Callon.
Callot,
Jakob.
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Temiels in zwei Gruppen vereiniget waren, die aber jetzt die Glyp-
tethe Sr. Majestät des Königs Ludwig von Bayern zieren. Jener
Tempel kann nicht weit über Callon hinausreicfien, und Wieder
nicht weit unter ihn herab, wegen der starren Alterthümlichlseit
der Häupter, Haare und Iileider an den Bildsäulen. Dazu lässt
sich von keinem andern Aegineten mit einiger Sicherheit nachwei-
Sfän, dass er in Marmor gearbeitet habe, als von Callon. Sämmt-
liche Bilder können indessen nicht von Callon herrühren, denn sie
sind von verschiedener Arbeit; die Gehiilfen anzugeben, dürfte je-
doch nicht möglich seyn.
Man kennt auch, wie gesagt, einen Callon aus Elis, der einen
Chor von 55 Knaben aus Messene, welche bei der Ueberfahrt
nach Bhegium untergegangen waren, mit dem Chorführer und Flü-
tenspieler, in Erz goss. Ausser dieser Gruppe erwähnt Pausanias
noch einen Hermes mit dem Heroldstabe von ihm.
Dieser Callon muss Ol. 86 (nach Müller Ol. 87) gelebt haben,
denn zu dieser Zeit machte der Sopliist Ilippias eine Elegie auf
die Iinaben; wenigstens kann seine Thiitiglieit nicht in spätere
Zeit fallen. Auch Plinius nennt unter den Künstlern, die er un-
ter Ol. 87 zusammenstellt, einen Callon.
'l"hicrsch über die Epochen der h. Ii. unter den Griechen. zte
Aufl. 1829.
Callot, JEikOb, geboren zu Nancy 1592, gest. 1635, gehört unter
diejenigen Künstler, denen die Natur das Talent verliehen, alle,
auch die geheimsten Regungen des Herzens und der Seele mit er-
greifender Wahrheit hinzuzaubern. Das Leben dieses Künstlers
1st in mehrfacher Beziehung interessant. Es fiel in eine Zeit, wo die
Herrlichkeit der ital. Iiunst auch in Frankreich mächtige Wurzeln
zu treiben begann, wo die Kunst überhaupt später zur Blüthe kam, als
in Italien und Deutschland, und namentlich in einer Zeit, wo das
wilde und flüchtige Slaizziren mit der Ratlirnadel, bei dem alle
übrigen Anfoderungen der Kunst dem geistreichen, schnell hin-
geworfenen Gedanken geopfert wurden, alle wahre Kunst aufzu-
ieben und zu verdrängen drohte. Zwar stellte sich Callot keines-
wegs diesem Treiben entgegen, aber er brachte diese Kunst in
seinem Vaterlande auf eine Höhe, wie sie nach ihm nicht wieder
erreicht worden ist, und bewirkte so durch seine Radirnadel das-
jenige, was umgekehrt Heinrich Golzius mit seinem Grabstichel
bBZWQClilIC. Denn so, wie die vollendeten Grabstichelßrläeiten des
Letzteren den lVIuth seiner Zeitgenossen lähmten, ihm in Führung
und Reinheit des Grabstichels gleich zu kommen oder ihn zu über-
treffen, und sie darum mit grösserer Liebe zur Racliruadel sich
wendeten, bei welcher der VVerth der Arbeit hauptsächlich durch
den Gedanken und die kecke und sinnige Jiusfiihrung desselben
bedingt wird; so war wohl Callofs Ddeisterschaft in Vervielfälti-
gung seiner künstlerischen Gßdßllliell durch die Hadirnadel die
Veranlassung, seine Zeitgenossen dem Grahstichel, und dadurch
der wahren Iiupferstechcrlaunst wieder zuzuführen. Callofs Iiunst-
streben war ohne allen Aufschwung zum Idealen, lediglich der
treuen Auflassung der Natur zugewendet. Diese suchte er wieder-
zugeben, wie er sie fand undum sich sah, aber eben so durch
überraschende Wahrheit und Innigheit zur Iiunst erhoben, wie
wir sie in den reizenden Meisterstüclsen der niederländischen Schu-
le, in den Schöpfungen eines Dow, Mieris, Metzu, Ostade u. A-
erbliclsen. Darum sind auch diejenigen seiner Schöpfungen, wWrl-
che der heil. Geschichte angehören, z. B. seine Passion, sein Hin-
rlcrmiard und viele andere von gcriixgqrem Iinnstiverthce, als alle