Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

Cnmpi , 
Giulio. 
Campi, 
Antonio. 
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In dem grossen Bilde zu St. Gismondo, wo U. L. F. der Her- 
zog von Mailand und seine Gemahlin von ihren Schutzheiligen 
vorgestellt sind, und in dem Petrus und Marcellinus in ihrer 
Iurche, ist Campi so titianisch, dass er von Vielen mitTitian selbst 
verwechselt worden ist. Seinen Christus vor Pilatus, im Dome, 
schrieb man dem Pordenone zu. In einer heil. Familie zu St. 
Paolo in Mailand ist Correggids natürliche Anmuth. Dieses Bild 
hat G. Ghisi gestochen. Auch (I. Cort, Ph. Thomassin u. A. ha- 
ben nach ihm gestochen. 
Giulio vernachlässigte über den grossen Malern die Natur nicht, 
sondern fragte und wählte sie. Dieses thaten auch alle übrigen 
von ihm geleiteten Campi; denn er ist der Erste. Man sieht bei 
ihnen ausgewählte Frauenlaöpfe, besonders nach der Natur; das 
Colorit dieser Köpfe kommt dem des Paolo Verouese nahe. 
Im Ganzen beobachten die Campi ungefähr die Farbenverthei- 
lung, welche vor den Carracci in Italien gewöhnlich war, aber im 
Anlegen und Beleben haben sie eine ihnen eigene Lieblichkeit, 
welche Scarramuccia ganz ureigenthümlich fand. In Colorit also 
und Iiöpfen kann man die Campi nicht leicht von einander unter- 
scheiden, leichter aber in der Zeichnung. Giulio übertrifft die 
übrigen an Grossheit, und bestrebt sich, mehr Kenntniss des 
menschlichen Körpers, der Lichter und Schatten zu bewähren. An 
Richtigkeit übertrifft er die beiden Brüder, steht aber dem Bernar- 
dino nach. 
Er starb'1572. Lanzi II. 355- d. Ausg.  
Campl, AIIIZOUIO; Maler und Baumeister von Cremona, daher Cre- 
monese genannt, ein vielseitig gebildeter Künstler, der Augustin 
Carracci seiner Familie. Dieser Iiiinstler achtete Cainpi auch sehr, 
und stach nach ihm den Heidenapostel, im Begriff einen Todten zu 
erwecken." Das Bild ist in der Paulskirche zu Mailand, wo alle 
Cumpi miteinander wetteiferten. Correggiß war Sein verhgautestes 
Urbild, undxAnmnth, wornach er vorzüglich strebte. In den Tin- 
teu hat er oft das Ziel erreicht, seltener in der Zeichnung, WO 01', 
um schlank zu werden, oft schxnlichtig ward, und Inallchmal, um 
 zu prunken, eine Verkürzung ungehörig anbrachte. Er hatte die 
"Gewohnheit, selbst in heilige Gegenstände Zerrbilder einzuführen. 
Campi bleibt sich in seinen Werken nicht leich, auch war er 
im Fresco minder glücklich, als in Oelgemiilden Sein Bruder, 
Giulio, half ihm bei seinen grossen perspektivischen Arbeiten, von 
denen sich eine der schönsten in der Saltristei des heil. Petrus zu 
Cremona befindet. 
Als Baumeister bediente sich seiner Pabst Gregor XIII. 
Ausscrdem war er auch Plastiker, denn in der Kapelle des Täu- 
fers Johannes ist ein Werk mit der Inschrift: Antonii Campi pla- 
stica et pictura 1581. Ebenfalls als Iiupferstecher und Geschicht- 
schreiber seiner Vaterstadt ist er zu rühmen. Seine Chronik gab 
er 1582 unter dem Titel: Cremona fedelissixna citta etc., heraus. Es 
sind darin seine eigenen und Aug. CarraccPs schöne Abbildungen 
der Herzoge und Herzoginnen von Mailand. 
Dieses Werk ist in Folio und Philipp II. von Spanien zugeeignet. 
Campi soll auch Formsehneicler gewesen seyn, allein dieses ist, 
wie bei vielen andern Künstlern, auch bei diesem nicht ausge- 
macht. Heineclae führt wenigstens einige Helldunlsel an, die un- 
sern Iiiinstler zum Urheber haben sollen, zu denen er aber viel- 
leicht nur die Zeichnungen lieferte. Es arbeiteten überhaupt ei-
	        
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