standpunkt gelegt, von welchem aus
der Jüngling wie ein dunkler Genius seines Volkes, oder wie ein
idealer, in sich wwrseukter Zuschauer, auf die bedeutungsvolle Loo-
sung hcrabbliclat. Eine Gruppe, von drei Iiguren dergestalt zu
ordnen, dass die Yerbindung zwischen zweien durch die dritte eine
wesentliche Erweiterung erhält, gewissermassen eine Aussicht ins
Unbegriinzte, das 1st eine von den geistreichen Seiten des Meisters,
die er auch bei seinen Saddixciierxl mit ausnehlnendem Glück be-
obachtet hat.
VVir haben unter dem Kreuze in triiber Ahgelegenheit die römi-
Sßhß Weltiviege gesehen, aus welcher im Laufe der Jahrhunderte
das Christenthnm mit Chernbsflugeltl stegreichuuber die Erde zog;
110611 herrscht unter den Anbetern der alten Gotter und der neuen
Ciisarn dichte Finsterniss. Das blinde Fatuin scheint die Kriegs-
knechte ausgewählt zu haben, um durch das Fallen ihrer Loose
die Ewigkeit seiner Herrschaft zu verkünden, während das verspot-
tete SymbcLl dies Iireuzes die Zeit seines nahen unaufhaltsamen.
Sturzes an ün i et.
In demselben iVlasse als die heidnischen Gestalten höher und dem