Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

Carotfo , 
Gian Francescq. 
Carpaccio, Vittore. 
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nen nicht ausgezeichnet hat, so ist er dafiir im Charakter und 
Ausdruck einzelner Gestalten desto glücklicher. Sein Colorit ist 
warm und verschmolzen, und contrastirt daher auf eigenthiimliche 
Art mit der strengen Zeichnung seiner Formen. 
In S. Anastasia zu Verona befindet sich ein Altarblatt von ihm: 
der heil. Martinus zu Pferd, oben Maria mit dem Iiinde auf den 
Wolken, letztere besonders eine schöne Figur. In S. Giorgio ein 
heil. Sebastian und Rochus, Abtheilungen eines Altarblattes, Wozu 
die Mitte fehlt; von grosser Schönheit ist das oberste Halbrund 
mit Christi Verklärung, und die Altarstaffel, worauf der auferstan- 
dene Heiland in kleiner Figur, aber äusserst edel und ausdruckvoll, 
gemalt ist. Das Trefflichste aber, was man von diesem Meister 
sehen kann, ist ein Erzengel Michael auf einem Bilde mit mehre- 
ren Heiligen in S. Eufelnia. eine Figur voll jugendlicher Anmuth 
in himmlischer Reinheit und voll jener edlen Ruhe und Würde, 
die allein den Gestalten unserer christlichen Mythologie dauernde 
Wirkung auf das Gemiith verleiht. Ein Gemälde dieses Meisters, 
dessen VVerlsc selten im Auslande sind, befindet sich in der griif- 
lieh Schönborifschen Gallerie zu Pommersfelden: Maria mit dem 
Iiinde zwischen der heil. Katharina und dem heil. Antonius, halbe 
Figuren. Iiunstblatt 1825. No. 1. Dr. Schorn. 
CaTÜttO; GIÜVQUUI, Bruder des Obigen, Maler und Baumeister, 
ein fiir seine Zeit guter Iiiinstler, ohne jedoch dem Gian Franeesco 
gleich zu kommen. Lanzi II. 55. d. Ausg. nennt ihn fast göttlich 
in der Bautenmalerei und trefflich in vielen andern Theilen der 
Malerei. Als Architekturrnaler mag er daher sein grösstes Verdienst 
haben, in jener Madonna mit dem Iiinde aber, welche sich von 
ihm in St. Maria da Organe zu Verona befindet, zeigt er sich in 
allen Theilen schwächer, als sein Bruder. 
Carotto hatte auch als Zeichner Ruf, besonders in Copirung als 
ter Ueberreste der Baukunst. Eine Sammlung solcher Zeichnungen 
hält man für sein wichtigstes Werk. J. M. Falconetto liess die 
Zeichnungen durch J. Georgi und F. Huret in Kupfer stechen und 
gab sie heraus.  ' 
Dieser Künstler hatte auch die Ehre, des grossen Paul Veronese 
Lehrer zu seyn. Er starb 1555 im! 67. Jahre.  
CHYOHO, ebenfalls ein Veronesep, wie die beideirvorhergehenden 
Künstler, ist als einer der ausgezeichnetsten Medailleure zu ruh- 
men, welche im 15. Jahrhunderte zu Verona blühten, ja Inan kann 
ihn überhaupt unter die besten Künstler seiner Zeit zählen. Er 
bildete sich in Pisanellds Schule, der um 1440 bliihte, und lieferte 
Werke, die selbst dem Meister keine U hre machen würden, 
wenn sie auch Pisanellds Besten nicht gleiiiiikommen. Im Tresor 
de Numismatique etc. faris 1854, sind einige abgebildet. 
CarPtlCGlO, VIHZOIG, Maler aus Venedig und Nebenbuhler der bei- 
den Bellini und des letzten Vivarino, bliihte in einem Zeitalter, 
Wo die Kunst sich von neuem belebte, was die bisweilen fehlende 
Wärme der Fleischtinten und das wenig Zarte der Contouren in 
seinen Werken entschuldiget. Es fehlt ihnen aber nicht an Natür- 
lichkeit und Ausdruck, an neuer, phantasievoller Erfindung, guter 
Anordnung, reicher Mannigfaltigkeit der Gesichter und Trachten, 
geschickter liauten- und Landschaftsmalerei. Alle diese Vorzüge 
ndet man m den acht Bildern aus dem Leben der heil. Ursula 
und ihrer Gefiihrtinnen, im Sprachzimmer des Klosters dieser Hei- 
ligen; gest. von Baratti. Noch besser malte er in der Schule des 
heil. Hieronymus, wo er mit G. Bcllini wetteiferte, und diessnial
	        
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