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B05:
Bosch
und
Bosco ,
auch
Hieronymus.
doch in seinem Werke viel von ihm spricht. Siguenza theilt seine
Werke in drei Klassen. Zuerst sind die Gegenstände der Andacht,
historische Schilderungen aus dein Leben und Leiden Christi zu
nennen. Hier findet man zwar keine jener phantastisch monströ-
sen' Gestaltungen, allein der Geist des liiinstlers zeigt sich (lßIInUCll
in der rauben, hässlichen Bildung der Satelliten, unter denen überall
ein affeniihnlich geformtes Wesen hervorblickt, und in dem Ge-
präge der wildesten Leidenschaft, welche sich in den Antlitzen und
Bewegungen der Schriltgelelirten und Pharisäer ausdrückt. Dann
folgt die Reihe der Gemälde, in denen die Verfiihruii en des höl-
lischen Geistes und die Qualen der Hölle selbst geschildert sind.
Hieher gehören die oft wiederholten Versuchungen des heil. Anto-
nius und die Darstellungen der Hölle nach lieidnisehem oder clirist-
lichen Begrilf, wo das Schrecken durch sclienggliche Gestalten dei-
Drachen und Chiiiiären aller Art aufgeregt wird. Zuletzt sind noch
die symbolisch mysteriösen Gegenstände, wo Bosch die 'l'hoi-lieiten
und Laster der Menschen mit leichtem Pinsel schwer ziichtigte,
das innere Getriebe verworfener menschlicher Leidenschaften an
den Tag förderte, und in ergreifenden Schilderungen tiefe Lehren
ab. Mehrere Iiirchen in Ilerzogenbuseh waren mit seinen Gemäl-
äen geziert. So rühmt van Mander insbesondere eine Flucht der
Jungfrau nach Aßgypten,_wo der heil. Joseph von einem Land-
niann den Weg erfragt, in dem Illlllcfgflllltle ein steiler Felsen,
und an dessen Spitze eine Schenke, _vor welcher eine Anzahl von
Leuten aus dem Volke dem Tänze eines Löwen zusieht. Auf ei-
neni andern dieser Gemälde schilderte Bosch die Hölle, aus wel-
cher der Heiland die Pviltlililfliillßll befreit; den Judas aber ziehen,
die höllischen Geister beim Scliopfe aus dem Feuer, um ihn an
der Luft aufzuhängen.
Unter den im Escurial befindlichen Gemälden stellt eines die drei
Momente dar, wo der Mensch zuerst geschaffen worden, dann in
thierische Lasterhaftigkeit gesunken ist, und zuletzt den Ausgang
seines schrecklichen Schicksals erreicht. Ein anderes hat den Wahl-
spruch: Onmis _caro foenum. Ein hier mit sieben abentheuerlich
gestalteten Bestien bespaniiter I-Ieuwagen führt als Ueberfracht
noch singende und spielende Weiber, und unter ihnen die
posaunende Fama mit sich. Menschliche Wesen aller Art und je-
den Alters mühen sich ringsum, das Symbol weltlicher Lust mit-
telst Leitern und Hacken zu erklimmen, während andere, schon
herabgestürzt, von den Rädern des schweren Iiarrens jiiminerlich
zerquetscht werden. Diese beiden Gegenstände hat der Iiiinstler oft
wiederholt. Ein anderes zeigt die Hölle mit einer Menge allego-
rischer Figuren, die von Teufeln fortgeschleppt werden. Dieses
Gemälde wird auch dem Peter Breughel zugeschrieben, allein die-
sem widerspricht die Ausführung ganz. Ein ferncres Gemälde stellt
den Heiland in einer Glorie dar, und ringsum in sieben Abthei-
lungen die Laster unter allerlei allegorischen Figuren abgebildet.
Im Escurial ist die Versuchung des heil. Antonius ZWGlIIfül, und
Christus mit dem Kreuz. In jener königlichen lVlönchszelle, wo
Philipp starb, stand eine Tafel des Künstlers, auf der er die vom
Heiland der Menschheit entnommenen Sünden, diesen selbst aber,
von himmlischem Glanze umgeben, ii1 deren Mitte geschildert
hatte, und die Worte, die das Bild schweigend ruft, spricht die
Umschrift also aus: Cave, cave, domiiius videt! Auch die übrigen
Sitios der spanischen liönige waren mit Gemälden des niederländi-
schen Hiinioristeii ausgestattet, die jedoch im liriege, wiilirentl der
französischen Invasion, verschwunden sind. lm SChlOSSß des Pardo
sind bei dem Brande iin Jahre 1608 acht Gemälde dieses Meisters