Cione ,
Andrea
mens, welche vielleicht schon zur Lebzeit des Künstlers eingerissen
war. Der wahre Name lautet: llkrcagnuolo, wie aus den Protokol-
len im Archive der florentinischen Domverwaltung erhellet. Bu-
mohr's ital. Forschungen ll. 115.
In Florenz geboren befleissigte er sich schon als Knabe unter Lei-
tung des Pisaners Andrea der Bildhauerkunst, und setztediess einige
Jahre fort. Als ihm aber Verlangen kam anmuthige Historien und
reiche Ertindungen darzustellen, wandte er sich 1nit grösserem Fleisse
der Zeichenkunst zu, worin er wahrscheinlich den ersten Unterricht
von seinem Vater erhielt. Seine erste ilffentliche Arbeit in dieser
Gattung war das Leben Mariä, welches er in der Iiapelle llicrri in
St. Maria Novella mit seinem Bruder Bernardo darstellte, ein Werk,
das schon zu VasarPs Zeit zu Grunde gegangen war. In der Kapelle
Strozzi in eben dieser Iiirche sieht man von den beiden Cione noch
die Darstellung des Himmels der Secligen und die Hölle, zwei
Wandgemälde. Arcagnuolo ist der erste, der die Abbildung der
Gegenwart völlig in kirchliche Darstellungen einführte, wobei er
die Erhabenheit religiöser Symbole der Lebendigkeit des Ausdruckes,
aber damit auch oft die höhere Schönheit dem blos Natürlichen
zum Opfer brachte. Die Seeligeu sind mit allen Zeichen weltlicher
Herrlichkeit geschmückt, während sie bei Angelico da Fiesole ohne
alle irdische Beziehung, einander gleich und geschlechtslos erschei-
nen. Die Hülle ist treu nach Dante geschildert, voll bizarrer Er-
findungen. Später verfertigte er für eben diese Iiapelle ein Tem-
pera-Gemiiltle auf Goldgrund, das ebenfalls noch wohl erhalten ist.
Es besteht aus fünf spitzbogigen Abtheilungen, deren mittlere und
grösste den thronenden Heiland, umgeben von Engeln und Cheru-
biin, die zur Linken Maria und den heil. Thomas von Aquin, die
heil. Katharina und St. Michael, die zur Rechten den heil. Petrus
und Johannes den Täufer, Paulus und Laurentius zeigen. Das Bild
hab die Inschrift: Anno Domini 1557 Andreas Cionis de Florentia
ine pinxit.
Im Dome zu Florenz sieht man von ihm noch Dante's Bildniss,
wie er in einem Buche lesend über eine Wiese geht, ein Weihge-
schenk, dasßdas Vaterland des Sängers der Comedia divina hier
aulstellte. An diesem Gemälde hat sich das Colorit noch ausneh-
mend frisch erhalten. Von den übrigen Arbeiten Andreas und sei-
Brilclers Bernardo, deren Vasari in Florenz erwähnt, ist nichts auf
unsere Tagegeknmmen, ausser einer Verkündigung in der Sakri-
stei von St. llomeo. Einen kleinen Umriss der Ilölle des Arcag-
nuolo S. dZAgincourt peint pl. 11g.
Den Ruhm, den sich Andrea durch seine Arbeiten erwarb, bewog
die damaligen Befehlshaber der Stadt Pisa, den Künstler nach ihrer
Stadt zu berufen und ihm die Darstellung des Triumphes des To-
des im Campo Santo aufzutragen. Auch in diesem Bilde, das La-
sinio in seinem Werke über die Malereien des Campo Santo abge-
bildet hat, brachte Andrea viele Personen seiner Zeit an.
Nachdem dieses Werk vollendet war, malte er das NVeltgericht,
worin die Auffassung des Symbolischen in Christus, Maria und den
trauernden Engeln erhaben, die Darstellung der Seeligen amnuthig,
die Abbildung der Hölle aber, die das Werk Bernartlds ist, klein-
lich und abentheuerlich erscheint. Beide Vorstellungen machen ein.
Bild aus, obgleich sie getrennt sind und daher sind sie von Lasi-
nio in dem bezeichneten Werke auf einem Blatte gestochen.
Sollazzino restaurirte den untern Theil des Bildes der Hülle,
hielt sich aber nicht an die iiltere Composition, wie man aus einem
alten Iiiipferstich sieht, den Morrona in seiner Pisa illnst. bekannt
gemacht hat.