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GiusePPß
Bossius
Benignus.
des Leonardo, und seine letzte Arbeit waren die Züge aus dem
Leben jenes grossen Künstlers, die er einliirbig in Braun in der
Villa Melzi am Comersee inalte. Er verlebte auf dieser Villa seine
letzten Lebenstage, und zum Andenken hängt in einem der Zim-
hier ein grosser Garten, an dem er noch arbeitete, ehe ihn die
Krankheit befiel, die ihn 1816 zu früh der Iiuust entriss. Die
Zeichnung ist_init schwarzer Iireide sehr ileissig, aber doch kühn
ausgeführt. Sie stellt den todten Heiland im Scliuosse der Maria
dar, Johannes und Magdalena zu beiden Seiten. Der Iiopf des
Herrn ist von herrlicher Form, und von tief geliihltem Ausdruck,
das Nackte mit grrysser Einsicht und Iiraft behandelt. Seine Zeich-
nungetl sind überhaupt meisterhaft, im besten Style, eben so an-
genehm als correkt, und die (Iuinpositionen voll Feuer und Phan-
tasie. In Gemälden ist er weniger correlit, als in den Cartons;
sein Helldunkel ist oft unrichtig und im Farbenauftrag ist er schwer-
fällig, besonders in der Copie des Cenacolo. Auch in seinen übri-
gen Gemälden, deren mehrere umfollendet blieben, gelangte er zu
nicht viel besserem Resultate. Die Zeichnungen sind daher ge.
schätzter, aber selten.
Auch als Gelehrter stand er in grosser Achtnn . Sein Werk
über die Malerei enthält viele belehrende und scäarfsinnige An-
merkungen. Er besass eine schöne Sammlung _von Gemälden, Zeich-
nungen und Iiupferstichen, und eine trcffliche Bibliothek. Er
hatte fast alle Ausgaben von Dante's: göttlicher Comödie zusam-
mengebracht, denn dieser Dichter erlullte den Künstler mit beson-
derer Bewunderung.
In der Anibrosiana istBossfs Monumentmit der Büste desselben von
Canova meisterhaft gefertiget. Letzterer war der intimste Freund
des Künstlers. Auch in der Brera ist BossPs Büste zum Andenken
aufgestellt.
BOSSI; G- B-s ein Perspektivmaler zu Mailand, der unserer Zeit
angehört. Näheres haben wir über diesen Iiiinstler nicht erfahren.
BOSSIIIS (BOSIIIS), Benignus, Kupferstecher, genannt Bossius
Belga, weil er in Belgien zu Anfang des 16. Jahrhunderts gebo-
ren wurde. Dieser Künstler arbeitete fast immer zu Rom, und
zwar noch nach 1550, grösstentheils für den Verlag des A. Lafreri,
und in einer Weise, die an Marc-Antons Schule erinnert. Seine
Manier ist nett, aber trocken, und doch nicht ohne Verdienst. Er
bezeichnete seine Blätter mit einem Monograiiime oder den Initia-
len B. B., B. B. F. und I. b. b. Das Monogranim ähnelt dein des
B. Beham, aber man wird die Werke beider Iiünstler nicht leicht
verwechseln. Die des letzteren sind weit vorzüglicher und klein,
während jene von Bossius in grösserem Formate sind, und keine
grosse Correktheit der Zeichnung bieten.
Unter seinen VVerken erwähnen wir:
.1)ie vier Evangelisten, nach Blockland, ltßlätter. Sie tragen den
Namen des Malers nicht, sondern nur: B. B. F. Cocki excud.
155i in 4.
Die Statue des Pyrrlius, nach der Antike, Fol.
Die Himmelsleiter, nach Rafael, F01. '
Die Büste des Thomas von Aquin,
Die Büste des Gardinals Otto von Albani in einer verzierten Ein-
fassung. [t-
Christus am Kreuze zwischen den Schächei-n, F01.
Die Heilung des Lahmen, nach Rafael, qu. F01,
Einige Alterthümer in Lafrerfs Verlag.