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Buoninsegnn ,
Duccio
leistete Zahlungen von ihm ausgestellten Bescheinigungen unter-
zeichnete er sich: Miigr. Duccius olim boninsegne civis Sanensis,
und unter seinen Bildern schrieb er sich: "Duccins."
Mit Unrecht macht ihn Vasari zu einem Schüler Giottds, ohne
dass auch nur entfernter VVeise ein äusserer oder innerer Grund
für diese Annahme vorhanden wäre. Auch Baldinucci glaubte in
einem Gemälde (eine Verkiindigte), (lamals in Sta. 'I'rinitä zu Flo-
renz, die Schule des Giotto zu erkennen, womit jedoch Lanzi
nicht einverstanden ist. Der Generalvicar Titius von Siena, der
mehrere dicke Blinde Msmuscript hinterlassen hat, nennt ihn
einen Schiiler des Sienesers Segna, welcher um das Jahr 1508 noch
lebte. Andere sagen, dass dieser Segna, oder Buoniilsegna, der
Vater Duccius war, von dem sich in der Sammlung der sieneser
Akademie einige Bilder befinden.
Obgleich Vasari in dem Abschnitte, den er das Leben des
Dnccio genannt (I. 34,16 deutscher AusgJ, ganz ungewöhnlich ent-
haltsam ist. und kaum über die Andeutung des Ghiberti hinausgeht,
so entschliipften ihm selbst an dieser Stelle einige erweislich unbe-
gründete Angaben. Dazu gehört die von allen Neuern gläubig
nachgeschriebene Angabe ilessclben: dass Duccio jene Fussboilen-
Verzierungen aus mehrfarbigem MHJIIIOY erfunden habe, welche zu
den Merhwiirdigkeiteim des siencsischen Domes gChliL'C[l.' Die frü-
heste Erwähnung jener historisch verzierten Fussbötlen zu Siena
fiilill erst in das Jahr 1'115. In diesem, und in den folgenden Jah-
ren, wurden die TH-eppen und Zugänge zum Dome und zur Tauf-
kapelle mit verschiedenen Bildern geziert, welche indcss noch hei-
neswegs eigentliche Ilelldunliel waren, vielmehr nur NIiriirn-fliichcn
mit eingehauencn und durch schwarzcia Stucco ausgefüllten Umris-
sen. Also'xw'-ai' diese Kunst 130 Jahre nach der Lclwiisiiiihc des
Duccio, bei allseitig gesteigertem iiunstgcschiclse. doch nur immer
auf der ersten und nicdrigstml Stufe ihrer Entwicklung, und selbst
wenn wir annehmen Wollten, dass Duccio, wenn auch nicht das
wirkliche llellciuuhel, doch wenigstens jenes lNItrnmr-Niello möge
erfunden haben, so ist es doch nicht dieses, was Vasari uns be-
ZCiClIHBI, und überhaupt auch (lavon ginz nmevitschielcn, wie all:
dessen Erfindung sei und wo solche zuerst in Anwenltiiijr gelaunt-
men. Es ist übrigens ganz uiuvahrschcinlich, LlIlSS eine liiinstart,
welche Einsichten in die Gesetze der Beleuchtung uurl. ßeltannt-
schaft mit allen Vorthcilen der Schattengebung voraussetzt, schon
zu Ende des dreizehnten (irler zu ränfang des follfcniliru Jahrhun-
derts erfunden worden sci, in welcher Zeit die Fvlilcrei hanm an-
gelimgcn, durch leichte und höchst verblasene Schuttciltintcn clcin
Ausdrucke der Formen ein wenig nachznhelfen.
Dass Wrasari überhaupt von den [icbensumsrfiililiril, den YVerhcn
und Leistungen des eine unbestinnnte liiluilc erlangt.
hatte, beweist die Kargheit seiner Nachrichten, besonders aber die
irrige, sicher auf seinen eigenen ungefähren Vermuthuilgcii beru-
hende Angabe der Zeit, in welcher Duccio geblüht habe. Er
versetzt ihn in die Mitte des vierzehnten und sagt,
dass Duccio noch im Jahre 1571", einen Bau llllgcgilbüll habe, was
sich keinesweggbestätigt; aus den öffentlichen ljfichcrn von Siella
wissen wir, dass er schon um 1310 starb. Freiherr von iiuniohr
setzt die Zeit seiner Reife in das erste Jahrzehend des vierzehnten
Jahrhunderts, in welchem die oberste Staatsgewalt ihn offenbar be-
giiilstigte, da ihm zunächst die Altartafel der Kapelle des Rathhau-
ses, und um wenig Jahre später die grosse lhifel des Domes anl-
getragen wurde, welche ihrer Bestimmung nach nothivcndig die
wichtigste Aufgabe jener Zeit war, und in der That mit so vielem