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Byström,
Johann
Nikolaus.
dass er mit besondererAufmerksamkeit lehrend sich zu ihm neigte,
und seinen Unterricht mit allem Fleiss ihm angedeihen liess. -Drei
Jahre studirte Byström unter SergePs Leitung, theils nach Antiken,
theils nach der Natur; jedoch nie wollte es den bescheidene Mei-
ster erlauben, dass der Schüler etwas nach seinen Werken copirte,
indem er solche, um als Normen. für das Studium zu dienen, für
unfähig erklärte, daher er ihn vielmehr zur Nachahmung der An-
tiken, als der sichersten und reinsten Muster, anwies. Im Jahre
1310 kam Buin Rom an, wo er sich in allem Ernst der Praktik
in Marmor widmete, und diesen schwierigen Theil der Iiunst in kur-
zer Zeit überwand, so dass er in etlichen Jahren zu denjenigen
gehörte, die mit meisterhafter Sicherheit und Freiheit diesen Stoß
zu beherrschen wissen. An Aufmunterung fehlte es dem jungen
Künstler nie; bedeutende Glieder des schwedischen Adels und an-
dere vermögliche Personen beschäftigten durch ansehnliche Auf-
träge den Genius des Künstlers. SergePs Schätzung gegen diesen
seinen Lieblingsschiiler ging so weit, dass er ihn als den Würdig-
sten erklärte, sein Nachfolger zu seyn, und durch sein Ansehen
bewirkte, dass in einem kiinigl. Dekret die VVohntlng und Werk-
stätte, die Sergel bei seiner Zuriickkunft aus Rom auf Kosten der
Regierung sich erbaut und eingerichtet hatte, Byström zugesichert
wurden. Diese theure Hinterlassenschaft nach SergePs Tod in Be-
sitz zu nehmen, und zugleich auch" noch einen andern Plan
auszuführen, wozu Byström in der Stille schon alles vorbereitet
hatte, bewog ihn im Jahr 1815 eine Ileise nach Stockholm zu un-
ternehmen. Sergel hatte in seinen letzteren Schreiben mit einem
so lebhaften Enthusiasmus von den grossen Eigenschaften des neu-
erwiihlten Kronprinzen gesprochen, dass bei dem jungen Iiiinstler
das Verlangen aufblühte, die Aufmerksamkeit eines so erhabenen
Mäcenaten besonders auf sich zu ziehen. In dieser Hinsicht ver-
fertigte er die Statue von diesem Helden in colossaler Grösse, das
Haupt ausgenommen, welches er unbeendigt liess, um solches in
Schweden nach der Natur heimlich zu vollenden. Dieser Plan ge-
lang ihm auch auf das Gliicklichste, indem er bei seiner Ankunft
in Stockholm nicht allein das Bildniss des Kronprinzen, sondern
auch die des Königs und der Königin niotlellirte. Nun voll-
endete er die Statue und stellte solche eines Tages, da er bei dem
Kronprinzen zur Tafel geladen war, unvermuthet ihm als einen Be-
weis seiner hohen Ehrfurcht vor. Dieser Zug erregte bei dem Prin-
zen die bezielte Wirkung. Er dankte nicht allein dem Iiiinstler
für eine so angenehme Ueberraschung, sondern erklärte auch, dass
alle Arbeiten, welche Bystriim nach eigener Laune künftig verfer-
tigen werde, er als die seinigen betrachte, und ertheilte hiebei ihm
den bestimmten Auftrag zur Verfertigung von drei colossalen Sta-
tuen, welche die drei glorreichen Zweige aus dem herzoglichen
Hause Zweybriicken, die Könige Carl X., Carl XI. und Carl XII.
vorstellen.
Die erste Figur, welche Byström in Rom modellirte, und bald
darauf auch in Marmor ausfiihrte, war eine liegende, trunkene
Bacchantin, halb lebensgross. Sie erhielt so vielen Beifall, dass
er sie dreimal wiederholen musste. Weitere Arbeiten des Iiiinst-
lers sind: Ein berauschter Amor, der sich der Attribute des Wein-
gottes bemiichtiget hatte, in natürlicher Grösse; Bacchus in natür-
licher Grösse (später als Gegenstück der Ariadne); eine Tänzerin
lebensgross; Venus, die, um in das Bad zu steigen, ihre Haare
aufbindet, in natürlicher Grösse; die schlafende Juno, an deren
Brust der junge Herkules saugt, lebensgross; Apollo der Cither-
schläger, in ziatürlicher Grösse; die Statue des Königs von Sehwv