Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

Cnrdi , 
Ludwig. 
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Cürfll, Iiudwlg, genannt Cigoli oder Civ oli, ein Maler und Bau- 
meister von ausgezeichneten Verdiensten, geb. zu Empoli 1556, 
gest. zu Rom 1615. Dieser sogenannte Florentiner Titian lernte 
1301 A. Allori und S. Titi, und studirte auch nach A. del Sarto, be- 
sonders aber nach Correggio. Allein der entscheidende Augenblick 
für die Entwicklung seines Talents war der, als er sich mit Gre- 
goriu Pagani zu gemeinschaftlichen Studien verband. VVenn die 
Carrncci in Bologna Befurmatoren der liunst geworden waren, 
so wirkten Cigoli und G. Pagani, angeregt durch Baroceicfs sen- 
timentale Darstellungen in Florenz zur Erweckung des wieder nach 
dem Geistvollen fragenden Sinns, nachdem, im sinnlich Wirklichen 
Verloren, die Nleisteix sich in vermeinter Kühnheit und Iirall; über- 
boten hatten. 
Diese beiden Iiiinstler folgten indessen dem Baroccio nicht blind- 
lings; sie bcllissen sich einer naturgeiniisseil Darstellung und 
besonders einer lieblichen Färbung. Ueberhaupt bemerkt man in 
allen TVei-laen CigolYs einen kräftigen Styl und schöne Verschmel- 
zung der 'I'inten. Diesen wusste er, nach Curreggirfs VVeise, grosse 
lYIannigfaltiglaeit zu geben und bei verständiger Anlage ist auch der 
Fleiss in der Ausführung bis ins Kleinste zu loben. Dabei war er 
ein geschickter Anatoln und seine anatomische Figur befindet sich 
jetzt noch in den Ateliers vieler Maler. Auch in der Perspective, 
die er, so wie die Baukunst, bei B. Buontalenti gelernt hatte, war 
er sehr erfahren; er schrieb sogar darüber eine Abhandlung, unter 
dem Titel: Prospettiva Practica etc. eon {igure in rmne intagliatc 
da Bast. Cardi di lui fratellu. Zugleich war er der Erlinder eines 
NVerl-zzeuges, um jeden Gegenstand nach der Natur und den Regeln 
der Perspektive zeichnen zu können. Dieses Instrument ist seither 
auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht werden. 
Cigulistand bei Clcmens VII. in Achtung und der Grossherzog 
von Tesliana machte ihn zum. Ritter des St. Stephansurdexls. Auch 
der Grossmeister vun Malta iilscrschiclite ihm noch hurz vor sei- 
nem Tode das Brcve eines Ordensritters. Der erwähnte Pabst be- 
rief illn nach 110m, um in der St. Peterskirche die Geschichte des 
geheilten Lahmen zu malen. Den Entwurf dieses Gemäldes zeich- 
nete einer seiner Feinde nach, und iitztc ihn in Kupfer, um un- 
sern Iiiinstler eines Plagiats beziichtigen zu können. Er sagte 
nämlich, Cardi habe seinen Iiupferstich cupirt, allein er Sah sich 
bald beschämt. Luduvico vertilgte vor jederinnnns Augen den gan- 
zen Entwurf und begann das Gemälde von Neuem auf ganz ver- 
schiedene Weise, tmd übertraf sich sogar hierin. Durigny hat die- 
ses Gemälde _estochen und A- Sacchi hielt es ausser RafaePs Ver- 
klärung und ßuininichinoß: heil. Hieronymus für das schönste Werk 
zu Rom. Unter der grusseil Anzahl seiner Gemälde, woran beson- 
ders Toskana reich ist, wird die Murter des heil. Stephan, die er 
1587 für die Nennen zu Monte Dumini ausgeführt hatte, für sein 
Meisterstiich gehalten. Auch mehrere andere treifliche Werke gibt 
es von ihm, aber öfters ist ihm die Gewunilnng nicht ganz gelun- 
gen und in der Bezeichnung starker Leiilenschnlten fällt er nicht sel- 
ten ins Uebertriebeixe. Eines seiner besten Bilder ist der alte To- 
bias, der den Engel beschenken will , während auch der junge Tu- 
bias demselben Perlcnschniirc anbietet. Der Ausdruck in diesem 
Bilde liann nicht wahrer und inniger scyn. Es lamn aus lYlailinai- 
sun in die Eremitage nach St. Peterslmurg. Eine andere reiche 
cOIllIIOSlllUl] vun mcisterhafter, lebcnswnrmer Färbung in dersel- 
ben Gallerie, stellt die Beschneidung dar. Cigoli erhielt auch in
	        
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