Carracci ,
Augustin .
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geleitet, wohin ihn die Natur trieb, wesswegen so viele ureigen-
thiiniliehe Bchandlungsweisen in einem und demselben Arbeitssaale
sich entfalteten. Jedoch musste Vernunft, Natur und Nachahmung
die Grundlage zu jeder bilden. Bei grossen Bedenhlichlteitexi wen-
dete man sich an Ludovico.
Ägostino malte wenig, und auch mit wenig poetischem Geiste,
obgleich er Dichter war. Er ist zwar immer geistreich, aber es
fehlt ihm so ziemlich das Feuer in hervorspringenderEigenthiimlich-
keit der Ausführung, wie denn seine letzten Werke, die Fresken.
im Palazzo del Giardino zu Parma, in der That sehr flau und flach
dastehen.
Das Ilauptwerls Agostintfs ist die Comrnunion des heil. Hierony-
mus, die vor der Wanderung nach Paris in einer der lillliell Sei-
tenlsapellen der Carthause zu Bologna zu sehen war.
1m Jahre 1820 fand Professor Boucheron einen lange unge-
liilllntßll Schatz im Schlusse von Castiglione, niimlieh die gemalte
Studie der Galathea, welche Augustin in derGallerie Farnese al
Frcsco malte. Das Gemälde ist etwas breiter und höher als das
Frcscogemiilde, und daher finden sich auf demselben einige Theile
vollendet, für die die VVand nicht mehr Raum hatte.
Ueber den Gegenstand dieses Gemiililesdierrsehen verschiedene
lVfeiuungen. Nach Malvasia und Bellori's Beschreibung der Ge-
mälde des Farnesischen Ilallastcs ward die Meinung allgemein, das-
selbe stelle die Fabel der Galathea vor. Der gelehrte Erliliirer der
1753 zu Rom von C. Cesio herausgegebenen Abbildungen der far-
nesischen Gemälde behauptet, und wie es scheint nicht ohne Grund,
dass, das Gemälde eine Erscheinung der Venus auf dem Meere vor-
stelle. S. Iiunstblatt vom 20. April 1820 das Schreiben des St.
Tieozzi.
In der Gallerie des Grafen von Thurn zu VVien sind ebenfalls
zwei herrliche Farbenbilder und Skizzen zu den Schöpfungen in
der Farnesina: die Galathea und Aurora, die auch den Augustin
Carracci zum Urheber haben dürften.
In der Gallerie Esterhazy ist die Communion des hl. Hie onymus.
In der Eremitage zu St. Petersburg ist ein Bild von Ägostino,
das einen mit Statuen verzierten Saal vorstellt, in welchem ein
Mann auf Befehl eines andern auf dem Throne mit dem Bogen
auf einen Menschen zielt. Aus lrlougtonhall kam eine Madünna
mit dem schlafenden liinde im Arme nach Ptusslantl- DlßSßS Bild
ist aber nicht in der Eremitage. In der GiustinianlSCllGH Sammlung
zu Berlin ist der Zinsgroschen, ein Iiniestiiclt.
Zwei seiner Bilder kamen aus der Gallerie Orleans nach England:
das Martyrthuin des Apostels Bartolomiius und Christus erscheint
der'Ma_gdalena. Das erstere dieser Gemälde hauftc Hr. Willet, das
zweite Lord William. Dieses sind vielleicht die einzigen Bilder,
die sich von Augustin in England befinden, während die der übri-
gen Carracci hier zahlreich sind.
In der k. Pinakothek zu München ist die Stigmatisation des hl.
Franz von seiner Hand.
Augustin Carracci macht einen wichtigen Abschnittr-in der Ge-
schichte der Iitipferstechcärei in Italien. Er war es unter seinen
Larldsleuten, der zuerst auf ein geregeltes Schrafliren hinarbeitete
und die Technik des Stiehes auszubilden strebte. Es vereinigten
sich so viele Umstände, ihn zum Schöpfer einer liunst zu machen,
als selten zu Gunsten eines Mannes zusammenwirlicn. Die viel-
seitige Ausbildung; seines Geistes sicherte ihn vor Fehlgriffeil seiner
Zeitgenossen , welche nach den iuauicrirtcsten Meistern ain liebsten