Volltext: Börner - Cleoetas (Bd. 2)

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Cades , 
Joseph. 
Cades , 
Alexander. 
tes, das der Gesellschaft gefährlich wird, wenn Bechtschadenheit 
und Sitte es nicht begleiten. Iiein Schriftverfiilschei- hat alle Ziigß 
und Sehwiinge der Buchstaben so gewandt nachgeahmt, als er, 
selbst unverniuthet, die Gesichter, das Nackte, die Bekleidung, 
den ganzen Charakter jedes belohtexi Zeichners nachahmte. Einst 
machte er eine Zeichnung nach rafaelischer Weise, um den Vor- 
steher einer fürstlichen Galleric zu enttäuschen, der sich fiir einen 
untri-iglichen Kenner rafaelischei- Hand auseab. Er liess sie ihm 
(lurch eine lYlittelsperson mit einem Mälllfälßll über die Abkunft 
der Zeichnung zukommen und der lienner kaufte sie für 500 Ze- 
chinen. Als Cades sie ihm wieder geben wollte, weigerte sich der. 
Andere und behielt die Zeichnung, die er trotz aller Betheuerun- 
gen fiir äclit hielt, und sie ward in eines der berühmtesten euro- 
ropiiischen Cabinette aufgenommen (in Dresden, wie 'l'icozzi angibt). 
Cades erkannte dieses Tlalent in sich schon in friiher Jugend, und 
bei Gelegenheit einer Bewerbung machte er eine Zeichnung von 
seiner Erfindung, ohne sich nach Corvi zu richten, der sie anders 
haben wollte, wesshalb er auch damals diese Schule verliess. Diese 
Zeichnung aber erhielt den Preis und ist noch in der Lukasakade- 
mie vorhanden und berühmt. Auch im Colorit verdankte er münd- 
lichem Unterriehte wenig, viel seinem angebornen Nachalunungs- 
Talente. Im Jahre 1787 zeigte er seine Geschicklichkeit in einem 
Altarbilde, das fiir Fabriano bestimmt war, aber in die Apostel- 
kirche kam. Es stellt im obern Theile die heil. Jungfrau mit dem 
göttlichen Iiinde vor, und unten fünf Heilige, ein Bild, Welches 
auf die Wahl Clemens XIV. anspielen soll. Desswegen ist der hl. 
Clemens in der Mitte, zur Rechten der hl. Carl, der durch seine 
Geberde sagen zu wollen scheint: der verdient Pabst zu werden; 
und zuletzt der heil. Pabst Innozenz, der den P. Meister vorstellte 
und hier nach Erforderniss seine Stelle dem Cardinal S. Carlo ah- 
treten musste. Im llintergrunde waren die Heiligen Franziscus und 
Antonius in nicht ganzen Figuren angedeutet. Cades nahm sich 
Titians Gemälde im Quirinal zum Vorbilde und ahmtc es in Zu- 
sammenstellung, wie im Colorit, nach. In dem letzteren in der 
That nur zu sehr, indem er auch das Braune wiedergab, welches 
die, Zeit dem Bilde verlieh, wesswegen er getadelt wurde, ebenso 
wegen des Fehlers in der Perspektive in der symbolischen Figur 
des Pabstes Innozenz, die riieklings hinstiirzen zu wollen scheint. 
Andere Fehler im Colorit, im Costiim oder in den gemeinen For- 
imen hat der Verfasser der memorie per belle arti an mehreren Bil- 
"dern von diesem Künstler gerügt; allein er verbesserte diese immer 
mehr. Sehr schön ist daher die Geschichte des Grafen Walter von 
An ers, der als Bettler zu London vor dem Hause seiner 'I'ochter 
Vioäante um ein Almosen bittet. Dieses Gemälde ist ii1 allen Thei- 
len, besonders in der Zeichnung und im Ausdruck der Köpfe so 
wo-hl gerathen, dass es der Fürst Borghese in seine Villa Pinciana 
aufgenommen hatte. Ausser Borghese brauchten ihn auch die Rus- 
Oll und Chigi zur Ausschmücliung ihrer Landhäuser und Pal- 
liiste, und nicht wenig malte er für den Iiaiser von Russland nach 
Moskau. 
Cades starb noch vor dem fiinfzigsten Jahre um 1801, wenige 
Jahre, nachdem er auf den bessern Weg gerathen war. Nach ei- 
Iligen Iiunstrichtern fehlt ihm noch grössere Einheit des Styls, in- 
dem er noch zuweilen auf einem Gemälde so viel verschiedene 
Meister nachahmte, als es Figuren hatte. Lanzi I. 555. d. Ausg- 
Iades, Alexander, ein geschickter Edelsteinschneider, der gegen 
das Ende des vorigen Jahrhunderts zu Rom arbeitete. Er war ein
	        
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