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Ccllini,
Benvenuto.
selbst erhoben, bei welchem ihm die Gestalten des llIIichel Angeln
xmrsclivvebtexi.
In Frankreich wurde er ins Grössere geführt, er arbeitete Figu-
reu von Gold und Silber, die letzteren sogar in Lebensgrösse, bis
ihn endlich Phantasie und Talent antrieben, das ungehenere Ge-
rippe zum Modell eines Colosses aufzurichten, woran der Kopf,
allein ausgeführt, dem erstaunten Vollae zum Wunder und lVIiihr-
chen ward.
Von solchen ausschweifenden Unternehmungen, wozu ihn der
barbarische Sinn einer nördlicher gelegenen, damals nur einziger-
massen cultivirten Nation, verführte, ward er, als er nach Florenz
zuriichlaehrte, gar bald abgerufen. Er zog sich wieder in das
rechte Maas zusammen, wendete sich an den Marmor, verfertigte
aber von Erz eine Statue, welche das Gliich hatte, auf dem Platze
von Florenz, im Angesichte der Arbeiten des Michel Angele und
Bandinelli, aufgestellt, neben jenen geschätzt und diesen vorgezo-
gen zu werden.
Bei dergleichen Aufgaben fand sich Benvenuto durchaus genö-
thiget, die Natur fleissig zu studircn; denn nach je griisserem
Maasstabe der Künstler arbeitet, desto unerliisslicher wird Gehalt
und Fülle gefordert. Daher kann Cellini in seiner Selbstbiogra-
Phie nicht liiugnen, dass er, besonders die schöne weibliche Natur,
immer in seiner Nähe zu besitzen gesucht, und wir finden durch-
aus bald derbe, bald reizende Gestalteil an seiner Seite. NVohlge-
bildete Miigde und Ilaushiilterinnen bringen viel Anmuth, aber
auch manche Verwirrung in seine Wirthsehaft, und eine Menge
so abentheuerlicher, als gefährlicher Romane, entspringen aus die-
sem Verhältnisse.
Von Cellini's Arbeiten, in Gold und Silber, mag wenig iibrig
geblieben seyn, hauptsächlich wegen der Kostbarkeit des Stoffes. Des
beriihnlten XSalzfasses in Wien haben wir erwväihnt und setzen nur
noch bßl, dass daselbst noch ein Lavoir von Silber und ein Cru-
cifix von Elfenbein aufbeivahrt werden, zwei Meisterwerke Ben-
venutds.
Im Besitze des Königs von England ist ein sehr grosser Nauti-
luS, getragen von Neptun auf dein Seepferde, auf dem Deckel Ju-
yitcr mit dem Adler; Silber, zum Theil vergoldet.
Im Antiken-Museum zu Turin ist ein vortrefflich gearbeiteter
Schild aus Bronze, mit Gold eingelegt, und dem Cellini zuge-
schrieben. Auf fiinf silbernen lVledaillons daselbst sieht man die
Geschichte des Jugertha, im Style des Cinqueeento, in der Aus-
führung des Cellini nicht unwürdig.
Im Eseurial ist ein lebensgrosses Crucifix in Marmor von vor-
trei-flicher Arbeit, vermuthlich dasjenige, welches der Grossherzog
Cosmus erhielt, des Künstlers letzte Arbeit, welcher er in seiner
Biographie erwähnt. Anton de la Puente sagt, dass selbes der
Grossherzog von Toseana Philipp ll. zum Geschenke gemacht habe.
Der Künstler bezeichnet sich auf dem Iireuze mit: Benvenutus
Cellinus, civis florentinus faciebat 1562.
Gegen diese Nachricht streiten wieder Einige, indem sie behaup-
ten, dass Cellini's Crueiiix, welches zuerst für die kleine Kirche im
Pallaste Pitti bestimmt gewesen, nachher in die unterirdische Iia-
pelle der Iiirche St. Lorenz gebracht werden, wo es sich noch
1751 befunden haben soll, während Paolo Mini in seinem Discurso
sopra la nobilita di Firenze 1593 schon als bekannt annimmt, dass
Spanien ein. bewunderungswürdiges Crucifix von Cellini besitze.
Das Florentinische Werk, das zu Anfang unsers Jahrhunderts
in die S. Lorenz-Kirche gebracht wurde, ist von dem spanischen