Callot ,
Jacob.
Bischofs von Toul, Welcher einen beim Ballspiel verunglückten
Knaben wieder ins Leben bringt, war der Erstling seines 'I'alen-
tes, und verrieth in vielen Parthien zwar die Grösse desselben,
aber zugleich auch den noch nicht überstandenen Kampf mit dem
mechanischen Thelle der Badirkunst. Die vielen Schauspiele und
Hoffeste am herzoglichen Hofe, die der Herzog durch den Stich zu
verewigen sich. angelegen seyn licss, gaben Callot Gelegenheit,
sein Talent weiter auszubilden. Für vier Blätter dieser Irloffeste,
welche ein Carussel darstellen, beschenkte ihn der Herzog sogar
mit einer goldenen Kette, mit seinem Bildnisse, als Gnadenzei-
chen, und bediente sich fortan keines andern Stechers mehr zu
diesen Darstellungen, als Callofs. Hieher gehören noch ö Blätter
von Darstellungen aus Schauspielen und Bdlleten. An seinem Sti-
che der Dekorationen aus Soliman bewundert man vorzüglich
den meisterhaft behandelten Theil der Architektur. Seine nächsten
Arbeiten waren: eine Versuchung des heil. Antonius in der Grösse
von 15 Zoll. Dieses Blatt ist selten; die Platte wurde nicht wie-
der gefunden. Die Schiffe und Galceren des Herzogs, in vier
Platten; und ein Skizzenbuch für junge lYIaler, welches auch eine
Seltenheit geworden ist. Unter den Werken, die er im Kleinen
ausfiihrte, sieht man mit Bewunderung seinen lVIartyrtod der un-
Schuldigen Kinder, und zu den ausgezeichnetsten Leistungen sei-
ner Kunst, womit er die Welt von Florenz ans bereicherte, ge-
hört das von ihm im 27. Iiebenjahr mdirte, und mit dem (Srab-
sticliel vollendete Blatt: Der JNIarkt bei dem Bilde der Madonna
del Imprunetta, einem Wallfahrtsorte, 7 Meilen von Florenz. Gute
Abdriickc dieses Blattes, das er hernach in Nancy wieder anfstach,
gehören zu den griissten Seltenheiten, so wie überhaupt die Blät-
ter, die er in Florenz stach, z. B. das Capricenbuch, die Darstel-
lungen nach dem Schauspiele Soliman, der Katafalk des Kaisers
Matthias, die Versuchung des heil. Antonius und der Fächer oder
das Feuerwerk auf dem Arno seltener sind, als diejenigen, welche
er in Naney herausgab.
Nach dem Tode seines Gönners kehrte er mit dem Prinzen Carl
von Lothringen nach Frankreich zurück, wo er am fürstlichen
Hofe zu Nancy eine ehrenvolle, und durch Gehalt gesicherte Auf-
nahme fand und von seinen Aeltern mit offenen Armen empfangen
wurde.
Im Jahre 1625 verehelichte er sich mit dem Frlaitllein Kuttinger,
aus dem edlen Geschlechte von Marsal. Seine Ehe blieb kinder-
los, daher nannte Callot scherzweise seine Werke, seine übel oder
gut gerathencn Kinder, je nachdem sie seinen Anforderungen mehr
oder weniger entsprachen.
Zu Nancy begann er seine Thäti keit mit 592 Heiligenbildern,
ein lVIartyrologium, welches er 165d dem Cardinal von Richelieu
widmete und das schwer zu bekommen ist. Darauf stach er das
Skizzenbuch wieder, welches er zu Florenz zum ersten Mal gefer-
"tiget hatte, und eine Menge kleiner launiger Skizzen, die er
Abends zu seiner Unterhaltung hinwarf. Der Reichthum seiner
Gedanken, die Fruchtbarkeit seines Genies, und die bcivunderungs-
würdige Kunst, mit welcher er im Kleinen darzustellen wusste, zei-
gen sich besonders in den kleinen Stichen aus dem Leben der heil.
Jungfrau und dem Leiden Christi. Diese kleinen Blätter sind voll-
endete Kunstwerke. Zu seiner grande Passion machte er die Stu-
dien schon in Florenz, er iitzte aber nur 7 Platten, und man weiss
nicht, warum die Arbeit unvollendet geblieben ist. Die ganze
Folge der Zeichnungen dazu ist- zu Paris und wird von den Ken-
nern mit Bewunderung betrachtet. Unter der Menge Arbeiten,