Cnrdi ,
Ludwig.
359
Cürfll, Iiudwlg, genannt Cigoli oder Civ oli, ein Maler und Bau-
meister von ausgezeichneten Verdiensten, geb. zu Empoli 1556,
gest. zu Rom 1615. Dieser sogenannte Florentiner Titian lernte
1301 A. Allori und S. Titi, und studirte auch nach A. del Sarto, be-
sonders aber nach Correggio. Allein der entscheidende Augenblick
für die Entwicklung seines Talents war der, als er sich mit Gre-
goriu Pagani zu gemeinschaftlichen Studien verband. VVenn die
Carrncci in Bologna Befurmatoren der liunst geworden waren,
so wirkten Cigoli und G. Pagani, angeregt durch Baroceicfs sen-
timentale Darstellungen in Florenz zur Erweckung des wieder nach
dem Geistvollen fragenden Sinns, nachdem, im sinnlich Wirklichen
Verloren, die Nleisteix sich in vermeinter Kühnheit und Iirall; über-
boten hatten.
Diese beiden Iiiinstler folgten indessen dem Baroccio nicht blind-
lings; sie bcllissen sich einer naturgeiniisseil Darstellung und
besonders einer lieblichen Färbung. Ueberhaupt bemerkt man in
allen TVei-laen CigolYs einen kräftigen Styl und schöne Verschmel-
zung der 'I'inten. Diesen wusste er, nach Curreggirfs VVeise, grosse
lYIannigfaltiglaeit zu geben und bei verständiger Anlage ist auch der
Fleiss in der Ausführung bis ins Kleinste zu loben. Dabei war er
ein geschickter Anatoln und seine anatomische Figur befindet sich
jetzt noch in den Ateliers vieler Maler. Auch in der Perspective,
die er, so wie die Baukunst, bei B. Buontalenti gelernt hatte, war
er sehr erfahren; er schrieb sogar darüber eine Abhandlung, unter
dem Titel: Prospettiva Practica etc. eon {igure in rmne intagliatc
da Bast. Cardi di lui fratellu. Zugleich war er der Erlinder eines
NVerl-zzeuges, um jeden Gegenstand nach der Natur und den Regeln
der Perspektive zeichnen zu können. Dieses Instrument ist seither
auf den höchsten Grad der Vollkommenheit gebracht werden.
Cigulistand bei Clcmens VII. in Achtung und der Grossherzog
von Tesliana machte ihn zum. Ritter des St. Stephansurdexls. Auch
der Grossmeister vun Malta iilscrschiclite ihm noch hurz vor sei-
nem Tode das Brcve eines Ordensritters. Der erwähnte Pabst be-
rief illn nach 110m, um in der St. Peterskirche die Geschichte des
geheilten Lahmen zu malen. Den Entwurf dieses Gemäldes zeich-
nete einer seiner Feinde nach, und iitztc ihn in Kupfer, um un-
sern Iiiinstler eines Plagiats beziichtigen zu können. Er sagte
nämlich, Cardi habe seinen Iiupferstich cupirt, allein er Sah sich
bald beschämt. Luduvico vertilgte vor jederinnnns Augen den gan-
zen Entwurf und begann das Gemälde von Neuem auf ganz ver-
schiedene Weise, tmd übertraf sich sogar hierin. Durigny hat die-
ses Gemälde _estochen und A- Sacchi hielt es ausser RafaePs Ver-
klärung und ßuininichinoß: heil. Hieronymus für das schönste Werk
zu Rom. Unter der grusseil Anzahl seiner Gemälde, woran beson-
ders Toskana reich ist, wird die Murter des heil. Stephan, die er
1587 für die Nennen zu Monte Dumini ausgeführt hatte, für sein
Meisterstiich gehalten. Auch mehrere andere treifliche Werke gibt
es von ihm, aber öfters ist ihm die Gewunilnng nicht ganz gelun-
gen und in der Bezeichnung starker Leiilenschnlten fällt er nicht sel-
ten ins Uebertriebeixe. Eines seiner besten Bilder ist der alte To-
bias, der den Engel beschenken will , während auch der junge Tu-
bias demselben Perlcnschniirc anbietet. Der Ausdruck in diesem
Bilde liann nicht wahrer und inniger scyn. Es lamn aus lYlailinai-
sun in die Eremitage nach St. Peterslmurg. Eine andere reiche
cOIllIIOSlllUl] vun mcisterhafter, lebcnswnrmer Färbung in dersel-
ben Gallerie, stellt die Beschneidung dar. Cigoli erhielt auch in