Champagne, Philipp de. Champagne, Joh. Bapt. 489
ren jene sechs Bilder, welche in die Carmeliten-Iiirche der Vorstadt
St. Jacques kamen. In dieser Kirche malte er auch ein Crucifix,
welches als Meisterwerk in der Perspektive berühmt wurde. Es
ist auf einer horizontalen Fläche gemalt und doch erscheint es per-
pendikulär. Er malte auch für den Cardinal Richelieu, verpflich-
tete sich aber diesem Mächtigen wegen seiner Verbindlichkeit ge-
gen die Königin nie. Nun war sein Rufhegriindet und er lieferte
auch Wirklich von dieser Zeit an mehrere treFfliche Werke. Dar-
unter erwähnen wir die vier Kirchenvater im Dome der Sorboiine,
drei Gemälde fiir St. Gervais, von denen die Erscheinung des heil.
Servatius (Gervais) und Protasius ins Museum gebracht wurde, wo
sich auch die reuige Sünderin befindet,_die Godefroy nach Phi-
lipp's Gemälde gestochen hat. Hieher gehört neben andern auch
die Darstellung im Tempel, ein Bild in Notre-Dame, die Ceremo-
nie der Ritter des heiligen Geistes in der Augustiner-Iiirche, das
Abendmahl, welches Girardet gestochen, u. s. w.
Nach dem Tode seiner Frau ging Philipp von Champagne nach
Brüssel und malte da für den Erzherzog Leopold Adam und Eva,
die den Tod AbeYs beweinen, und nach seiner Rückkehr wurde
er Professor und dann Rektor der Akademie. Nun trat Lebrnn
auf, und der viel ältere Philipp, der bereits den Titel eines ersten
Malers des Königs hatte, musste sich den jüngeren Nebenbuhler
vorziehen lassen. Doch ertrug er Allcs ohne Neid, und selbst dann
noch, als ihm die Fortsetzung der Gallerie des honinies illustrcs,
die ihm schon zugesagt war, entzogen wurde. Er zog sich bescliei-
den nach Port-Royal zurück, und hier war es, wo das beriihmte
Gemälde entstand, welches die Mutter Angelica mit der Mutter
Agiles im Gebete vorstellt. Die Veranlassung gab seine Tochter,
die im Port-lloyal Nonne war, und so eben von einer schweren
Krankheit aufstand. Die Nonne sitzt im Lehnstuhle und betet.
Hier ist seelenvoller Ausdruck, reine Frömmigkeit, das höchste
Vertrauen auf den Gesichtern zu lesen. Dieses Bild ist 5 Schuh
4 Zoll breit und f) Schuh 8 Zoll hoch.
Andere Meisterwerke sind noch: St. Ambms, der die Leichname
der Ileiligen Iüotasius und Servatius in den Dom von Mailand
bringen liisst, eines der oben erwähnten Bilder; der Äpostel Phi-
lipp, das akademische Aufnahmsstiiclt des Künstlers; das Bilduiss
von Arnauld dülndilly; eine bedeutende Anzahl Portrüilßi (1115
Ludwigs XIIL; der Iiönigin Mütter; des Cardinals Richelieu und
andere von angesehenen Personen des Hofes. Vor-trefflich ist auch
das von ihm gemalte eigene Bildniss, welches Edelink gestochen
hat. Es i-vurde übrigens mehreres nach Champagne gestochen und
eine Himmelfahrt mit: Ph. de Chainpagne fec. Aug. Quesnel
exc. 1656 bezeichnet, soll er selbst getan: haben.
Nicolaus Chanipagne sah Italien nicht, und es fehlte ihm daher
an Gelegenheit, nach den besten Mustern der Malerei sich zu bil-
den. Er ahmte die Natur ohne Auswahl nach, doch gebi-icht es
ihm an Wärme und Bewegung. Seine Zeichnung ist correkt, aber
nicht sehr elegant, die Färbung aber ist zu loben, und auch im
Technischen der Malerei verdient er alle Achtung. Den größten
Ruf verdient er als Bildnissmaler, denn er stellte sein Modell im-
mer gut dar. Er behandelte indessen ausser der Historie auch die
Landschaft, in welcher er oft architektonische Beiwerke anbrachte.
Chamtlagve, Johann Baptist, Maler, Neffe und scheiß. Phi-
lipifs, wurde zu Brüssel 1043 geboren. Unterwiesen in den Grund-
sätzen seines Meisters reiste er nach Italien, um die grossen _Meister
dieses Landes kennen zu lernen, allein er konnte nie seine nic-