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Cignzmi ,
Carlo-
Cignani ,
Felice
oder
Ercdle-
Einzug in Bologna, findet man bezaubernd schön. Sein Ruhm ver-
breitete sich auch wim Auslande. Der Herzog Ranuccio Farnese
lud ihn an seinen Hof nach Parma ein, und übertrug ihm die Aus-
führung mehrerer IFrescen. Darunter sind Bilder, die sich. auf
Amors Macht beziehen, im herzoglichen Gartenhause. Ranuccio
war mit den Arbeiten des Iiiinstlers so wohl zufrieden, dass er ihn
in den Grafenstand erhob. Indessen stand Cignani auch bei Pabst
Clernens XI. in grossem Ansehen, und dieser ernannte ihn zum
Principe delP academia di Bologna. Im Jahre 1686 fand er Gele-
genheit, in einem grossen Werke den ganzen Umfang seines sTa-
lentes zu entwvickeln. Es ist dieses die Darstellung der Himmel-
fahrt Mariii in der Kuppel derlsiirche Madonna del Fuoeo zu
Forli, woran der Iiiinstler 20 Jahre arbeitete.
Er hinterliess ausserdem noch mehrere andere VVerke, die ihm
Beifall erwarben. Seine Darstellung der Geburt iVIai-iens im Dome
zu Urbino nennt man ein erhabenes ilichterisches Werk. Im Pal-
laste Pitti ist von seiner Hand ein tretiliches Noli me tangere. Auch
für viele hohe italienische Iliiuser malte er, und selbst in das Aus-
land kamen mehrere seiner VVerke, namentlich an den König von
Frankreich, an den Kaiser, den Churfiirsten von der Pfalz u. s. w.
Letzterer iiberhäufte ihn mit Ehrenbezcugungen, und für diesen
Fürsten malte Cignani auch sein letztes VVerh: die Geburt des Ju-
piter. In der Tdieatiner-Hirche zu München ist von seiner Hand
ein grosses Gemälde, welches die heil. Familie mit einer Umgebung
von Gliedern aus dem Stamme, welchem die Aeltern des Erlösers
angehören. Dieses ist eines der vorziiglichsten Werke des ljiiinst-
lers, das ursprünglich für den Choraltar bestimmt war.
Es finden sich indessen auch anderwiirts noch ute Bilder von
Cignani. So ist in dem Johannenm zu. Griitz die garstellung von
Cimon und Pero meisterhaft in Farbe und Zeichnung. Gleichen
Bang verdient auch die Geburt Christi in der Eremitage zu St. Pe-,
tersburg, die aus Houghtonhall dahin kam; abgebildet bei Boydell.
Mehrere seiner VVerke zu verzeichnen verbietet der Raum, und wir
bemerken nur noch, dass seine geschichtlichen Darstellungen sel-
ten sind; weniger ist dieses der Fall mit seinen Madonnen und
mit Bildern von einer oder zwei halben Figuren.
Cignani ist einer der ersten vier Maler seiner Zeit, ein mehr
tiefer als rascher Geist, immer unzufrieden mit der Beendigung.
So malte er an einer Flucht nach Aegypten liir die Gräfin Bighini
zu Imola ein halbes Jahr, aber dennoch ist seine Arbeit nicht niiih-
selig, immer von verdienstlieher Leichtigkeit. Er ist auch in der
Anordnung zu loben, wobei er seine Figuren stets so zu verthei-
len verstand, dass die Gemälde immer grösser erscheinen, als sie
sind. Um die Verkürzung kümmerte er sich wenig, der Styl sei-
ner Zeichnung ist aber ross und richtig, die Farbe "kräftig und
siiss, anmuthig verschxnoiirzen und das Ganze von schöner Harmo-
nie. Besonders gross ist er im Helldunkel und daher die ausser-
ordentliche Rundung in seinen Bildern.
Cignani kam dem Maratti an Ruhm und Kunst am nächsten;
ja seine Gemälde thun mehr WVirkung, als die des ersteren.
Es wurden auch mehrere seiner Erzeugnis sc in Iiupler gestochen,
und ihm selbst schreibt der Winklefsche Catalog das seltene Blatt
einer Maria von Aegypten zu.
Ueber diesen Iiiinstler handeln Lanzi III. 150. Fiorillo Il.
654. Göthe in seinem Winkelmann, u. a.
Gignani, Felice oder EFCOIE, wie ihn Ticozzi nennt,
la's, wurde 1660 zu Forti geboren. Er führte den Titel
Sohn Car-
emes Gra-