Buonarotti,
Michel Angele.
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WDcä: Stlrenge der; Ausführung nach diirfte es eines der friihern
er e es iiinst ers se n. Diirer sah es schon 1521 in Brii e.
Es gibt eine alte Tradition, nach welcher das Bild, nach Geäitiia
bcßlillllnf, von holländischen liapern nach Amsterdam entführt
wurde. Unbekannt mit dessen Werth erstand es ein Kaufmann
aus Brügge um geringes Geld und schenkte es der Kirche zu U.
L. F. in seiner Vaterstadt. Lord VValpole bot verveblich 50,000 fl.
dafiir, die Franzosen aber fiihrten es umsonst 2138i! Paris. Im
Jahre 1815 kam aber dieses Meisterwerk zur grossen Freude der
lfiiuwohner wieder an seinen Platz.
In der kaiserl. Gallerie zu Petersburg ist eine sehr sehätzbare in
Farben ausgeführte Zeichnung mit dem Raub des Ganymed. Solche
Darstellungen von ähnlicher Ausführung sieht man in der Giusti-
nianischen Sammlung zu Berlin, wo sich auch die Leda befindet.
Qun-in Boel hat nach einem Gemälde der ehemaligen Briisseler Gal-
lerie einen Iiupferstich geliefert.
Im Ch. v. Mechels Vcrzcichniss der Gemälde der k. k. Bilder-
gallerie zu Wien sind vier Stücke als Werke Michel-Angelds
angegeben: der Raub des Ganymed durch den Adler, kleine Figu-
ren auf Holz gemalt; eine heil. Familie, ein ähnliches Gemälde;
ein allegorisches Bilg, der Traum des Mirihel-Angelo genannt.
Man sieht in demsel en einen nackten Jiinw in_ auf einem um e-
stiirzten steinernen Iiasten sitzen, in dessebn Irliöhle viele Larvgian
übereinander liegen. Er hält mit beiden Händen eine Weltkugel,
und gibt durch seine rasche Stellung zu erkennen, dass ihn der
Schall der Trompete, Worauf ein von oben gegen ihn herabfliegen-
der Engel bläst, schnell aufgeweckt habe. Um ihn her bilden die
VVolken einen Kreis, welcher stufenweise mit allerhand kleinen
Figuren und Gruppen besetzt ist, welche die sieben Haupt-
siinden vorstellen sollen. Dieses Bild ist auf Stein gemalt, 1 Fus
10 Zoll hoch und 1 Fuss 5 Zoll breit. Das vierte Gemälde stellt
Christus am Oelberge in zwei verschiedenen Handlungen vor, und
einfünftes, ein kleines Brustbild angeblich aus Michel-Angelds
Schule, schildert den Iiiinstler selbst, bejahrt, mit halbgrauen Haa-
ren und Bart, in schwarzem Kleide abgebildet. Man liest am Ran-
de: IL DIVIN MICHAEL ANGELO BONAHROTI FIOBENTINO.
In der gräflich Thurmschen Gallerie zu Wien ist das Hau t des
blinden Haman mi:t Lorbeern gekrönt und verschiedene Zeichnun-
gen in den Sammlungen dieser Kaiserstadt. Von seinen Cartons sind
überhaupt viele in den Gallerien zerstreut.
Noch müssen wir seiner Restaurationen vonAntiken erwähnen, die
damals neu aus dem Grabe erstanden. Hieher gehört der Laokoon,
der 1506 gefunden wurde. Er restaurirte den rechten Arm, der
aber verloren gegangen. Zu seiner Zeit kam auch der farnesische
Herkules und der Torso aus Licht, welcher letztere als Bruchstiick
stets Buonarottfs höchstes Vorbild blieb. Wie er aber die Antiken
im Ausdruck iibertrieh, zeigt auffallend sein ergänzter Kopf eines
Flussgottes im vatikanischen Museum. Er ergänzte ihn durch einem
1745er zum Tigris, und gab ihm einen Kopf, der seinem Moses
ähnelt- Er ergänzte auch den Kopf und die beiden Hände des
P1111115, in der Tribune zu Florenz, aber mit einer zum Ganzen
so vollkommenen Zusammenstimmung und Wahrheit, dass man das
Original nicht Vefmiggt,
lYIichel-Angelo ist eine, in ihrer Art einzige und von dem allgemei-
nen Charakter der ltiunst, die sich in Italien erhob, abweichende Erschei-
llung. Rafael zeigte den Gipfel der italienischen Kunst in der vorherr-
schenden allgemeinen Richtung, die sie bei ihrer Wiederauflebung im