Buoninsegna ,
Duccio
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Geist, Geschmack und Fleiss beendigt wurde, dass sie allen
noch vorhandenen Denkmalen der byzantiniscli-toskanischen Schule
voranzustellcn ist. Bald nach Vollendung des Dombildes nimmt
Iiumohr das Todesjahr des Iiiinstlers an, dessen Wirksamkeit bis
zum Jahre 1235 aufwärts reicht, in welchem Jahre er als Bücher-
malär des Kämmerei-s in den Rechnungen des Archivs angeführt
wir
Den grössten Ruhm erwarb sich Dnccio durch die bezeichnete
grosse Altartafel, welche er von 1508 bis 1311 für den Dom von
Siena malte, wo man dieselbe noch wohl erhalten, obwohl nicht
mehr an ihrer alten Stelle findet. Vasari sah zu seiner Zeit dieses
VVerk nicht, und fiihrt daher nur nach eigenen und fremden Ver-
muthungen die zu Florenz, Pisa und andern Orten befindlichen
Bilder des Iiiinstlers an. Gegenwärtig befinden sich beide Seiten
der Tafel auseinandergesiigt im Chore des Domes, die Staffeln und
Giebel an den VVänden der Sakristei.
Die Biirger betrachteten die Stiftung dieses Bildes als einen ruhm-
vollen Festtag für ihre Vaterstadt, und brachten sie mit grossem
Festgepriinlge vom Hause des Künstlers nach dem Dom. Die Tafel
kostete 5010 Goldguldeil; davon erhielt der Künstler täglich sechs-
zehn sienesisehe Soldi, wie aus dem noch vorhandenen Vertrage
erhellt. S. denselben bei liumohr. Eine ausführliche Beschreibung
dieses inerlasviirtligen Bildes hat F. Iiöhler im Iiunstblatte 1827,
Nro. ig geliefert. Es stellt die Maidonna mit dem Iiinde dar, von
Engeln, Heiligen und den vier Schutzpatronen der Stadt umgeben.
Die andere, mehr in die Länge gedehnte 'l'afel zeigt die Leidens-
gesehiehte Jesu in vielen kleinen Feldern mit Figuren von sechs
Zoll Höhe. Beide genügen vollkommen, den Meister und die Höhe,
zu welcher er seine Iiunst brachte, kennen zu lernen. Sie beste-
hen aus Pappelholz mit lieilen von Iiastanienholz verbunden. Darü-
ber ist eine Leinvranxl gezogen, auf diese ein Gypsgruild, darauf
ein zweiter von blauer Farbe; dann folgt der Goldgrund und der
Axiftrag der Farben.
NVas die Auffassung der lWadonna betrifft, so ergibt sich aus
der Vergleichung mit Guidtfs (von Sicna) Bilde, dass Dnccio in
dem iiussern Umrisse den lierltölnmlichcn Typus beibchiclt, allein
dadurch, dass er die iibermenschliche colossale Grosse zurück auf
das natürliche lWIaass fiihrte, gelang es ihln zugleich den Ziigen
mehr Nliilde, dem Auge mehr mütterliche Liebe zu verleihen. Auch
das Iiind hat eine gefiilligere Form erhalten, als bei Guido; in
den Engeln, und besonders in den Iiiipfen der Ileiligen, ist cha-
ralttervwllcr Ausdruck. Noch mehr als in dem grossen Bilde zeigt
Dnccio bei den kleineren Bildern in dem Vermalen und Ausglei-
chen der Uehergiinge, so wie in der Iiraft der Schatten eine Fer-
tigkeit des Pinsels, dass man dabei an Luinfs Colorit erinnert
wird; denn er hat seiner Tempera einen solchen Fluss zu gehen
verstanden, dass man seine Bilder fiir Oelmalerci halten könnte;
Von andern Arbeiten, die man in Siena von ilun sieht, verdient
lnsonderheit ein Bild der alaatlelnischen Gallerie Erwähnung: die
Anbiätunfäf der Hirten und der drei Iionige. Der Name des Iiiinst-
lers ist nicht genannt, doch führte deriAbbate de Angelis in sei-
nem 1816 herausgegebenen nliaeconto del nuovo instituto delle
helle_arl1 Stabilito in Siena" dieses Bild mit gutem Grund unter
Duccids Namen auf. Zeichnung, Erfindung und Malerei stimmen
vollkommen mit den kleineren Bildern der Ältartafel überein. AUS-
gezeichnct schön ist die Cumposition, wo einer der Iiünige SiCll
lnedergeworfen hat, um dem Iiinde den Fuss zu küssen; es ist