Cornelius ,
Peter,
Bitter
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Heroenbilder darzustellen, und daher ergriff er mit Freuden die
seltene Gelegenheit, in der neuen Glyptothek zu München die
kiihnen Schöplungeii seiner Phantasie vor Augen zu stellen, zeich-
nete auch in Rom einige Cartons, und im Friihiahre 1320 begann
er die Ausführung dieses grzasseil VVerkes mit Eros, dem Bezwinger
der Elemente. Zu dieser Zeit bekleidete Cornelins bereits die Stelle
eines Direcklors der Alsademie der Iiunste zu Düsseldorf; denn
sein crkzinnte.ehenlälls die grossen Verdienste des Mau-
ncs und übertrug ihm daher im Jahre 181g nach seiner Biicla-
kehr ins Vaterland die limitilng der bezeichneten Kunstschule, die
er wväihrenrl seines dreijährigen YVirlsens neu organisirte, und wel-
che jetzt unter seinem Nachfolger VV. Schadovv einer schönen Blü-
the sich erfreut. Dein (llChtCfiSCltPD Sinne des llleisters Cornelius
war jetzt ein grosses, reiches Feld geöffnet, und sein Name, der
durch ganz Deutschland klang und der mit Allem, was die Zeit
Herrliches hervorgebracht, zugleich genannt wurde, zog eine ziem-
liche Anzahl junger Iiiinstler ihm nach, die in Liebe zur Iiunst
und zum Meister sich erkriiftigteu. Viele machten die Wechselreise
zwischen Düsseldorf und München jährlich mit in der Absicht, im-
mer um den Dieister zu seyn und zugleich die Frescomalerei zu
erlernen, wozu sich in München, wie nirgends, Gelegenheit bot.
Doch bald bewirkte Cornelius auch bei der preussischen Regie-
rung, dass diese fiir die Entstehung neuer umfassender Kunstwerke
im Rheinlareise sich interessirte. Die schönen Frescomalereien im
Assisensaal zu Coblenz und in der Aula der Universität Bonn sind
die Frucht dieser Bemühungen. Auch Privatleute, wie Graf Spee,
der Baron von Plessen u. a. wünschten ihre Landsitze al fresco
verziert zu sehen, und wendeten sich desshalb an Cornelius. Letz-
terer sorgte viiterlich für seine Schüler und vertheilte die Arbeiten,
wie er glaubte, dass die Aufgabe der Individualität eines Jeden an-
gemessen sei. Alle diese VVerlse entstanden vor 1825. In diesem
Jahre beriefliöiiig Ludwig von Bayern unsern Iiiinstler nach Miin-
chen als Director der Akademie, und mit dem Meister zogen zu-
gleich auch die meisten seiner Schüler nach der Hauptstadt Bayerns.
Die Richtung, welche hier die neue Schule anfangs gewann , spricht
sich in den Arcaden des k. Hofgartens aus, und in einzelnen an-
dern Schöpfungen, wiein den Deßlkßllgßlllilldßll des k. Odeons, in
den Wandgemiilden im Palais des Herzogs Maximilian in Bayern
und in einigen andern.
Ein neues Feld wurde der Kunst im neuen Iiönigsbaue eröffnet,
wo sich unter Julius von Schnorr, den der Iiönig ebenfalls unter
ehrenvollen Bedingungen nach München rief, später ein von Cor-
nelius getrenntes, ganz neues Iiunstleben bildete. Die Aufträge,
die beiden lYIeistern zu Theil wurden, sind aber auch in- ihrer
Art; verschieden, und so mussten nothwendig iiberdiess bei verschie-
dener Individualität der Meister, auch zwei verschiedene Richtun-
gen sich zeigen, in welchen Schnorr und Schwahtlfaler ebenfalls
ein eminentes Talent beurkundet, und in Gemeinschaft anderer
trelTlieher Künstler Ausgezeichnetes geliefert haben. Der Charakter
der Schule des Coruelius tritt in den Malereien der Festsäle in
der li- Glyptothek in seiner ganzen Eigenthiimlichkeit hervor; hier
wurde die Anordnung des ganzen malerischen Theiles der Deko-
ration dem grossen Meister überlassen, und selbst der Architekt,
Leo von Iilenze, nahm schon bei Anlage der Säle, bei ihrer ar-
chitektonischen Anordnung und Auszieruug Rücksicht auf ihren
Zweck.
Die sämmtlichen Gemälde der Festsäle und ihrer Vorhalle sind
von Corneliixs erfunden und gezeichnet, und theils von ihm selbst.
Naglcfs Künstler-Lax. III. Bd. 7