Cellini,
Benvenuta.
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Von Florenz ging Ccllini 1551 nach Rom, um mit Bindo Altoviti
Ücschäfte abzumachen. Er hatte auch die Erzbiiste dieses Miick-
lßfs gefertiget, die selbst INIichel Angele des besondern Lobes wür-
digte, und welche noch in Rom sich befindet.
Nach seiner Riicklaunft in Florenz setzte Benvenuto seine Arbei-
ten fort, hatte aber immer zu kämpfen, denn er hatte sich jetzt
auch die Herzogin zur Feindin gemacht, Weil er dem Herzog von
dem Kaufe eines Perlenschlntxclses abrieth. Zu dieser Zeit brach der
Iirieg gegen die Sienescr aus, und jetzt musste sich Cellini auch als
liriegsbaumeister bei Ausbesserung der Florentinischen Festung
brauchen lassen, so wie denn der liünstlcr fortwährend thiiti War-
Nach einiger Zeit entstand zwischen Benvenuto und Bandineäli ein
neuer Streit, wer die Statue des Neptun, aus einem grossen, vor-
riithigen Stück INIarmor, machen sollte. Die Herzogin begünstigte
den Bandinelli, aber Cellini wusste es dahin zu bringen, dass der
Ilerzog erklärte, dass derjenige die Arbeit haben solle, der das
beste iVIodell mache. Ccllini's Modell erhielt den Vorzug, worüber
Bandinelli aus Verdruss starb; aber auch Benvenuto erhielt durch
die Ungunst der Herzogin die Arbeit nicht, sondern sie wurde dem
Ammanati übertragen.
Cellini arbeitete nun fortwährend in Italien, kehrte nicht mehr
nach Frankreich zurück, und folgte selbst dem Rufe der Catharina
von lYIedici nicht, welche das Grabmal Heinrich's lI., ihres Gemahls,
beendiget sehen wvollte. Er sollte nach seinem Schlosse zurück-
kehren und alle Bequenilichkeiten geniessen, allein Benvenuto zog
es vor, im Dienste des Ilcrzogs zu bleiben. In den letzten acht
Jahren seines Lebens, die er nicht mehr beschreibt, denn seine
Biographie erstreckt sich nur bis 1562, stand er mit der äussern
Welt mehr im Frieden, aber doch machte ihm noch manches in-
nere, wunderbare Abentheuer zu schaden. Zuletzt wurde sein un-
gebiindigtes NBUHJWCSCXI ruhiger, und daher suchte er in geistlicher
Beschränkung Glück und Ruhe. Er nahm die Tonsur an, allein
die allgemeine Natur, die stärker in ihm, als eine jede besondere
Richtung und Bildung geherrscht, niithigte ihn gar bald zu einem
Rückschritt in die Welt. Er war nicht verheirathet; bei seinem
mannichlaltigen, lebhaften Verhiiltniss zu dem andern Geschlecht,
und in einem Alter von 60 Jahren, wurde es ihm erst klar, dass
05 löblich sei, eheliche liinder um sich zu sehen. Er erwähnt
.zweier natürlichen Kinder, von denen eines in Frankreich bleibt
und sich verliert, und das andere ihm durch'einen gewaltsamen
Tod entrissen wird. Nach 60 verflossenen Lebensjahren heirathete
er endlich und hinterliess bei seinem Tode zwei Töchter und einen
Sohn, von denen sich keine weiteren Nachrichten finden.
Benvenuto Cellini zeichnete sich durch die Allgemeinheit seines
Talentes aus. Musik und bildende Kunst streiten sich um ihn,
und die erste, ob er sie gleich Anfangs verabscheut, behauptet in
fröhlichen und gefühlvollen Zeiten über ihn ihre Rechte. Auffal-
lend ist seine Fähigkeit zu allem Mechanischen. Er bestimmt sich
frühe zum Goldschmied und tridt glücklicher Weise den Punkt,
Vfm wo er auszugehen hatte, um, mit technischen, handwerksntas-
slgen Fertigkeiten ausgestattet, sich dem Höchsten der Kunst zu
nähern. Ein Geist wie der seinige musste bald gewahr werden,
wie sehr die Einsicht in das Hohe und Ganze die Ausübung der
einzelnen, subalternen Forderungen erleichtert.
In Italien hatte er sich innerhalb eines kleineren Maasstahes be-
schäftigt; jedoch sich bald, von Zicrathen, Laubwerlä, intimen,
IYIasken, Kindern zu hüheru Gegenständen, ja zu einem Gottvater
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