Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

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Cimabue , 
Giovanni." 
erst ein eigenthümliches Leben in der Kunst. Sie befblgten im All- 
gemeinen die strenge düstere VVeise der Byzantiner, aber sie ver- 
standen es, namentlich die beiden Letztgenannten, das Grossartigc 
der überlieferten Typen heraus zu fiihlen und weiter zu bilden, 
zugleich die allgemeineren Umstände einer besondern Handlung mehr 
naturgemäss zu gestalten, letztere vornehmlich, wenn es auf den 
Ausdruck stärkerer Affekte ankam. 
Die Wirksamkeit und das Daseyn Cimaburfs ist indessen wenig 
beurkundet, und wir wissen daher nicht viel mehr, als was! uns 
Vasari von diesem angeblichen Stifter der Toskanischen, wenig- 
stens der Florentinischen Malerei, berichtet. Die Existenz desselben 
ist jedoch nicht in Zweifel zu ziehen, denn schon Dante erwähnt 
seiner in den bekannten Versen: 
Credette Cilnabue nella pittura 
Teuer lo Campo, ed ora ha Giotto il grido; 
Si ehe la fama di colui oscura. 
 (Als erster Stern im Iiunstgebiet zu funkeln, 
Wähnt Cimabue; nun strahlt Giotto's Sonne, 
Den Glanz des Cimabue zu verdunkeln). 
Ein alter Commentator (in einer Handschrift des Gedichtes in der 
Biccardiana zu Florenz, die Vasari benützte), welcher nicht lange 
nach dem Tode des Dichters geschrieben , bemerkt zu obiger Stelle: 
"dass Cimabue von Florenz zur Zeit des Dichters mehr als andere 
sich auf die Iiunst verstanden, doch so anlnassend und "reizbar ge-i 
Wesen sei, dass er bci dem eringsten Tadel seine Arbeiten, so 
kostbar sie seyn mochten, alsodaald aufgegeben habe". 
Dieses Zeugniss erhebt allerdings das Daseyn und den Ruf, wel- 
chen Cimabue in seiner Vaterstadt erworben, über jeden möglichen 
Zweifel. Doch, wie sein Ruhm schon zu Dante's Zeiten durch 
die Neuerungen verdunkelt wurde, welche Giotto cinfiihrte, so kam 
in der Folge sogar sein relatives Verdienst in Vergessenheit. Denn 
schon Ghiberti, welcher doch den Duccio mit Lob überschüttet, 
erwähnt des Cimabue, ohne Auführnng seiner Verdienste und Lei- 
stungen, als eines Malers in (griechischer Manier, der offenbar für 
ihn nur in so fern merkwür ig war, als er ihn für den Gönner 
undlmhrmeister des Giotto hielt, und Cennino, der bis zu Giotto 
hinaufsteigt, übergeht jenen durchaus. Erst nachdem bei den Flo- 
rentinern der Ehrgeiz erwacht war, in der Iiunst nicht bloss die 
ersten, sondern auch die frühesten zu seyn, geivann Cimabue an 
Interesse, ward sein Name mit griisserem Nzxchtlruck und häufiger 
in Erinnerung gebracht. So war Filippt) Villani, der späteste Ge- 
schichtschreiber seines Namens, der erste, welcher dem Ciinabue 
die Ehre vindicirte, nicht etwa in seiner Vaterstadt, vielmehr in 
ganz Toscana die Iiunst auf einen bessern Fuss gebracht zu haben. 
Allein es ist aus vielfältigen Zeugnissen und hinreichenden Denk- 
lnalen erwiesen, dass C. weder für den frühesten Maler der neue- 
ren Italiener, noch selbst für den ältesten Nachahmer neugriechi- 
scher Vorbilder und Iiunstbehclfe zu halten ist. 
Vasari, und nach ihm viele andere, geben an, Cimabue sei den 
Toskanischen Malern seiner Zeit durch Geist und Geschicklichkeit 
weit überlegen gewesen, und betrachten ihn als den Stifter jenes 
allgemeinen Aufschwungcs der Iiunst, der seit dem 12. Jahrhun- 
derte allmählig herannahte. Doch wenn Vasari und Spätere ver- 
sichern, dass Cimabue in der Malerei eine Schule gegründet und 
ein neueres und besseres Bestreben verbreitet habe, so übersehen 
sie, dass sein Ziel nicht in Neuerung, sondern nur in einer hühern 
Ausbildung der vorgefundenen Vorstellungen und I-ltmdhabuugeil 
der Kunst bestanden. Ucbrigens pflegen dieselben Schriftsteller
	        
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